Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Abu Ishak

Das Rebhuhn

Wohlan, mein Lied ertöne heut
Vom Vogel in dem seidnen Kleid!
Er freuet sich voll Jugendfeuer
Und zeigt sein Antlitz ohne Schleier,
Das schön ist wie die Jugend zart,
Das Aug' schmückt er nach Mädchenart,
Das man von Wimpern nichts ersieht.
Sein Schnabel rot wie Brustbeer glüht,
Daß man bei dessen Anblick denkt,
Er sei mit Menschenblut getränkt.
Mit seinen Klauen kämpft voll Mut
Er wie ein Löwe in der Wut.
Um seinen Käfig ringsherum
Sind Bilder wie ums Heiligtum;
Und hinter seines Käfigs Thür,
Schreit stotternd er, Ri, Ri herfür,
Wie Ri Ri stammelt alle Worte,
Wer mit der Zunge nicht kommt fort.
Wie's Ri, Ri kichert beim Wein,
Schenkt lustig man die Gläser ein.
Den Jägern dünkt er jagenswert,
Da man sein Fleisch gar hoch verehrt.
Auf Bergen übet er sein Recht,
Da er von kurdischem Geschlecht.
Doch ist er bei den Arabern
Als Fremdling auch gelitten gern. –
Nun Freund, des Müh'n ist groß und fein,
Nimm sie denn hin die Jamben mein,
Als eine Frucht der Geistesfrüchte,
Als Probe meiner Kunstgedichte,
Als Freundesgab'; drum sage frei,
Was drüber deine Ansicht sei?
Ob sie dir ohne Tadel erscheinen?
Ob ich gefehlt in meinen Reimen?
Ob schön und wahr gesprochen ich?
Wohlan denn Freund, sag' an und sprich!

Ph. Wolf.

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