Divan der persischen Poesie
Dschami
Mit vollem Namen Mewlānā Abd-er-rahmān im Dschâmî, wurde am
23. Tage des Mondes Schaaban 817 d. H. (1414 n. Chr.) geboren.
Sein Vater Ahmed aus Ispahan stammte aus dem niederen Volke;
in dem Dorfe Dscham, Provinz Chardschard, ehelichte er,
dortselbst gebar ihm sein Weib auch den Sohn, der von diesem
Geburtsorte her den Namen Dschami führte. Die erste Erziehung
erhielt derselbe bei dem Scheich Mohammed Kaschgari; der ihn
in die Geheimnisse des beschaulichen Lebens, des Sufismus
d. i. Mysticismus einführte. Bald verbreitete sich sein Ruf
und auf die Einladung des Kunst und Wissenschaft liebenden
Sultans Abu Said, eines Enkels Timurs, ging er nach Herat, wo
er hohe Ehren und begeisterte Aufnahme bei den Vornehmsten des
Hofes fand. Besondere Zuneigung wandte ihm der Vezier Emir Ali
Schir zu, der selber als Schriftsteller thätig war und in
dieser Thätigkeit völlig an Dschami'sche Muster sich anschloß.
Nach dem Tode Abu Saids gelangte Hussein Mirsa Beikara zur
Herrschaft, der letzte Nachfolger Timurs in Chorassan und
Persien, der den Dichter in gleichem, wenn nicht noch höherem
Maße begünstigte. Dschami starb, allgemein betrauert, am 18. Moharrem
des Jahres 898 d. H. (1492 n. Chr.). Sein feierliches
Leichenbegängnis fand auf Kosten des Sultans statt.
Dschami, der letzte der großen persischen Dichter, war von
großer Fruchtbarkeit. Er hinterließ bei seinem Tode
vierunddreißig prosaische Werke teils theologischen und
mystischen Inhalts, teils Kommentare zu verschiedenen Versen,
u. a. Rumis, des Emir Chosru aus Delhi etc., Abhandlungen über
den Reim und die Musik, Grammatikalisches und
Epistolographisches, Briefmuster, sowie eine Geschichte der
Stadt Herat. An poetischen Werken schuf er den »Heerwagen«
oder »Heft Ewreng«, eine Sammlung von sieben großen
romantischen Epen: »Die goldene Kette« (Silsiletus-seheb), »Absal
und Selman«, »Geschenk für Freie« (Tohfetul-arar), »Rosenkranz
für Gerechte« (Subhetul-ebrar), »Jussuf und Suleicha«, »Leila
und Wedschnun« und das »Weisheitsbuch Alexanders« (Chirednameh
Iskender), von denen nach des Dichters eigener Ansicht die
Jussuf und Suleicha-Dichtung die schönste und beste bildet. Er
begann dieselbe im hohen Alter und vollendete sie im 70.
Lebensjahre. Außerdem schrieb er vier Divane und das »Beharistan«
(Frühlingsgarten), ein in acht Bücher (Gärten) zerfallendes
didaktisch-moralisch-poetisches Werk, zu dem er durch den
Sadi'schen »Rosengarten« angeregt wurde, und an den er sich
auch in den Äußerlichkeiten völlig anschloß. Interessant ist
das siebente Buch, welches eine Art Anthologie und Geschichte
der persischen Poesie ist. Schließlich ist er noch der
Verfasser einer großen, mittleren, kleineren und kleinen
gereimten Abhandlung über gereimte Logogryphe und mancher
kleinen Traktate, sodaß die Zahl seiner Werke etwa vierzig
beträgt.