der persischen Poesie
Dschami
Aus den »Divanen«
2.
Du fragst: wen wählst du, Dschami, vom Heer der Schönen,
sprich! –
Da ich ein Auge habe, wen wählt' ich wohl als dich.
Gott! krause nicht die Brauen! genug, o schönes Kind,
Daß tausendfach gekräuselt schon deine Locken sind.
Hier, Liebchen, steht zu Diensten mein Herz, mein Auge
dort;
Mißhagt es dir am einen, kehr ein am andern Ort.
Wie lange soll ich streifen das Gäßlein ab und zu?
Frag doch einmal: was machst du dahier? wen suchest du?
Und willst du meinen Gruß mit keinem Dank vergelten,
So thu doch wenigstens den Mund auf, um zu schelten.
Heil dem Auge das da fällt zuerst auf deine Wangen
Morgens, wenn vors Haus du trittst mit tausendfachem Prangen.
Du bist einen Kuß mir schuldig; wird's geschehn niemalen,
Daß ich sehe deine Lippen ihre Schuld bezahlen?
Heute Perl' um Perle wein' ich meinem Gram,
Weil die einzige Perle mir aus den Augen kam.
Rückert.