Gedichte im Islam
Saadi am Grabe seines Sohnes

von Saadi aus dem "Fruchtgarten". aus dem Persischen übersetzt von Otto Hauser

Es ward mir ein Söhnlein geraubt in Sen'a;
Ich kann es nicht sagen, so ging mir das nah.
Kein Bild prangt wie Joseph in lieblichem Schein,
Der Walfisch der Gruft schlingt wie Jonas es ein.
Im Garten hier ragt kein Zypressenbaum, ach,
Der Sturmwind des Todes entwurzelt ihn fach.
Kein Wunder, dass Rosen entsprießen dem Staub,
Es fielen dem Staub ja so viele zum Raub.
0 stirb, Schmach der Menschen, so seufzte ich heiß,
Denn rein geht das Kind hin, befleckt nur der Greis.
Da war's, dass in Nerzleid und bitterem Grass
Am Grab einen Stein aus dem Hügel ich nahm.
Die Farbe verblich mir in Jammer und Graun,
Die Stätte so finster und enge zu schaue.
Als wieder dann wich, was den Sinn verstört,
Da hab' ich die Stimme, die liebe, gehört:
Wenn Schrecken dich fasst vor dem dunkeln Geheg,
Sei weise und sorg für ein Licht auf den Weg.
Das Licht guter Werke, das zünde dir an,
Und hell wie der Tag ist die Grabesnacht dann.
Es fiebert der Gärtner in Furcht manchen Tag,
Dass ihm seine Palme nicht Frucht bringen mag,
Doch meinen gar viele, die Weltlust berät,
Sie ernteten, ob sie auch niemals gesät.
Die Frucht isst, o Saal, nur wer sie gepflanzt;
Du erntest nur, wo du zu säen verstandet.

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