Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Dschami

Mit vollem Namen Mewlānā Abd-er-rahmān im Dschâmî, wurde am 23. Tage des Mondes Schaaban 817 d. H. (1414 n. Chr.) geboren. Sein Vater Ahmed aus Ispahan stammte aus dem niederen Volke; in dem Dorfe Dscham, Provinz Chardschard, ehelichte er, dortselbst gebar ihm sein Weib auch den Sohn, der von diesem Geburtsorte her den Namen Dschami führte. Die erste Erziehung erhielt derselbe bei dem Scheich Mohammed Kaschgari; der ihn in die Geheimnisse des beschaulichen Lebens, des Sufismus d. i. Mysticismus einführte. Bald verbreitete sich sein Ruf und auf die Einladung des Kunst und Wissenschaft liebenden Sultans Abu Said, eines Enkels Timurs, ging er nach Herat, wo er hohe Ehren und begeisterte Aufnahme bei den Vornehmsten des Hofes fand. Besondere Zuneigung wandte ihm der Vezier Emir Ali Schir zu, der selber als Schriftsteller thätig war und in dieser Thätigkeit völlig an Dschami'sche Muster sich anschloß. Nach dem Tode Abu Saids gelangte Hussein Mirsa Beikara zur Herrschaft, der letzte Nachfolger Timurs in Chorassan und Persien, der den Dichter in gleichem, wenn nicht noch höherem Maße begünstigte. Dschami starb, allgemein betrauert, am 18. Moharrem des Jahres 898 d. H. (1492 n. Chr.). Sein feierliches Leichenbegängnis fand auf Kosten des Sultans statt.

Dschami, der letzte der großen persischen Dichter, war von großer Fruchtbarkeit. Er hinterließ bei seinem Tode vierunddreißig prosaische Werke teils theologischen und mystischen Inhalts, teils Kommentare zu verschiedenen Versen, u. a. Rumis, des Emir Chosru aus Delhi etc., Abhandlungen über den Reim und die Musik, Grammatikalisches und Epistolographisches, Briefmuster, sowie eine Geschichte der Stadt Herat. An poetischen Werken schuf er den »Heerwagen« oder »Heft Ewreng«, eine Sammlung von sieben großen romantischen Epen: »Die goldene Kette« (Silsiletus-seheb), »Absal und Selman«, »Geschenk für Freie« (Tohfetul-arar), »Rosenkranz für Gerechte« (Subhetul-ebrar), »Jussuf und Suleicha«, »Leila und Wedschnun« und das »Weisheitsbuch Alexanders« (Chirednameh Iskender), von denen nach des Dichters eigener Ansicht die Jussuf und Suleicha-Dichtung die schönste und beste bildet. Er begann dieselbe im hohen Alter und vollendete sie im 70. Lebensjahre. Außerdem schrieb er vier Divane und das »Beharistan« (Frühlingsgarten), ein in acht Bücher (Gärten) zerfallendes didaktisch-moralisch-poetisches Werk, zu dem er durch den Sadi'schen »Rosengarten« angeregt wurde, und an den er sich auch in den Äußerlichkeiten völlig anschloß. Interessant ist das siebente Buch, welches eine Art Anthologie und Geschichte der persischen Poesie ist. Schließlich ist er noch der Verfasser einer großen, mittleren, kleineren und kleinen gereimten Abhandlung über gereimte Logogryphe und mancher kleinen Traktate, sodaß die Zahl seiner Werke etwa vierzig beträgt.

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