der persischen Poesie
Dschami
Aus den »Divanen«
1.
Nie von rosenwangiger Cypressen Anmut, Dschami, schweig,
Denn du bist in diesem Garten wie die Lilie zungenreich.
Frisch vom Tau der Anmut seh' ich deine Wang' umschwommen,
Eben aus dem Beet, o Rose, scheinest du zu kommen.
Der Schönheit Kaftan legte die Ros' an wohlbeflissen;
Da sah sie deinen Liebreiz und hat ihr Kleid zerrissen.
Wandle durch den Garten, denn was dort die Knospe still
gehegt,
Hat die Rose dir zum Opfer auf die Schale nun gelegt.
Soviel Herzen sind gefangen; und wie lang noch um die
Wangen
Legst du Locken Schling' an Schling', und die Geflechte, Ring
an Ring!
Wo in deiner Locken Wallen du dahingehst auf der Flur
Wird Verliebte sicher leiten Moschusduft auf deine Spur.
Von deiner Hand traf Dschamis Herz im Busen dieser Schmerz!
Eh ihm das Herz abhanden kommt, leg' ihm die Hand aufs Herz!
Wenn nach Tagen deine Wang' ich wieder seh' vor meinem
Aug',
Hindert mich am Sehen Augenwasser bald, bald Seufzer auch.
Selbst beneiden sich die Augen deiner Wangen Weide:
Heimlich vor einander blicken sie auf dich allbeide.
Gärtner, laß allein im Garten mich nicht ohne Liebchen gehn;
Herbst den Frühlingsblumen bringen möchte meiner Seufzer Wehn.
Jeder will nach seinem Herzgelüsten was für sich von dir,
Alle diese sind Schmarotzer, ich begehre dich von dir.
Rückert.