Karl und der Islam
Aus dem Buch "Kaiser Karl und seine Paladine" von Felix
Dahn (1834-1912) über das Leben Karls des Großen.
Schon Karls Vater, König Pippin, hatte nicht nur
feindliche, auch freundschaftliche Beziehungen zu arabischen
Fürsten gepflegt. Zwar den Ungläubigen in Spanien, diesen
bösen Nachbarn, konnte der Frankenkönig nur mit Schild und
Schwert entgegentreten: Pippin hatte durch eine Erhebung der
christlichen, westgotischen Bevölkerung in dem von den Arabern
noch immer beherrschten ehemaligen» Gotien« im Jahre 752 die
Städte Nîmes, Maguelonne, Agde, Beziers und ebenso im Jahre
759 Narbonne, die letzte Trutzfeste der Mohammedaner nördlich
der Pyrenäen, gewonnen: den (west)gotischen Einwohnern war im
voraus versprochen worden, dass sie auch unter fränkischer
Herrschaft nach ihrem gotischen Recht sollten leben dürfen.
Wenige Jahre vorher war die Herrschaft des Hauses der
Omaijaden in Asien durch die Abbassiden gestürzt worden (750):
doch ein Sprössling jenes Geschlechtes, Abderrachmán, war nach
Spanien gekommen, hatte dort zu Cordoba ein unabhängiges
Omaijadenreich gegründet (756) und gegen einen Angriff des
abbassidischen Kalifen von Bagdad erfolgreich verteidigt. So
hatten denn dieser Kalif, Almanßur, und König Pippin einen
gemeinsamen Feind in dem Omaijaden zu Cordoba.
Dies führte zu freundschaftlichen Beziehungen zwischen
beiden: im Jahre 765 ging eine fränkische Gesandtschaft,
wahrscheinlich in Erwiderung einer abbassidischen, nach Asien
in das ferne Bagdad. Aber auch in Spanien standen häufig die
Fürsten einzelner Städte in Waffen wider den Omaijaden zu
Cordoba: solche riefen dann wohl fränkische Hilfe an. So tat
denn auch im Jahre 777 der Statthalter (» Wali«) von Barcelona
und Gerona: als Karl tief im Sachsenlande lagerte, erschienen
Gesandte dieses Häuptlings und riefen seinen Schutz an.
Gegen einen Feldzug jenseits der Pyrenäen, in völlig
unbekanntem Lande, gegen unbekannte Feinde sprach gar
mancherlei, zumal solange noch viel wichtigere Aufgaben in der
Nähe der Lösung harrten. Allein unwiderstehlich drängten zu
diesem Unternehmen die beiden mächtigsten Gewalten in Karls
großer Seele: einmal die tiefe, tateifrige Frömmigkeit und
dann die leidenschaftliche Lust an Kampf, Eroberung,
Machterweiterung. Schon damals, lange bevor die Kaiserkrone
ihn schmückte, war Karl von der Überzeugung durchdrungen, er
sei von Gott berufen, » allüberall« die Kirche zu schützen und
den rechten Glauben zu verbreiten: daher sein Kampf für den
Papst gegen die Langobarden, daher seine großartigen
Bemühungen, die heidnischen Nachbarn ringsum: Sachsen, Avaren,
Slaven zu bekehren. So aufrichtig, so frei von jeder Heuchelei
dieser Glaube war, so höchst angenehm empfand es doch der
kampffreudige Held, der machtgierige König, dass ihm jene von
Gott auferlegte Pflicht für den Glauben zugleich den Krieg
gegen jene Heiden und die Unterwerfung ihrer Länder
auferlegte: die Befriedigung seiner heißesten Leidenschaften
schien so als gottwohlgefällige Erfüllung frommer Pflicht.
In angenehmster Mischung von christlichem Glaubenseifer und
von heldenhafter Lust an Heerfahrt und Eroberung ließ sich
Karl auf das weitaussehende Unternehmen ein: gerade auch
solche Fahrt in unbekannte Länder und Gefahren reizte ihn. Er
hat, im Unterschied von seinem maßvollen, vorsichtig
nüchternen Vater, einen großartigen, aber ein wenig
phantastischen Zug ins Weite, in die Ferne, in das
Ungemessene. Im folgenden Jahre (778) begann er nach
sorgfältigen, großen Vorbereitungen den Feldzug über die
Pyrenäen: aus seinem eignen Munde wissen wir, dass ihm wirklich
die Eroberung von ganz Spanien, die Zerstörung der arabischen
Herrschaft daselbst, die Befreiung der spanischen Christen von
dem Joche der Ungläubigen als Ziel vorgeschwebt hat.
Aber dieser spanische Krieg sollte der einzige von dem
großen Feldherrn in Person geleitete Waffengang werden, der
völlig scheiterte. Den Plan dieses seines zweiten großen
Feldzugs entwirft er in völlig gleicher Weise wie den des
ersten, des Langobardenkrieges von 773. Auch hier zwei Heere,
welche auf zwei verschiedenen Straßen vordringen, erst in
Feindesland sich vereinen. Von Nordwest nach Südost
hinziehend, bilden die Pyrenäen die natürliche Grenze zwischen
der iberischen Halbinsel und Frankreich. Dementsprechend
wählte Karl seine zwei Straßen von Nordosten und von
Nordwesten: das eine Heer, bestehend aus dem Aufgebot der
östlichen Gebiete Karls: also der Bayern, Alamannen,
Ostfranken, Burgunden, wie der vor kurzem erst unterworfenen,
aber schon zur Heeresfolge herangezogenen Langobarden, dem aus
der Provence und dem ehemals gotischen Septimanien, zog über
die Ostseite der Pyrenäen: also über Narbonne und Urgel. Ein
Blick auf die Karte zeigt, dass für diese Scharen jeder andre
Weg ein sinnloser Umweg gewesen wäre. Der Befehlshaber dieses
Heeres wird uns nicht genannt. Das zweite Heer führte Karl
selbst; es bestand aus den Völkern des Nordwestens (also
Aquitaniern, Neustriern, Bretonen, salischen Franken und
Friesen). Es zog auf dem westlichen Wege durch das Land der
Basken, wohl über St. Jean-Pied de Port, Burguet und den Paß
von Ronceval auf Pampelona: erst vor Saragossa vereinten sich
beide Heere. Wenn das Unternehmen fehlschlug, so lag der Grund
nicht in den kriegerischen, sondern in den politischen
Verhältnissen. Karls arabische Verbündete, welche ihn gegen
Abderrachmán, den Omaijaden zu Cordoba, zu Hilfe gerufen
hatten, waren vor seinem Eintreffen in Krieg untereinander
geraten und zum Teil durch diese Kämpfe, zum Teil von dem
Omaijaden vernichtet worden. Schwerer noch wog, dass die
christlichen Goten und die christlichen Basken in Spanien, zu
deren Beschützung und Befreiung dieser »Kreuzzug« hatte dienen
sollen, feindlich gegen Karl auftraten: sie wollten lieber als
die fränkische Herrschaft anerkennen sich der Araber allein
erwehren, ja sogar Verträge mit diesen schließen. War doch
auch die Lage der Christen unter der Herrschaft des Islam,
falls sie nur die Schatzung zahlten, eine keineswegs
gedrückte: jedenfalls eine höchst beneidenswerte, verglichen
mit der der heidnischen Sachsen unter der Herrschaft Karls:
die Sachsen wurden vor die Wahl gestellt: Taufe oder Tod: die
Christen in Spanien durften unter der Herrschaft der Araber
ungestört ihren Gottesdienst halten.
In den Bergen von Asturien aber hatte das kleine Häuflein
von Goten, welche sich aus der Schlacht bei Xeres de la
Frontera am Guadalete (711) gerettet, Freiheit, Volkesart und
Glaube unter Führung des sagenhaften Helden Don Pelayo bewahrt
und allmählich wieder mehr Land gewonnen, begünstigt durch die
unaufhörlichen Kämpfe der Araber und Berber untereinander.
So war nach und nach ein kleines christliches Königreich
Asturien erwachsen: die Hauptstadt, Pampelona, lag in der
Landschaft Navarra, auch viele christliche Basken der
Pyrenäen, von den Arabern nie unterworfen, gehörten zu diesem
Staat. So feindlich verhielten sich aber jetzt diese Goten und
Basken, – unbestimmbar, ob mit den Arabern verbündet oder für
sich allein – zu den Franken, dass Karl mit dem Westheer
Pampelona, das auf seinem Wege lag, erstürmen mußte. Er
überschritt nun in einer Furt den Ebro und zog gegen
Saragossa, vor dessen Mauern er sich mit dem Ostheer
vereinigte. Die Stadt konnte doch nicht bezwungen werden:
offenbar, weil die vorausgesetzte Mitwirkung der arabischen
Verbündeten versagte: einer hatte vor Karls Erscheinen in
Spanien den Untergang gefunden, den andern führte Karl jetzt
bei dem Rückzug in Ketten mit nach »Francien«.
Ob der Rückzug wieder auf zwei Straßen erfolgte, wissen wir
nicht; fest steht nur, dass Karl sein Heer wieder auf dem
westlichen Wege zurückführte: er zerstörte jetzt Pampelona
oder doch die Mauern der Stadt, die er nicht behaupten konnte
und in feindlichen Händen nicht lassen wollte. Als nun das
Heer nördlich von Pampelona die Pyrenäen überschritt, da
geschah in der Schlucht von » Ronceval« (am 15. August 778)
jener Überfall der fränkischen Nachhut, von dem
jahrhundertelang Lied und Sage erzählt haben: denn hier fiel »
Roland der Held«. Derselbe gehört nicht nur der Sage an: die
gleichzeitigen Geschichtsquellen wissen von einem Hruotlandus,
Markgraf der bretonischen Mark (Bretagne), der hier den Tod
fand mit dem Pfalzgrafen Anshelm und dem Tafelwart Eggihard (
seniskalkus, der für die königliche Tafel zu sorgen hat; es
ist das Amt, das im Nibelungenlied Herr Rumold der
Küchenmeister bekleidet). Wahrscheinlich begegnet Rolands Name
und Unterschrift (»Rotlan, comes«) auch in einer Urkunde des
Abtes Fulrad von St. Denis (oben S. 32) vom 25. Dezember 776:
hier steht er als Zeuge neben und mit demselben Pfalzgrafen
Anshelm, neben und mit dem er bei Ronceval fallen sollte. Er
war wohl hervorragend unter Karls Paladinen: denn die
bretonische Mark wurde stets nur ausgezeichneten Männern
anvertraut, die keltischen Clane jener Landschaft mußten gar
oft mit dem Schwert in Gehorsam gehalten werden. Das ist
alles, was die Geschichte von dem viel gefeierten Helden der
Sage zu berichten weiß. Es ist vielleicht bezeichnend für
»Rolands« gefürchtete Tapferkeit, dass nicht solang er waltete,
erst nach seinem Fall die Bretonen wiederholt (786, 789, 811)
zu den Waffen greifen, obwohl auch Rolands Nachfolger im
Markgrafentum (oder doch in den Kämpfen) daselbst, Andulf und
Wido, ausgezeichnete Paladine Karls waren, die stets rasch mit
ihnen fertig wurden. Dem Seniskalk Eggihard hat ein
Zeitgenosse eine rührende Grabschrift verfaßt, aus welcher wir
auch den Tag des Gefechts erfahren:
Grabschrift des
Aggiardus.
Unter dem schmalen Gestein sind hier die Gebeine gebettet,
Aber die Seele flog hoch zu den Sternen empor.
Edlem Geschlecht entstammt, aus dem tapfern Volke der Franken,
Milde war er und sanft, freundlich von Sitten und Art.
Ach kaum war ihm der Flaum auf den rosigen Wangen entsprossen,
Ach dass früh, vor der Zeit, blühende Jugend auch stirbt.
Aggiard war er benannt, wie sein Vater vor ihm genannt war
Und in des Königs Palast pflog er erhabenen Amts.
Ihn hat der Tod uns entrafft durch das Schwert, unersättlich
im Raube,
Aber das ewige Licht zog ihn zum Himmel hinauf.
Als der gewaltige Karl aus dem sandigen Spanien heimzog,
Starb er: nur für die Welt, aber er lebt nun für Gott.
Ihn betrauern zugleich in betrübtem Herzen die Franken,
Ihn Aquitanien, ihm weinet Italien nach.
Liegt er auch hier in der Gruft, ist er doch in dem Fleisch
nur begraben.
Aufwärts schwang er zu Gott hoch sich auf schimmerndem Pfad.
Die Angreifer waren nicht Araber, sondern christliche
Basken, Untertanen des Königs von Asturien, welche, von Anfang
feindlich, jetzt wohl den Brand von Pampelona rächen,
vielleicht aber auch bloß Beute machen wollten und deshalb
gerade lediglich den Troß, das Gepäck überfielen. Den Vorgang
selbst schildert sehr anschaulich Karls Lebensbeschreiber,
Einhard. »Während das Heer in lang auseinandergedehntem Zug,
wie dies der enge, schmale Paß nötig machte, sich fortbewegte,
brachen plötzlich die Vaskonen aus einem auf dem höchsten
Gipfel des Berges gelegenen Hinterhalt – die dichten Wälder,
deren es dort noch viele gibt, sind für Hinterhalt sehr
geeignet – auf den letzten Teil des Trosses und die zur
Deckung der Nachhut bestimmte, dieser unmittelbar
voranschreitende Schar (– diese Deckungsmannschaft offenbar,
nicht den Troß, befehligten jene vornehmen und auserlesen
tapfern »Paladine«) – von oben her ein, warfen sie (man sieht
es: von dem Saumpfad längs der »Bergleite«) in die darunter
liegende Schlucht hinab, erschlugen dort im Handgemeng alle,
plünderten das Gepäck und stoben unter dem Schutz der bereits
einbrechenden Nacht mit größter Schnelligkeit nach allen
Richtungen auseinander.«
Er schließt: »hier fielen gar viele der Höflinge (aulici =
palacini = Paladine), welchen der König den Befehl über diese
Scharen anvertraut hatte, eine Wunde, deren Schmerz die Freude
über alle Erfolge in Spanien (diese waren aber recht gering!)
in des Königs Seele trübte«. »Ronca-vallis« ist wohl nicht
»Dorn-Tal«, von ronca, Gedörn, sondern »Reute-Tal«, von
roncare, runcare,, schneiden, von Unkraut und Gestrüpp säubern
oder vielleicht »Runzeltal«, von Runca, Falte, Krümmung,
Einschnitt; letzteres ist aber weniger anzunehmen; übrigens
liest man auch Roscida-vallis. Roland aber ward in Lied und
Sage das edle Heldenbild ritterlichen Ehrenstolzes und der
Treue gegen den König bis in den Tod.
Nach Chasseneuil, wo er Frau Hildigard zurückgelassen,
heimgekehrt, fand Karl, dass sie ihm Zwillinge, zwei Knaben,
geboren hatte, von denen der eine, Lothar, bald starb, der
andre aber, Ludwig, von allen Söhnen allein den Vater
überleben und das Reich erben sollte. Ludwig der Fromme war
durchaus kein Held und keine königliche Natur: die Sage hat
mehrere Söhne Karls in ungünstigem Lichte dargestellt. Seine
andern Söhne von Hildigard, Karl und Pippin, waren aber sehr
tüchtige tapfere Männer (s. unten Karl und sein Haus). Drei
Jahre darauf schon erhob Karl das Kind Ludwig zum »König von
Aquitanien« d. h. dem Lande zwischen Loire und Pyrenäen. Der
Regierung dieses Knaben, die meist zu Toulouse ihren Sitz
hatte, lag es nun ob, die Grenzen gegen die Araber zu sichern
und gelegentlich in den Pyrenäen, auch wohl jenseit derselben
weiter vorzuschieben; denn damals (778) war die geplante
Anlegung einer »spanischen Mark« nicht gelungen. Eine solche
»Mark« war ein Vorland, oft bestrittenen Besitzes, zwischen
dem Reich und unabhängigen Nachbarn, durch Burgen und
Grenzwehren zur Verteidigung, auch wohl zum Ausfall bedachtsam
eingerichtet: so konnte man z. B. die spanische Mark, als zum
Schutze des eigentlichen fränkischen Hinterlandes, in Spanien
und gegen Spanien angelegt, bezeichnen.
Nicht immer hatte Karl Ursache mit dieser aquitanischen
Regierung zufrieden zu sein. Zwar übergaben 785 die Bewohner
von Gerona ihre Stadt den Franken und von diesem ersten
Stützpunkt aus wurden dann auch Urgel im Norden, Ausona (Vich)
im Westen gewonnen: allein Graf Chorso von Toulouse ließ sich
von Basken in einem Hinterhalt fangen und seine Freigebung
geschah bei einer Zusammenkunft in »Mors Gotorum« (Mourgoudon),
»Goten-Tod«, – wohl benannt nach einer verschollenen Schlacht
von Westgoten (mit Arabern?) – unter Bedingungen, die für das
Reich so unrühmlich waren, – man stellte den baskischen
Räubern und Rebellen Geiseln! – dass König Karl ergrimmte und
jenen Grafen absetzte. Sein Nachfolger zu Toulouse ward (790)
der tapfere Graf Wilhelm, der unter dem Namen »Wilhelm von
Orange« in Lied und Sage viel gefeiert ward: er zählte ohne
Zweifel zu Karls tapfersten Paladinen. Neben seinen
Heldentaten empfahl ihn der Dichtung und Sage seine große
Frömmigkeit, welche ihn auch bewog, am Abend eines Lebens voll
Kriegsruhms, voll Reichtums und Glanzes der Welt zu entsagen
und, wie in jenen Jahrhunderten gar manche Könige, Fürsten und
Helden [wie Karlmann (747), Ratchis der Langobardenkönig
(749), Hunold der Herzog von Aquitanien (744)] in ein Kloster
zu treten: er wählte das von ihm selbst gestiftete Gellone
oder St. Guillaume du Desert: und gar oft sah man nun den
einst so waffengewaltigen Paladin auf einem Eselein zu den
Mönchen hinausreiten, welche in der heißen Erntezeit auf dem
Feld arbeiteten, und den Brüdern in der Kapuze seiner Kutte
zur Erfrischung ein Gefäß voll Weines zutragen.
Zunächst aber hatte sich Graf Wilhelm noch viele Jahre mit
den Arabern herumzuschlagen. Im Jahre 793 drangen diese mit
ungeheurer Übermacht in Südfrankreich ein und verwüsteten das
Land bis Narbonne. Wilhelm wollte ihnen den Weg nach
Carcassonne verlegen, den Übergang über den Fluß Orbien
streitig machen: aber vergeblich verrichtete er Wunder der
Tapferkeit den ganzen langen Sommertag, vergeblich erschlug er
– nach der Sage – mit eigner Hand mehr als einen »König« der
Heiden: seine Gefährten, – so viele noch übrig – flohen
zuletzt erschöpft vor der erdrückenden Überzahl und ließen ihn
im Stich: da mußte auch er weichen. Um solchem Einbruch der
Saracenen in Aquitanien künftig vorzubeugen, ward aber nun
(795) jenseits der Pyrenäen eine »spanische Mark« wirklich
eingerichtet.
Ausona (Vich), Cardona, Casseres am Ter, die zum Teil
verlassen lagen, wurden wieder besiedelt und neue befestigt:
da ward (796) Barcelona gewonnen, Huesca jedoch (797)
vergeblich angegriffen. Jetzt trat auch das christliche
Königreich Asturien aus der widernatürlichen Feindschaft gegen
das Frankenreich in Freundschaft über: König Alfons (gotisch:
»Hadu-Funs«), der 791 den Thron zu Oviedo bestiegen hatte, –
er sollte Karl und Ludwig überleben: erst 843 starb er –
schickte (798) als Zeichen der Verehrung Karl kostbare Stücke
aus der Beute, die er in sieghafter Schlacht den Saracenen
abgenommen: sieben maurische Brünnen, sieben Maultiere, die
also wohl selten waren im Frankenreich, und sieben gefangene
Araber. Ein inniges Freundschaftsbündnis ward geschlossen
zwischen Karl und Alfons: letzterer nannte sich in seinen
Briefen und mündlichen Botschaften Karls »eigenen Mann«
(Eigentum). Die Sage hat auch dies verwertet: Alfons »der
Keusche« soll aus der Ferne mit einer Schwester Karls verlobt
worden und dieser, obwohl sie infolge eines Gelübdes den
Schleier nahm und er sie nie mit Augen sah, bis an sein spätes
Lebensende in heiliger Liebe treu geblieben sein.
Gefährlicher oder doch schädlicher als auf dem Festlande
wurden aber nun die Araber dem Frankenreich zur See. Sowohl
aus den Häfen Spaniens als von den Küsten Nordafrikas liefen
Jahr für Jahr arabische Raubschiffe aus, welche die
Handelsschiffe der Christen ausraubten, auf den Inseln und an
den Gestaden des Mittelmeeres landeten, die Städte plünderten
und verbrannten, die Einwohner, zumal auch Priester und
Mönche, töteten oder als Sklaven fortschleppten und
verkauften. Das wollte Herr Karl, der sich auch jetzt schon,
bevor er die Kaiserkrone trug, als Beschirmer des Glaubens,
der Christenheit »allüberall« (oben S. 44), – also nicht bloß
innerhalb seines Reiches, – ansah, nicht dulden. Er schuf sich
eine Kriegsflotte – bis dahin hatten die Franken nur ein
Landheer besessen, abgesehen von grauester Vorzeit, da sie
auch als sehr kühne Seefahrer die Römer bekämpft hatten – und
erfüllte die Bitten der Bewohner der Balearischen Inseln,
Majorca und Minorca, sie gegen die arabischen Seeräuber zu
schützen: diese Eilande hatten bis 711 zum Westgotenreich
gehört, seit dessen Untergang waren sie sich selbst
überlassen, herren-, aber auch schutzlos gewesen: jetzt
landeten fränkische Krieger auf Majorca, schlugen die Araber,
entrissen ihnen im Gefecht mehrere Feldzeichen, welche Herrn
Karl in seine Pfalz zu Aachen geschickt wurden, und nahmen die
Ergebung der Inselbewohner unter das Frankenreich entgegen:
auf die Dauer konnte dieser entlegene Besitz doch nicht
behauptet werden, sowenig wie das östlichere Korsika, das Karl
durch langobardische Schiffe (806) von den Saracenen säubern
ließ: 807 schlug sein Stallgraf (comes stabuli, daher
französisch connétable) Burchard die arabischen Raubschiffe in
einem Seegefecht bei dieser Insel: sie verloren 13 Segel und
viele Leute; aber bald (809) kamen die Peiniger wieder,
plünderten gerade am Ostersamstag (7. April) eine
Bischofs-Stadt (Aleria?) daselbst und als sie (810) abermals
landeten, fanden sie das Eiland von den Franken verlassen und
konnten es so mit leichter Mühe fast völlig unterwerfen.
Die Kriegsschiffe, welche Karl seit 799 auf der Seine, der
Loire, der Schelde und »allen Strömen Galliens und Germaniens«
bauen ließ, die Küstenwehren und Wachttürme, welche er
anlegte, sollten übrigens mehr noch als die Araber, welche
doch fast anschließend die Südmeere heimsuchten, die
nordischen Raubfahrer abwehren, die Vikinge (nicht Seekönig:
denn »Vik« heißt nicht Meer, sondern von »Vik«, Gehege, weil
diese Nordleute, sowie sie gelandet, ihre Schiffe mit
Pfahlwerk umhegten), die, meist Dänen, aber auch Schweden oder
Norweger, die Küsten der Nordsee, des Kanals, aber auch des
occidentalis oceanus heimsuchten (s. unten »Dänen«). Gerade
die Mündungen der Ströme galt es zu sperren: denn diese kühnen
Räuber liebten es, den Rhein, die Seine, die Loire zu Berg zu
fahren, so in das Binnenland zu dringen und alle an den Ufern
gelegenen Städte und Dörfer zu plündern.
Gleichzeitig gelang es, auf dem Festland von Spanien die
Mark zu erweitern: 801 wurde Barcelona (s. unten), 806 Navarra
und Pampelona genommen, welche, wie Huesca (s. oben S. 52)
wieder in die Hände der Araber gefallen waren, im Jahre 809
Tarragona: aber Tortosa ward zweimal (809, 810) vergeblich
angegriffen, erst 811 erobert, wahrscheinlich jetzt deshalb,
weil inzwischen der »König von Spanien«, d. h. der Beherrscher
von Cordoba, Friede (auf drei Jahre) mit Karl geschlossen und
daher der Stadt keinen Entsatz geschickt hatte; bei der
Unabhängigkeit, ja Feindschaft andrer arabischer Fürsten in
Spanien und Nordafrika gegenüber Cordoba dauerten nämlich, wie
die Seeräubereien der Muselmänner, so auch die Gefechte auf
der Pyrenäischen Halbinsel auch in diesen Jahren (811–814)
fort.
Die Pläne für die größeren dieser Feldzüge (801 und 810)
hatte Karl gewiß selbst entworfen: sie sind von den ihm
eignenden Feldherrngedanken (s. oben S. 35) durchdrungen.
Freilich dürfen wir annehmen, dass er »Schule gemacht«, dass
seine beiden trefflichen Söhne Karl und Pippin, dass so
hervorragende Helden wie Wilhelm von Orange, Gerold von
Bayern, Erich von Friaul ihm manches abgelernt, die Kunst
seiner Kriegsführung sich angeeignet hatten. Wiederholt hat
sich Wilhelm von Orange in diesen Feldzügen mit Ruhm bedeckt.
Dem Namen nach befehligte zwar König Ludwig. Aber dieser war
durchaus kein Held und kein Feldherr. Bei der ersten dieser
Unternehmungen, gegen Barcelona (801), wurden, nach Karls
vielbewährter Weise, drei Heere gebildet: es waren Aquitanier,
Basken, Burgunden, Provençalen und Westgoten: mit dem einen
Heere – der Nachhut – blieb König Ludwig ganz ruhig auf der
Ostseite der Pyrenäen in Roussillon – in Sicherheit, er fand
stets »Vorsicht den sichersten Teil der Tapferkeit«, während
seine Unterfeldherren die Arbeit taten. Ein zweites Heer
schloß Barcelona ein, während das dritte – geführt von Wilhelm
– den schwierigsten, gefährlichsten Teil der Aufgabe übernahm.
Es galt, das Belagerungsheer in seinem Rücken zu decken gegen
einen Versuch des »Königs« der Araber zu Cordoba, der Stadt
die dringend geforderte Hilfe zu bringen. Wirklich zog ein
Entsatzheer der Saracenen heran, fand aber Wilhelms Scharen
westlich von Barcelona, wahrscheinlich auf dem linken Ufer des
Ebro, etwa zwischen Tortosa und Saragossa, so vortrefflich
aufgestellt, – wohl um den Arabern den Übergang über diesen
Fluß zu wehren – dass dieselben den Plan des Entsatzes
aufgaben und abzogen. Nun vereinte Wilhelm seine Kräfte mit
dem Belagerungsheer: Barcelona ward ausgehungert und als die
Übergabe bevorstand, der große Held Ludwig aus seinem
Ruheposten herbeigeholt, sich die reife Frucht in den Schoß
fallen zu lassen. Ein Westgote, Graf Bera, und gotische
Scharen erhielten den Befehl und die Besatzung in der Stadt,
so dass etwa 90 Jahre nach der Schlacht am Guadalete die
Sprache König Roderichs wieder in Barcelona scholl. Und als im
Jahre 810 von Barcelona aus ein Angriff auf Tortosa
unternommen ward, ahmte man den Plan von 801 nach. Ein Heer
zog geradeaus auf jene Stadt und schloß sie ein, während ein
zweites unter Graf Bera insgeheim in drei Nachtmärschen auf
den Ebro zueilte und so überraschend am vierten Tag den Fluß
auf mitgeführten Fahrzeugen überschritt, dass die auf dem
rechten Ufer aufgestellten Araber, welche den Übergang hatten
verhindern sollen, in voller Bestürzung aus ihren Stellungen
flohen und den Franken das reichgefüllte Lager zur Plünderung
überließen. Darauf zog auch Bera vor Tortosa; doch ward die
Stadt erst im folgenden Jahr (811) zur Übergabe gebracht.
Aber nicht nur in Europa trat Karl in teils feindliche,
teils vertragsmäßige Beziehungen zu dem Islam: der Ruhm seines
Namens drang bis in das fernste Asien und nicht minder seine
fromme Fürsorge »für die Kirche allüberall«. Das Los der
Christen im Morgenland, zumal in Palästina, sowohl der dort
unter der Herrschaft der Mohammedaner Seßhaften als der
zahlreichen Pilger, welche die heiligen Stätten besuchten, lag
ihm warm am Herzen. Im Jahre 799 erschienen bei ihm Gesandte
des Patriarchen von Jerusalem, welche ihm dessen Segen,
Weihgeschenke, Reliquien aus dem Gelobten Land überbrachten
und gewiß seinen Schutz anriefen, den freilich der Kaiser zu
Byzanz zu gewähren zunächst berufen gewesen wäre: so erfüllte
auch hier, wie so oft, Karl bereits als König kaiserliche
Aufgaben. Er schickte nun mit jenen Boten einen Gesandten,
auch seinerseits mit reichen Geschenken, nach Jerusalem. Als
er im folgenden Jahre (800) zu Rom weilte, traf ihn daselbst
eine neue Gesandtschaft des Patriarchen, welche ihm nichts
Geringeres als die Schlüssel des heiligen Grabes, des
Kalvarienberges, der Stadt und das Banner der Stadt Jerusalem
überbrachte. Dies bedeutete, nach der Auffassung der Zeit,
geradezu die symbolische Übertragung nicht nur der
Schutzpflicht, auch des Besitzes und der Herrschaft! Freilich
hatte der Patriarch, Untertan des Kalifen, ebensowenig das
Recht zu dieser Übertragung, wie der Papst, Untertan des
byzantinischen Kaisers, zur Übertragung der Kaiserwürde. Karl
aber, stets bereit, Pflichten für Christus und die Kirche auf
sich zu laden, – mochte auch der damit verbundene Ruhmesglanz
ihn mächtig dabei locken und gerade das Phantastische an der
in so weite Ferne greifenden Aufgabe ihn reizen, – nahm all
das an und gewährte die Zusage wirksamen Schutzes. Ja, nach
einem freilich bereits sagenhaft gefärbten Bericht soll er
diesen Gesandten, welche ihn im Namen des Patriarchen um Hilfe
wider die von allen Seiten andringenden Heidenvölker anriefen,
erwidert haben, er sei bereit, den Feind nicht nur auf dem
Festland, sondern im Fall der Not auch auf dem Meere zu
bekämpfen! Der Sage haben diese Beziehungen zu Jerusalem,
diese übernommene Schutzpflicht genügt, später in der Zeit der
Kreuzzüge Karl zum allerersten Kreuzfahrer zu machen, der mit
seinen Paladinen den Kaiser zu Byzanz und dann die heiligen
Stätten aufsucht.
Übrigens hat Karl wirklich den Christen im Gelobten Land
Schutz und Hilfe gebracht: nicht durch die Waffen, wohl aber
durch den Ruhm seines Namens, der bis in das fernste Asien
drang und den Beherrscher des Morgenlandes bewog, des großen
Frankenkönigs Freundschaft zu suchen. Gerade in jenem Jahre
800, welches Karl die Kaiserkrone brachte (s. unten), drängen
sich von allen Seiten die Ehren auf sein Haupt. Bald nachdem
der neue Kaiser die Gesandtschaft des Patriarchen entlassen,
erhielt er die Nachricht, dass kein Kleinerer als der Kalif
von Bagdad selbst eine Gesandtschaft mit den reichsten Gaben
des Morgenlandes an ihn abgeschickt habe, die soeben im Hafen
von Pisa gelandet sei. Karl erhielt diese Nachricht in Pavia:
er ließ sofort die Gesandten zu sich nach Ivrea entbieten.
Dieser Kalif aber war – Harún Ar-Raschid (786–809), der
gefeierte Held so vieler orientalischer Überlieferungen. Die
Weltgeschichte scheint hier in phantastischem Spiele sich zu
gefallen, indem sie den Helden der germanisch-romanischen Sage
und den der morgenländischen Märchenwelt Freundschaft
schließen läßt. Wir sahen, dass schon Pippin mit Al-Manßur,
dem abbassidischen Kalifen zu Bagdad, Gesandtschaften
getauscht hatte, welche den Omaijaden zu Cordoba bedrohten. So
hatte auch Karl im Jahre 797 eine Gesandtschaft, zwei
fränkische Grafen, Lantfrid und Sigmund, und, wahrscheinlich
als Dolmetsch, einen Juden Isaak nach Bagdad geschickt, gewiß
um vor allem den Christen im Morgenland günstige Behandlung zu
erwirken, vielleicht auch im Zusammenhang mit der gerade
damals lebhaft geführten Bekämpfung des gemeinsamen Feindes in
Spanien. Nun kam die Kunde, jene beide Franken zwar seien auf
der Reise gestorben, Isaak aber kehre zurück mit Gesandten des
Kalifen von Bagdad, sowie des Statthalters Ibrahim von Afrika,
welche die prachtvollsten Geschenke überbrächten. Diese
Geschenke wurden dann Karl nach Aachen nachgeschickt. Denn
erst im Oktober landete Isaak in Italien in Porto Venere und
überwinterte hier: die schneebedeckten Alpen im Winter zu
überschreiten, wagte er nicht, wohl mit Rücksicht auf das
kostbarste Stück unter jenen Geschenken – einen Elefanten!
dass sich Karl ausdrücklich einen solchen bei Harún erbeten,
ist wohl ebenso Fabel, wie dass der Kalif den einzigen
geschenkt habe, den er damals besessen. Das Tier – »Abul Abbaß«
hieß es (angeblich) nach dem Begründer des Abbassiden-Hauses –
machte gewaltiges Aufsehen in Gallien, wo seit den Tagen
Hannibals wohl keines seiner Art war gesehen worden. Nicht
ohne Staunen erfahren wir, dass der Kaiser dies Spielzeug –
denn schwerlich sollte es doch Lasten tragen – mit in den
Dänenkrieg von 810 führte: und als es hierbei verendete, ward
sein Tod von den Chronisten gleich dem einer Prinzessin oder
eines Erzbischofs verzeichnet! Bei dem Mönche von St. Gallen
finden sich allerlei Sagen über diese Gesandtschaft; unter den
Geschenken werden noch Affen, dann, von dem afrikanischen
Statthalter, ein Löwe und Bären aufgeführt; noch im gleichen
Jahr (801) erwiderte Karl die Gesandtschaft mit Geschenken,
die für das Abendland bezeichnend waren.
Diese Gesandten kehrten erst 807 in Begleitung von Boten
des Kalifen und des Patriarchen von Jerusalem zurück, welche
abermals prachtreiche, kunstvolle Geschenke überbrachten: ein
wunderbar großes und schönes Zelt (papilio, daher pavillon)
und buntfarbige Vorhänge für die Vorhalle des Palastes: –
alles daran, sogar die Zeltstricke waren von Byssos
(Baumwolle?), – viele kostbare seidene Mäntel, Räucherwerk,
Salben, Balsam, eine Wasseruhr von Messing, ein wahres Wunder
der Mechanik: sie enthielt zwölf offenstehende Pförtlein,
zwölf Erzkugeln, zwölf Reiter: bei Ablauf jeder Stunde fiel je
die entsprechende Zahl von Kugeln klingend auf ein Becken und
trat die entsprechende Zahl von Reitern aus den Pförtlein,
welche sich von selbst hinter ihnen schlossen, »und noch viele
andre Wunderdinge waren an der Uhr!« Weiter zwei hochragende,
schlanke Leuchtersäulen (candelabra). Das Zelt soll angeblich
so hoch gewesen sein, dass man mit dem Bogen über seine Spitze
nicht schießen konnte (!) und so viele Abteilungen enthalten
haben, wie ein weitläufig gebauter Palast. Das Ergebnis der
Verhandlungen dieser Gesandtschaften war nun zwar nicht, wie
die Sage, ins Maßlose vergrößernd, zu erzählen weiß, die
Abtretung von Jerusalem oder gar von ganz Palästina durch den
Kalifen, der fortab nur mehr als Karls »Vogt« und Statthalter
hier habe gebieten wollen: – daran ist gar nicht zu denken:
waren doch der Tempel, das Grab Christi auch den Mohammedanern
hochheilige Stätten! – wohl aber die Einräumung einer gewissen
Schutzgewalt, eines gemeinsamen Schutzrechts, vielleicht auch
privatrechtlichen Eigentums an einzelnen Gebäuden und die
Zusicherung wirksamen Schutzes der im Gelobten Land ansässigen
oder pilgernden Christen durch den Kalifen. Denn Karl pflegte
der Beziehungen zu den orientalischen Herrschern ganz
besonders wegen des dadurch den Christen im Morgenland
gesicherten Schutzes; er erließ 810 ein besonderes Kapitular
betreffs der nach Jerusalem zu sendenden Almosen für
Herstellung der Kirchen daselbst und noch 865 bestand dort ein
von Karl gestiftetes Pilgerhaus, in welchem alle Wallfahrer
romanischer Zunge (d. h. des Vulgärlatein, aus welchem später
das Altfranzösische entstand) Aufnahme fanden: zu diesem Hause
gehörte eine ebenfalls von Karl geschenkte umfangreiche
Bücherei, zwölf Hufen Acker und Reblandes und ein Garten im
Tale Josafat. Kaufleute, welche auf dem Marktplatz vor dem
Pilgerhause Handel trieben, hatten demselben jährlich zwei
Goldgulden (24 Mark) zu entrichten, ein Recht, welches
selbstverständlich nicht Karl, nur der Landesherr, der Kalif,
etwa auf Karls Bitte, der Stiftung hatte einräumen können. So
hatte Karl ohne Waffengewalt schon im 9. Jahrhundert zu
Gunsten der heiligen Stätten und der christlichen Pilger im
Gelobten Land mehr erreicht, als später die Kreuzzüge auf die
Dauer zu erzielen vermochten.