Es ist des Geistes wahre Nahrung fürwahr ein
alter edler Wein,
So farbig, dass der Kelch der Rose, der farb'ge, bleicht vor
seinem Schein.
Achatgestaltig saphirfarbig und mit Rubineseigenschaften -
Zum Phönix wird die Fliege, schlürft sie von ihm nur einen
Tropfen ein.
Zwar schmeckt er bitter, wie die Mahnung des Vaters, aber
heilsam wirkt er -
Für die, die Nicht'ges treiben, nichtig - doch Weisen wahrhaft
zum Gedeihn!
Gestattet ist er den Verständ'gen und untersagt ist er den
Toren,
Aus ihm entkeimt das Bös' und Gute - er ist der wahre
Prüfungsstein.
Ist's etwa Schuld des Rebensaftes, dass, wenn berauscht, in
finstre Trübe
Die Hand der Dummkopf steckt? Wir recken zu Gott empor sie
licht und rein.
Gestattet ist der Wein dem Weisen durch inneres
Verstandesurteil,
Doch dem versagt, durch äussre Satzung, der an Verstand und
Sinn gemein!
Der Wein ist nur versagt den Toren um ihrer eig'nen Torheit
willen,
Wie auch der Mond gespalten wurde für Glaubensleugner ganz
allein.
Wenn du den wein nach Denker weise nur schlürfest ganz wie
Alis Vater,
Dann wird bei Gott! Dein ganzes Wesen zum absoluten
Gottessein!
Anmerkung: Mit "Alis Vater"
mein der Autor Abu Ali ibn Sina sich selbst
(Quelle: Spektrum Iran 3, 2013)