Divan der persischen Poesie
Rumi
Aus dem Divan - Im Gram verharren
Im Gram verharren zeugt von niedrem Sinne;
Kein niedres Herz kann dein Geheimnis nähren.
Du bebst mit Recht, kannst du nicht Mut bewähren;
Ein Herz, das liebt, ragt an des Himmels Zinne.
Was du für Heilung hältst, macht dich erkranken;
Was du für Treue nimmst, ist List und Tücke;
Die Seele schwindet bei der Liebe Glücke;
Wo weilt Vernunft? Nur in des Wahnsinns Schranken.
Ein liebend Herz, Simurgen zu vergleichen,
Fällt in kein Netz, erfliegt des Himmels Höhen.
Um Niedres sieht man oft ein Herz sich drehen;
Doch solch ein Herz sieht Rast und Ruhe weichen.
Trink, Tebris' Sonne du, aus Moses Schale,
Dann wird dir Nilblut hell zum Wasserstrahle.
Vinzenz Rosenzweig von Schwannau