Der Tod des Husein ...

Der Tod des Husein ben Ali und die Rache

Ein historischer Roman aus dem Arabischen

Ferdinand Wüstenfeld

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Mönch im Kloster

Sie verbrachten diese Nacht damit, sich in Wein zu berauschen, dann marschierten sie weiter und als sie am Abend an ein Kloster kamen , sprach Ali ben Husein:

Diese Zeit! noch sind ihre wunderbaren Ereignisse nicht überstanden
von den Edeln und ihre Fügungen nicht auf dem rechten Wege.
O wüsste ich doch, wie lange noch ihre harten Schläge gegen uns
kämpften, wie lange noch wir gegen sie ankämpfen müssten.
Man lässt uns auf bloßen Sätteln reisen
und vor dem Kameltreiber scheut sich der ihm fremde.
Als wenn wir zu den gefangenen Griechen unter ihnen gehörten,
oder alles, was der Auserwählte gesagt hat, von ihm erlogen sei.
Ihr seid von dem Gottgesandten abtrünnig geworden , wehe euch
o schlechtes Volk! seine Lehren werden nicht vergehen.

Als die Nacht anbrach, steckten sie den Kopf seitwärts von dem Kloster auf und nachdem es völlig dunkel geworden war, hörten sie von dem Kopfe her ein Tosen wie das Tosen des Donners und es ging von ihm ein Licht und ein leuchtender Schein aus. Der Mönch kam aus dem Kloster und sah nach dem Kopfe hin, es stieg von ihm ein Licht hoch in die Höhe, sodass es bis an das Himmelsgewölbe reichte; er gewahrte ein Thor am Himmel, das öffnete sich und die Engel stiegen schaarenweise herab und riefen: Heil sei dir, o Abu Abdallah! Heil sei dir, o Sohn der Tochter des Propheten! Den Mönch überkam ein heftiges Zittern und am anderen Morgen, als sie aufbrechen wollten, erschien er vor ihnen und rief, so laut er konnte: ihr Leute, wer ist der Anführer dieser Truppen? Sie zeigten auf Chaula ben Jazid und diesen redete er an: bist du der Anführer dieser Truppen? — Jawohl! Was ist das, was ihr mit euch führt? — Das ist der Kopf eines Rebellen, der sich gegen den Chalifen Jazid ben Mu'awija empört hat. — Wie ist sein Name? — Husein ben Ali ben Abu Talib. — Wer war seine Mutter? — Fatima. — Wessen Tochter? — Die Tochter unseres Propheten Muhammed. — Schmach über euch und über euer Vorhaben. — Dann fing er an heftig zu weinen und sprach: Es ist keine Macht und keine Kraft außer bei Gott dem höchsten dem erhabenen. Die Jüdischen Gelehrten haben recht, wenn sie sagen, wenn dieser Mann getötet werde , würde der Himmel Blut regnen und kein Stein, keine Erde bleiben, ohne zu frischem Blut zu werden, und dies werde an dem Tage geschehen, an welchem ein Prophet oder sein Stellvertreter getötet werde. Und sich an das Volk wendend setzte er hinzu: o wunderbares Volk, das den Sohn der Tochter seines Propheten tötet! Hierauf trat er an den Träger des Kopfes heran und sprach zu ihm: Kannst du mir nicht diesen Kopf auf einen Augenblick übergeben? ich werde ihn dir dann wiederbringen. — Dazu habe ich keine Erlaubnis und ich darf sein Gesicht nicht enthüllen, bis ich zu Jazid ben Mu'awija komme, um von ihm den Lohn zu empfangen. — Wieviel Lohn erwartest du von ihm? — Einen Beutel mit 10000 Dirhem. — Ich werde dir diese Summe geben , wenn du mir den Kopf zeigst. — Hole das Geld herbei. — Er brachte es ihm und jener zeigte ihm den Kopf auf einer Lanze. Der Mönch fing an, ihn auf die Zähne zu küssen, weinte und sprach: Es tut mir leid, dass ich nicht der erste Märtyrer bin, der für dich gestorben ist, aber o Abu Abdallah! wenn du zu deinem Großvater Muhammed kommst, so bringe ihm meinen Gruß und sage ihm, ich bekenne, dass kein Gott sei außer Allah, der keinen Genossen hat, und ich bekenne, dass dein Großvater Muhammed sein Diener und sein Gesandter sei. Er reichte ihnen den Kopf zurück und sprach: wehe euch! ihr habt diese Welt der zukünftigen vorgezogen und der Teufel hat euch überwunden. Sie achteten nicht auf seine Worte und setzten sich, um das Geld zu teilen, da ließ es Gott in ihren Händen zu Steinen werden. Chaula trat auf sie zu und sprach: wehe euch! haltet den Vorfall geheim, denn es ist eine schmachvolle Geschichte. Sie verließen den Ort und setzten ihre Reise fort.

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