Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

der persischen Poesie

Dschami

Aus den »Divanen«

4.

Wohl dem, des Herz im Leben nicht des Neides Stachel ritzt,
Der hier in diesem Trümmerbau im Eck zufrieden sitzt!

Wenn Staub, so führt auch Regen zu des Armen Haus der Wind –
O Herr, belohne alle, die gerecht dem Armen sind.

Reiß ein auf deines Herzens Plan Vergänglichkeits Palast,
Da du zum Bau der Ewigkeit den Grund zu legen hast.

Dein Wissen und dein Thun, es wirft nichts ab im Paradies,
Drum schlag die rechte Richtung ein, des Glaubens Pfad erkies'.

Zu jener Höhe führ' empor des Strebens Söllerbau,
Wo selbst die Hand des Meisters dran zu rühren sich nicht trau'.

Aus Ziegeln und aus Lehm erbaut zerfällt des Glücks Palast,
Den Baustein schaff' zur Seligkeit, so lang du Zeit noch hast.

Dem Winde öffnest sorglos du die Thür, dich kümmert's nicht,
Ob in des Schicksals Zugluft steh' dein flackernd Lebenslicht.

Zieh' an der Treppe dich zurück aus eines Mannes Haus,
Das nicht ein Thürlein hat auf acht der Paradiese 'naus.

Durch Freundes Blick der Segen sich zuhause immer fand,
Nicht dadurch, daß: »Gesegnet sei's« geschrieben an die Wand.

Was hochgetürmt der Tage Zahl, wie eilig stürzt es ein;
Die Burgen Cäsars und Kobads, sie mögen Zeugen sein.

Am Lager in der Schenke reimt Dschami sein schlechtes Wort;
Ei, hört, wie so ein Liedchen klingt von so erhabnem Ort!

Wickenhauser.

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