Säugling Abdallah
Jetzt nahte sich Umm Kulthum und sprach: o mein Bruder!
dieser dein Sohn Abdallah, ein unmündiger Säugling, [er war
sechs Monate alt,] hat seit drei Tagen kein Wasser zu kosten
bekommen, nimm ihn hin und suche, dass du ihm etwas Wasser
verschaffst. Er erwiderte: gib mir den Knaben. Sie reichte ihn
hin, er nahm ihn, ging zu den feindlichen Leuten hinaus und
redete sie an: Wehe euch! ihr habt meine Anhänger, meine
Angehörigen, meine Söhne und Neffen getötet, nun ist dieser
unmündige Säugling noch übrig, der vor Durst glüht, gebt ihm
einen Trunk Wasser. Indem er so zu ihnen redete, kam ein
vergifteter Pfeil von der Hand eines verwünschten Schützen und
traf in den Hals des Knaben, sodass er ihn von einem Ohre zum
anderen durchschnitt. Als dieser Schütz wird Ocba ben Bischr [Baschir]
el-Asadi [oder Abu Cudama el-Amiri] genannt. Husein fing das
Blut mit der Hand auf, warf es in die Luft und sprach: o Gott!
ich rufe dich zum Zeugen an gegen diese Leute, welche den
getötet haben, der unter allen Menschen deinem Propheten am
ähnlichsten war. Dann trug er den Knaben in das Zelt der
Frauen zurück und sagte: Kommt heraus , damit wir von einander
Abschied nehmen; hierauf rief er: Zeinab, Umm Kulthum, Sukeina,
Bukeija, Atika, ich sage euch Lebewohl. Da erwiderte seine
Schwester Umm Kulthüm: o mein Bruder, so hast du dich schon
dem Tode ergeben? Er antwortete: wie sollte ich mich nicht dem
Tode ergeben, da mir keine Hilfe, kein Beistand geblieben ist?
Sie sprach: o mein Bruder, führe uns zu dem Heiligtume
unseres Großvaters zurück. Er entgegnete: wie wäre mir das
möglich, liebe Schwester? wenn der Cata-Vogel verlassen würde
und schlummerte, so schliefe er ein. Da schrie Sukeina auf und
erhob ein lautes Weinen und Klagen; er zog sie an seine Brust,
wischte ihr die Tränen ab und küsste sie auf die Stirn, er
hatte sie ganz besonders lieb, dann sprach er:
Lange wird nach meinem Hingang, o Sukeina! wisse es,
von dir das Weinen währen, wenn der Tod mich erfasst.
Brenne mir das Herz nicht durch deine Tränen mit Seufzen,
so lange noch mein Geist in meinem Körper weilt.
Wenn ich getötet werde, bist du die erste, welche
zu mir kommt, o beste der Frauen!