Reise durch Persien

Reise durch Persien

1925 n.Chr.

Pierre Loti

Inhaltsverzeichnis

Vierter Teil

Auf einem Stück Papier, das ich im ersten Augenblick der Belagerung meinem treuesten Perser anvertraute, hatte ich in meiner Not einige Worte an den einzigen Europäer, der in Ispahan wohnt, an den Fürsten D..., den russischen Generalkonsul, gekritzelt. Mein belagertes Haus liegt zufälligerweise dem seinen ungefähr gegenüber, und alsbald sehe ich zwei kosakische Kerle, in der offiziellen großen Livree gekleidet, herbeieilen, alles verneigt sich vor ihnen. Man hat sie mir schleunigst gesandt, und sie überbringen mir jetzt die liebenswürdigste Einladung des Fürsten, bei ihm abzusteigen, und trotz der Furcht, unbescheiden zu erscheinen, bleibt mir wirklich nichts weiter übrig, als die Einladung anzunehmen. Ich willige also ein, den Platz zu räumen und mit erhobenem Haupte den beiden silbergalonierten Befreiern zu folgen, während die Menge, die im Grunde nicht bösartig, sondern vielmehr kindlich ist, mir eigenhändig mein Gepäck nachträgt. Im Hintergrunde eines großen Gartens – der natürlich voller Rosen, selbstverständlich aber hoch umfriedigt ist – liegt ein geräumiges, reinliches, helles Haus, und ich empfinde es als seltsames Wohlbehagen, als ein wunderbares Gefühl der Ruhe, daß ich mich nach dem täglichen Aufenthalt in den Lehmhöhlen, in dem Durcheinander der Karawansereien, plötzlich in einer Wohnung von europäischem Komfort, umgeben von orientalischem Luxus wiederfinde. Der Fürst und die Fürstin D... sind übrigens reizende Wirte, sie verstehen es, mich vom ersten Augenblick an fühlen zu lassen, daß ich ihnen nicht ein zufällig aufgelesener Wegelagerer, sondern ein erwarteter, willkommener Freund bin.

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