3. Meine Reise nach Ägypten
Meine erste Reise nach Ägypten.
Es war gegen das Ende des Jahres 1851, als ein Herr Reuter,
ein deutscher Kaufmann aus Magdeburg, der eben von einer in
Handelsgeschäften nach Syrien und Ägypten unternommenen Reise
zurückgekehrt war, mich in Berlin aufsuchte, um mir die Grüße
eines in Alexandrien ansässigen englischen Bewohners dieser
Stadt zu überbringen. Sein Name, Mr. Harris, war mir schon
damals wohlbekannt, obgleich er sich erst später in den
Bezeichnungen hochberühmter ägyptischer Papyrusrollen,
namentlich von Harris No. I., in den Sammlungen des Britischen
Museums in London wahrhaft verewigt hat. Seine reichen Mittel
erlaubten es ihm, Jahr um Jahr regelmäßig eine Winterreise auf
eigenem Nilschiffe nach Oberägypten zu unternehmen und
Altertümer aller Art, vor allem wertvolle griechische und
ägyptische Papyrus zu, nebenbei gesagt, überaus billigen
Preisen zu erwerben. Das Glück war ihm dabei außerordentlich
hold. So stieß er bei seinem Besuche einer Höhle voller
Krokodilmumien, gegenüber der Stadt Monfalut in Oberägypten,
auf einbalsamierte menschliche Körper, die mitten unter den
Ungeheuern, man weiß nicht aus welchen Gründen, ihre letzte
Ruhestätte gefunden hatten. Auf dem Leibe des einen entdeckte
er zwei umfangreiche Papyrusrollen, die mit griechischen
Buchstaben beschrieben waren. Sie enthielten die eine die
Reden des griechischen Redners Hypereides, die andere den
größten Teil der Homerischen Ilias. Beide Funde machten damals
gerechtes Aufsehen in der wissenschaftlichen Welt und der Name
Harris lebte in aller Munde.
Auf seinen Fahrten nach dem Oberlande pflegte er von einer
jungen Vollblutnegerin begleitet zu sein, die er an
Kindesstatt angenommen hatte. Ich habe sie später als
erwachsene Jungfrau persönlich kennen und ihren Geist hoch
schätzen gelernt. Sie hatte in England eine vorzügliche
Erziehung genossen, sprach und schrieb das Englische mit
außerordentlicher Feinheit, beherrschte daneben das
Französische, Italienische und Arabische und spielte in der
Gesellschaft von Alexandrien eine geradezu hervorragende
Rolle. Wenn auch ihr Negerantlitz an Schönheit alles zu
wünschen übrig ließ, so vergaß man in der Unterhaltung mit ihr
das Häßliche ihrer Rasse, denn neben ihrem Geiste besaß sie
eine gefällige Beredsamkeit und einen sprudelnden Witz, der
ihr die Herzen der Hörer sofort gewann. Nur das große
Vermögen, das nach dem Tode ihres Pflegevaters ihr durch
Testament zugesichert war, lockte manchen Freier an, allein
lächelnd bemerkte sie mir einmal: »Sagen Sie mir, welcher
Europäer wird mich bei einem solchen Gesichte aus reinster
Liebe heiraten?«
Auf dem »Hahnen-Hügel« von Alexandrien, in der Nähe der
Festungswerke, die mit großer Wahrscheinlichkeit die Gräber
Alexanders des Großen und der Ptolemäer bedecken, besaß Mr.
Harris ein hübsches Haus mit einer reizvollen Aussicht über
die unten liegende Stadt und das weite blaue Meer im
Hintergrunde. Einen großen Teil der vornehmen Villa nahmen die
antiquarischen Schätze ein, die ein vollständiges Museum
seltener und kostbarer Antiken bildeten, um freilich nach dem
Tode des Vaters in alle Winde hin durch Verkauf zerstreut zu
werden. Mr. Harris war nicht nur ein Amateur im gewöhnlichen
Sinne des Wortes, sondern ein besonnener und scharfsinniger
Forscher, der mit der Hieroglyphenschrift, soweit sie damals
erschlossen vorlag, bekannt war und manche wertvolle
Publikation in englischer Sprache veröffentlicht hatte, welche
die Früchte seiner Studien in den oberägyptischen Tempeln
enthielten. Eine seiner wichtigsten Entdeckungen betraf die
geographische Bedeutung gewisser listenförmig geordneter
Hieroglyphen, in denen er mit großem Scharfsinn die Namen und
die Folge der altägyptischen Provinzen (Nomen) Ober- und
Unterägyptens vermutete. Seine durchaus richtige Ahnung
bildete die Grundlage aller meiner späteren geographischen
Arbeiten über Ägypten.
Der deutsche Kaufmann, von dem ich vorher gesprochen hatte,
behauptete, ein Freund des Mr. Harris zusein, in dessen
Auftrage er mich zu einer Reise nach dem Nilthale einlud, um
die Gastfreundschaft des sammelnden Engländers in vollstem
Umfange zu genießen. Er verschwieg mir es nicht, daß Mr.
Harris eine heiratsfähige schwarze Tochter von großem Geiste
und Verstand besäße, allein ich wies ihm meinen Trauring und
machte es ihm dadurch klar, daß ich bereits »versagt sei« und
deshalb auf Fräulein Harris samt ihren Reichtümern und dem
ägyptischen Museum verzichte. Mit tiefem Bedauern bin ich im
vorigen Jahre erst, während meines letzten Aufenthaltes in
Ägypten, durch ein Schreiben der unglücklichen, nunmehr recht
alten schwarzen Dame belehrt worden, daß sie nach dem Tode des
Vaters um ihr gesamtes Vermögen gekommen war, so daß sie sich
in bitterster Not befand.
Damals nahm ich mir die Freiheit, meinem hohen Gönner A.
von Humboldt von der verlockenden Einladung des Herrn Harris
gelegentlich Mitteilung zu machen, und er fand sie so wichtig
für meine ägyptischen Studien, daß er mir das Versprechen gab,
dem Könige davon Kenntnis zu geben und mir die notwendigsten
Mittel zu einer wissenschaftlichen Reise nach Ägypten in
Aussicht zu stellen. Die Hoffnung, die erforderliche Geldsumme
aufzutreiben, war freilich recht schwach. Lepsius' Reise hatte
etwa hunderttausend Thaler gekostet und seit dieser waren erst
kaum zehn Jahre verflossen. Der König und der Staat hatten
gegen das alte Ägypten ihre vollste Schuldigkeit gethan und
dazu traten die Kosten für die Veröffentlichung der
»Denkmäler«, welche die Hauptergebnisse der ersten preußischen
Expedition in prächtigster Ausführung der Tafeln enthalten
sollten. Des Königs Großmut war außerdem durch viele andere
Unterstützungen auf wissenschaftlichem Gebiete in Anspruch
genommen, so daß man mit dem Gelde ernstlich rechnen mußte.
Humboldts Bemühungen, die Reise dennoch zu ermöglichen, fanden
beinahe keine Grenzen und es ist rührend, die Briefe zu lesen,
die er mir fast täglich schrieb, um mich über die guten
Aussichten oder die Mißerfolge seiner Schritte im Laufenden zu
erhalten. Mit Anspielung auf eine altägyptische Göttersage
suchte er mich zu überzeugen, daß es sich nicht bloß um das
Reisegeld, sondern damit auch um einen Kampf des bösen Typhon
gegen den guten Osiris handele. Da er aber einmal die
Angelegenheit in seine Hände genommen, so wolle er sie auch
bis zu Ende durchführen.
So heiß meine Sehnsucht nach meinem gelobten Lande an den
Ufern des Niles war, so hätte ich um alles in der Welt nicht
gewagt, durch eigenes Bitten dem liebenswürdigen Greise lästig
zu werden, denn es gab damals eine Menge dii minorum gentium,
die auf dem Wege der Hintertreppe seine Güte in geradezu
unerlaubtem Maße und mit schamloser Dreistigkeit mißbrauchten
und um Unterstützungen, Stellungen und sogar
Ordensauszeichnungen sich an die Großmacht seines berühmten
Namens und an seinen Einfluß auf den königlichen Freund
wandten. Mit den aufreibenden Arbeiten für die Herausgabe des
»Kosmos« beschäftigt, der von Bogen zu Bogen im Druck
vorwärtsschritt (Prof. Buschmann besorgte die Reinschrift des
bekanntlich schwer leserlichen Manuskriptes, das später, bald
nach dem Tode A. von Humboldts, von dem Kopisten dem damaligen
Kaiser Napoleon III., in Begleitung eines Schreibens, als
Eigentum überreicht wurde), außerdem durch eingetretene
körperliche Schwäche infolge seines zunehmenden Alters des
Mutes energischer Abwehr beraubt, war er genötigt viele
Stunden seiner kostbaren Zeit aufdringlichen Bittstellern zu
opfern und sich mit»Bettelbriefen« und mit Besuchen bei
Personen zu beschäftigen, die ganz außerhalb seiner
wissenschaftlichen Kreise standen.
Meine Reisehoffnungen schienen langsam einzuschlummern. als
eine in den Zeitungen verbreitete Nachricht ihnen einen neuen
Anstoß gab. August Mariette, ein französischer Archäolog,
dessen spätere herzliche Freundschaft zu mir nur mit seinem
Tode (1881) erlosch, hatte das unerwartete Glück gehabt, die
Grabstätten der heiligen Apis-Stiere im sogenannten Serapeum
bei Memphis aufzufinden und unter dem tiefen Sande der Wüste
hinter dem heutigen Dorfe Abusir und in der Nähe der
Stufenpyramide von Sakkarah auf ebenso zahlreiche als
wertvolle Denkmäler der Vorzeit zu stoßen. Darunter befand
sich, nach den Mitteilungen der Tagesblätter, ein
unglaublicher Reichtum beschriebener Stelen oder Denksteine,
und nicht am wenigsten solcher, die mit demotischen
Inschriften bedeckt waren. Sie blieben unverstandene Rätsel,
da sich außer mir niemand damals mit der Entzifferung der
ägyptischen Volksschrift befaßt hatte. Welche Ernte durfte ich
erwarten und wie schlug mein Herz bei dem Gedanken an die
Hebung wirklich geschichtlicher Schätze!
Was beinahe unmöglich schien, wurde mit einem Male zur
vollen Wirklichkeit. Alexander von Humboldt, kräftig von dem
Geheimen Kabinettsrat Illaire unterstützt, verstand es durch
den Hinweis auf die Marietteschen Funde, die Begeisterung des
edlen und großmütigen Königs zu erwecken, und 1500 Thaler
wurden mir für die Dauer eines Jahres zu einer Reise nach dem
Lande meiner sehnsuchtsvollsten Wünsche bewilligt. Keiner
konnte glücklicher sein als ich und mit überstürzender Eile
traf ich alle Vorbereitungen zu meiner Abreise, die auf den
Anfang des Monats Januar 1853 angesetzt wurde.
In Deutschland gehörten in der damaligen Zeit Wanderungen
nach Ägypten zu deu Seltenheiten, nicht so in Frankreich und
England, von wo der Reisezug alljährlich eine Menge von
Besuchern nach dem Pharaonenlande führte, um an Ort und Stelle
die Wunder der Vorzeit kennen zu lernen und, wie in einer
Schule, der Erinnerung an längst vergangene Geschichten ihre
ganze Aufmerksamkeit zu schenken. In meinem Vaterlande war man
noch nicht daran gewöhnt, sich ohne weiteres und aus bloßer
Neugierde oder aus Wissensdurst den möglichen Gefahren einer
so weiten Reise übers Meer nach Afrika auszusetzen und wenn es
geschah, so ordnete der besonnene Mann sein Haus für den Fall
seines Todes und traf alle Maßregeln, um sich vor den
schädlichen Einflüssen des fremden Klimas zu schützen. Er zog
vorher genauere Erkundigungen über Land und Leute in jener
fernen Welt ein, denn einen »Bädecker, Ägypten« gab es noch
nicht, vielmehr war der einzelne darauf angewiesen, sich aus
den bekannteren Reisewerken, besonders aus den »Reisebriefen
aus Ägypten« des Professor Lepsius, den nötigen Rat und
Beistand zu erholen.
Die Vorbereitungen innerhalb und außerhalb meiner vier
Pfähle waren bald erledigt und selbst das dickste wollene
Unterzeug blieb nicht vergessen, um den Leib vor Erkältungen
zu hüten, und so nahm ich Abschied von meinen Lieben, die mich
mit Segenswünschen und Thränen überschütteten, um in
Begleitung meines Vaters zunächst über Prag und Wien die Reise
nach der Hafenstadt Triest anzutreten. Er ließ es sich einmal
nicht nehmen, mich wenigstens bis nach dem Hafen zu führen, um
Zeuge meiner Einschiffung zu sein. Es war bitterkalt, wir
reisten dritter Klasse, die Beförderung auf dem Schienenwege
ging ziemlich langsam von statten, wurde am Semmering hinter
Wien unterbrochen und hörte überhaupt bei Laibach vollständig
auf. Man war gezwungen, sich eines Postwagens zu bedienen, um
die letzte Strecke über den traurig öden und fast
vegetationslosen Karst bis nach Triest zurückzulegen. Auf
diesem Wege hatten wir zuguterletzt die unangenehme
Überraschung, von einem Borasturm überfallen zu werden, der
mit orkanähnlicher Gewalt über das grenzenlose Steinmeer
dahinfegte, so daß die Postpferde nur noch im stande waren, im
langsamsten Schritte den schweren Wagenkasten fortzubewegen.
Der Anblick des blauen Meeres von der Höhe der Poststraße
unmittelbar vor Triest aus entschädigte reichlich für die
ausgestandene Kälte, und wohlgemut bezogen wir ein kleines
Albergo in der Hafenstadt mit ihrem durchaus italienischen
Anstrich.
Wie bei allen meinen früheren Reisen, so hatte auch diesmal
Alexander von Humboldt es für gut befunden, mich vor meiner
Abreise mit Empfehlungsschreiben zu versehen, die mir zum
größten Vorteil gereichten und mir Haus und Herzen öffnen
halfen. Das Schreiben an den Engländer Harris in Alexandrien,
von dem sich mein hoher Gönner die größten Erfolge versprach,
hat ein merkwürdiges Schicksal gehabt. In seinem letzten
Briefe, worin ich zugleich eine große Reihe von Aufträgen zu
genauen Beobachtungen geologischer und physikalischer Natur
empfing, schrieb er mir: »Hier, mein teurer Br., ist der Brief
an Herrn Harris, in dem ich listig alles zusammengedrängt
habe, was ihm angenehm und Ihnen nützlich sein kann.« Die
Empfehlung war in französischer Sprache abgefaßt, nicht in
englischer, wie man es nach der Abstammung des Adressaten
hätte erwarten können. »Ich spreche und lese das Englische mit
vollkommenstem Verständnis, sagte mir Humboldt eines Tages,
aber ich habe nie gewagt, es zu schreiben. In seiner
scheinbaren Einfachheit bietet es die größten stilistischen
Feinheiten und darum Schwierigkeiten dar, denen ich mich nicht
gewachsen fühle«.
Den Inhalt der »listigen« Empfehlung habe ich durch einen
seltsamen Zufall erst vor zwei Jahren kennen gelernt und ich
darf ihn ungescheut veröffentlichen, da er seit etwa 20 Jahren
jedermann zur Kenntnis vorlag. Mein langjähriger Freund der
Afrikareisende Professor Dr. Schweinfurth zog ihn vor mehreren
Jahren mitten aus einem Haufen alter Papiere und Schriftstücke
hervor, die in dem früheren Douane-Gebäude von Alexandrien
aufgespeichert lagen. Bei einer flüchtigen Durchsicht erkannte
er die Handschrift seines großen Kollegen Alexander v.
Humboldt auf dem Briefumschlag. Er hatte nichts Eiligeres zu
thun, als ihn für sich zu erbitten, ohne eine Auskunft darüber
erhalten zu können, wie das Schreiben überhaupt an diesen Ort
gelangt war. Nach seiner Rückkehr bereitete er mir die
angenehme Überraschung, mir die 40 Jahre alte Empfehlung als
mein Eigentum zu überreichen. Sie lautet wörtlich:
Monsieur!
Je ne pouvais laisser partir un jeune Savant, Mr. Brugsch,
auquel je suis vivement attaché, sans profiter de cette
occasion pour Vous offrir, Monsieur, l'hommage de ma
reconnaissance qui vous est due de la part de tous ceux qui
suivent avec intérêt les immenses progrès de l'Archéologie
égyptienne. Vous avez profité noblement avec succès de la
position élevée dans laquelle Vous Vous êtes trouvé, en
réunissant tant de documents démotiques, en découvrant le
fragment précieux de l'orateur Hyperides et d'après ce que
l'on nous annonce un fragment de l'Jliade! Que mon jeune ami,
aussi distingué par l'étendue et la solidité de ses
connaissances que par la douceur de son caractère, serait
heureux de jouir de la Protection que j'ose réclamer pour lui
auprès de Vous!
C'est d'après les ordres de mon Roi que le Dr. Brugsch, qui
sur ma recommandation a été reçu avec une grande bienveillance
à Paris, à Leyde et à Turin, se rend, pour une année, en
Égypte. Le Roi le connaît et le chêrit personnellement. Au
milieu des agitations politiq ues de l'Allemagne le Roi ne
cesse de se mettre au courant de tout ce qui nous revèle le
merveilleux et antique état de culture sur les bords du Nil et
de l'Euphrate, à Thèbes comme à Nimrond et à Khorsabad. Votre
dernière mémoire, Monsieur, que j'ai eu le plaisir de mettre
sous les yeux du Roi, a fixé son attention dans une de nos
soirées de Charlottenbourg q ui est le Sanssouci d'hiver pour
la Cour de Prusse.
Veuillez bien, je Vous en prie, Monsieur, excuser
l'illisibilité de ces lignes tracées par un savant »antédiluvien«
et agréer l'expression de ma plus haute et plus sincère
considération.
à Berlin ce 26 Déc. 1852.
V. t. h. et t. d. serviteur.
Le Baron de Humboldt.
Ein letzter Segenswunsch des Vaters, und der Dampfer stieß
in See. Fern sei es von mir, den Leser mit der Schilderung
meiner Überfahrt von Triest nach Alexandrien auf einem winzig
kleinen Schiffe des Österreichischen Lloyd zu langweilen. Nur
das Eine bleibe nicht unerwähnt, daß ich bei einem
ungewöhnlichen Sturme auf dem Adriatischen Meere, – ich war
seekrank, wie nur einer es sein kann –, fast den Kopf verlor,
als mitten in dem Wogenschwall einer der beiden oszillierenden
Zylinder der Dampfmaschine einen Bruch bekam, so daß die Segel
aufgesetzt werden mußten, um dem zweiten Zylinder die Arbeit
zu erleichtern. Indes wir erreichten glücklich die Insel Korfu
und wechselten das Schiff mit einem noch kleineren Raddampfer,
um vier Tage später in A lexandrien glücklich einzulaufen. Auf
dieser ersten Fahrt, die ich in den späteren Jahren meines
Lebens mindestens fünfzigmal wiederholt habe, in einem
einzigen Jahre, 1874, sogar dreimal, lernte ich weniger die
feste Bauart und Eleganz, als vielmehr die seemännische
Kenntnis, Ruhe, Besonnenheit und Nüchternheit der Offiziere
und der gesamten Schiffsmannschaft des Österreichischen Lloyd
hoch schätzen und ich blieb der Gesellschaft treu mit zwei
Ausnahmen, die durch die zwingendsten Umstände geboten waren.
Einmal benutzte ich die Fahrgelegenheit eines französischen
Messagerie-Dampfers, von Marseille nach Alexandrien über
Messina, das andere Mal eines englischen P. O.
Company-Schiffes, ohne mich auf beiden besonders behaglich
gefühlt zu haben, wenn auch die französische Heiterkeit von
der englischen Steifheit, wenigstens nicht-englischen
Reisenden gegenüber, in angenehmster Weise abstach. Einen
Übelstand hat allerdings der Lloyd, der von den Schiffsgästen
ohne italienische Sprachkenntnis bis auf den heutigen Tag
schwer empfunden wird, ich meine die mangelhafte Kenntnis oder
die vollständige Unkenntnis der deutschen Sprache bei
dem.gesamten Schiffspersonal.