Gedichte im Islam
Mehlika Sultan

von Yahya Kemal Beyatli übersetzt von Prof. Annemarie Schimmel

Sieben, Knaben, die Mehlika liebten,
Zogen abends aus dem Stadttor fort.
Sieben Knaben, die Mehlika liebten,
Jeder liebte sie in Schwermut dort.

Seit wie ein Phantom die Weltenschönheit
Sie bis in die tiefsten Träume traf,
Gingen sie, um diese Rätselschönheit
Zauberhaft, zu sehn, bis zum Berge Kaf.

Gingen sie, von Trennungschmerz Erfüllte,
Auf dem Rücken tags des Mantels Tracht.
Wenn die Nacht des Tages Rand umhüllte,
Sprachen sie: "Vielleicht die letzte Nacht!"

Dieses Hoffnungsfremdland hat kein Ende.
Wege dehnen sich, das Herz wird matt.
Lebenslang geht jeder. Im Elende
Stirbt er, eh er noch erreicht die Statt.

Die Mehlika. voller Schwermut liebten,
Trafen, einen Brunnen ohne Rad.
Die Mehlika voller Schwermut liebten.
Scheuen Blickes sind sie ihm genaht.

Sahn im Spiegel eine Welt verloren,
Die umkränzt von Tod - Zypressen war -
Einen Hauch schien ihnen draus geboren
Jene Fee mit langem Aug und Haar.

Der betrübten Pilger Jüngster, Blasser,
Blickte lang in den verlassnen Quell,
Streifte ab sodann und warf ins, Wasser
Von der Hand den Ring aus Silber hell.

Als das Wasser wich, welch Traum erfüllt‘ sich!
Endlich ihrer Fahrten letzter Nu!
Eine Welt der Phantasie enthüllt‘ sich —
Alle wandelten dem‘ Zauber zu.

Sieben Knaben, die Mehlika liebten,
Kamen nicht, schon jahrelang ist‘s her.
Sieben Knaben, die Mehlika liebten,
Kommen, sagte man, wohl nimmermehr.

 

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