Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Hussein Uli Mirza.

Aus »Alkoran der Liebe.«

Buch der Verklärung

19.

Einst war ich grimm und strenge
Und kannte Mitleid nicht;
Es bebte des Volkes Menge
Vor meinem Zorngericht.

Nun auf der Großmut Pfaden
Bin ich der Rache fern,
Ich liebe zu begnaden
Und übe Schonung gern.

Das Volk schreit: Hussein lebe!
Allah geb' ihm Gedeihn.
Ei, betet für die Rebe,
Wenn ihr verehrt den Wein.

20.

Zur Nachtzeit wandl' ich leise
Oft durch der Wüste Feld,
Ich trage süße Speise
In der Verlass'nen Zelt.

Mir reicht mit vollen Händen
Fatme den Liebestrank.
Ich meine, Segen spenden
Müßt' ich dafür zum Dank.

21.

Sie lag auf seidnem Polster,
Vom Gott des Schlafs besiegt,
Das Kleid war halb entfallen,
Wie sie das Haupt gewiegt.

Ich sah der Brust Granaten,
Des Busens Paradies,
Doch schnell wich ich von dannen,
Rief mutig zu mir dies:

Was wachend sie verwehret,
Verwehre du dem Traum.
Nicht baue List die Brücke
Zu deiner Freuden Raum.

22.

Wie huldigt alles meinem Kind!
Mit ihren Locken spielt der Wind,
Gazellen springen her geschwind,
Ihr neigt sich fromm der Berg Elbind,
Die Sonne scheint auf sie gelind,
Des Baches Welle zu ihr rinnt,
Des Waldes Blüte sie umspinnt,
Bülbül mit ihr in Liebe minnt,
Indem er Klaggesang ersinnt.
Verwehrt es mir, wenn gar geschwind
Auch meine Seel' ein Lied ersinnt,
Ein schöneres als alle sind,
Was glorreich tönet, hell und lind,
Was sich als Preis ihr Lob gewinnt,
Und wie ein Bach die Zeit durchrinnt!
Wenn alles huldigt meinem Kind,
Wär' ich allein denn stumm und blind?

Julius Altmann.

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