Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Rumi

Aus dem Divan - Im Gram verharren

Im Gram verharren zeugt von niedrem Sinne;
Kein niedres Herz kann dein Geheimnis nähren.
Du bebst mit Recht, kannst du nicht Mut bewähren;
Ein Herz, das liebt, ragt an des Himmels Zinne.
Was du für Heilung hältst, macht dich erkranken;
Was du für Treue nimmst, ist List und Tücke;
Die Seele schwindet bei der Liebe Glücke;
Wo weilt Vernunft? Nur in des Wahnsinns Schranken.
Ein liebend Herz, Simurgen zu vergleichen,
Fällt in kein Netz, erfliegt des Himmels Höhen.
Um Niedres sieht man oft ein Herz sich drehen;
Doch solch ein Herz sieht Rast und Ruhe weichen.
Trink, Tebris' Sonne du, aus Moses Schale,
Dann wird dir Nilblut hell zum Wasserstrahle.

Vinzenz Rosenzweig von Schwannau

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