Der Tod des Husein ...

Der Tod des Husein ben Ali und die Rache

Ein historischer Roman aus dem Arabischen

Ferdinand Wüstenfeld

zum Inhaltsverzeichnis

Ibn Zijad lässt Muslim suchen

Ibn Zijâd hatte einen Freigelassenen Namens Ma'kil, einen ungemein schlauen Kerl, dem gab er 3000 Dinare mit dem Auftrage, in Kufa umherzugehen und sich nach Muslim ben 'Akil und seinen Begleitern zu erkundigen; du suchst mit ihnen Bekanntschaft zu machen, übergibst ihnen diese 3000 Dinare mit dem Wunsche sie zum Kriege gegen ihre Feinde zu verwenden und lässt sie merken, dass du zu ihren Verbündeten und zu ihrer Partei gehörst. Wenn du ihnen das Geld gegeben hast, werden sie sich dir gegenüber für sicher halten, dir Glauben schenken und dir trauen für ihr Leben; sie werden dann nichts von ihren Angelegenheiten dir verheimlichen, du gehst Morgens zu ihnen und kommst Abends zu mir und bringst mir Nachricht. Ma'kil that dies; er ging in Kufa umher, setzte sich in den Versammlungen zu den Leuten, erschien zum Gebet in den Moscheen und suchte zukundschaften, was vorging, bis er auf Muslim ben 'Ausa'ga el-Asadi stieß, einen Vertrauten des Muslim ben 'Akil; er traf ihn, wie er in der Moschee stand und betete, und setzte sich, bis er sein Gebet beendigt hatte. dann trat er auf ihn zu, begrüßte und umarmte ihn und bezeigte ihm die größte Hochachtung und Ehrfurcht; darauf sprach er: OAbu Abdallah, wisse, ich bin ein Mann aus Syrien, Gott hat mich begnadigt mit der Liebe zu den Angehörigen der heiligen Familie und mit der Liebe zu denen, welche sie lieben. Ich habe 3000 Dinare bei mir und wünschte mit dem Manne bekannt zu werden, welcher nach Kufa gekommen ist, um die Leute dem Sohne des Gottgesandten huldigen zu lassen, ich weiß aber nicht, wo er wohnt, und komme zu dir, damit du von mir das Geld annimmst und mich bei deinem Freude einführst; ich bin durchaus zuverlässig und werde seine Sache geheim halten und ihn unterstützen. Muslim ben 'Ausa'ga erwiderte : о Abu Abdallah, ich höre da von dir Dinge, die ich nicht gern höre, was habe ich mit den Angehörigen der heiligen Familie zu schaffen? halte solche Reden von mir fern. Dagegen bemerkte Ma'kil: о Abu Abdallah, ich gehöre nicht zu denen, die du nicht gern hast, ich bin an dich gewiesen, versage mir nicht, was ich von dir wünsche; wenn du mir nicht trauest, so nimm mir einen Schwur und ein eidliches Versprechen ab, bevor ich diese Stelle verlasse. — Als der Scheich diese Worte hörte, hielt er ihn für zuverlässig und sagte: Wenn du in deinen Worten aufrichtig bist, so komm wieder zu mir, ich werde für dich um eine Zusammenkunft nachsuchen und bitte Gott, dass er dich zu einem Verteidiger der Rechte der heiligen Familie mache; durch die Erfahrungen, welche ich in dieser Sache gemacht habe, habe ich eine schlechte Meinung von den Menschen bekommen, deshalb kann ich dir nicht trauen, wenn du mir nicht schwörst, dass, wenn du dein Versprechen halst, du sicher sein, und wenn du es brichst, dem Tode verfallen sein sollst. — Ma'kil antwortete: Einverstanden! nimm mir ein Versprechen ab, wodurch du dich selbst für gesichert halst und dein Herz beruhigst. Er ließ ihn nun schwören und nahm ihm einen bündigen Eid ab, und jener gestand ihm alles zu, was er wünschte und begleitete ihn beständig, bis er ihn bei Muslim ben Akil einführte und diesem den ganzen Hergang von Anfang bis zu Ende erzählte. Muslim schenkte ihm Vertrauen und liss ihn den Huldigungseid ablegen und Abu Thumâma el-Çeidâwi nahm von ihm das Geld in Empfang. Dieser war es, der das Geld einnahm, welches die Anhänger einschickten, um es zu beliebigen Zwecken zu verwenden; er kaufte die Waffen und besorgte die Rüstung zum Kriege und war einer ihrer besten Reiter.

Ma'kil war nun in ihren Zusammenkünften der erste, der kam, und der letzte, der ging, und hörte dadurch alle Geschichten und erfuhr alle ihre Geheimnisse; er begab sich dann zu Obeidallah ben Zijâd und verriet sie ihm. Nachdem dieser sich überzeugt und die Richtigkeit der Angaben erkannt hatte, beschied er zu sich Muhammed ben el-Asch'ath el-Kindl, Asma ben Châri'ga el-Fazâri und Amr ben el-Ha'g'ga'g el-Zubeidi, dessen Tochter mit Hâni ben 'Orwa verheiratet war; sie begaben sich dann in seinem Auftrage zu Hânî und trafen ihn vor der Thür seines Hauses sitzen. Sie redeten ihn an: о Hâni, der Emir lässt dich rufen in einer dringenden Angelegenheit, die ihm vorgekommen ist, und hat uns abgeschickt, um dich abzuholen. Hânî ging mit den Leuten, bis er, als er in die Nähe des Schlosses kam, aus einigen ständen Verdacht schöpfte und sich an Asma ben Châri'ga wandte: lieber Neffe, mich fangt wirklich an zu schaudern. Dies hörte Amr ben el-Ha'g'ga'g und sagte: weshalb solltest du dich vor ihm fürchten , da du nichts verbrochen hast? denke also nicht, dass dein Leben in Gefahr ist. Er ging nun mit den Leuten weiter, bis er bei Ihn Zijâd eintrat; als der ihn kommen sah, wandte er sich von ihm ab, während er ihn früher ehrenvoll empfangen hatte; Hânî wusste nun, was das zu bedeuten habe und begrüsste ihn, jener aber erwiderte den Gruß nicht. Da sprach Hânî: was ist das ? Gott segne den Emir ! Er antwortete : о Hâni, du hast Muslim ben 'Akil in deinem Hause versteckt gehalten, du hast Mannschaft und Waffen für ihn gesammelt, glaubst du, das mir das verborgen geblieben wäre? Er erwiderte: Behüte mich Gott, о Emir! das habe ich nicht getan, glaube nicht, was törichte Verleumder dir über mich hinterbracht haben. Ibn Zijâd entgegnete: Wer mir das berichtet hat, der gilt bei mir für glaubwürdiger als du. Dann rief er: Makil! komm herein und straf ihn lügen. Ma'kil trat ein und sprach: willkommen hier, о Hâni! kennst du mich? Er antwortete: ja, ich kenne dich, schändlicher Betrüger! Er durchschaute jetzt, dass er ihn bei Ibn Zijâd verraten und ihn von allem, was ihn belasten konnte, in Kenntnis gesetzt hatte. Er fuhr aber fort: bei Gott! ich versichere dir, dass ich Muslim nicht gekannt habe, bis er mein Haus betreten hat, ich werde sogleich zu ihm gehen und ihn aus meinem Hause weisen. Ibn Zijâd entgegnete: Ich lasse dich nicht los, entweder du bringst Muslim zu mir, oder ich trenne dir den Kopf von dem Rumpfe. Da wurde Hânî aufgebracht und sagte: Dazu wirst du nicht im Stande sein, ohne dass die Schwerter der Madshi'g dein Blut vergießen. Hierüber erzürnt schlug Ibn Zijâd mit einem Stocke, den er in der Hand hatte, Hânî über das Gesicht und dieser schlug mit der Hand an den Griff seines Schwertes und stürzte damit auf Ibn Zijâd los, der mit einer seidenen Joppe und einem seidenen Überwurf bekleidet war, beide hieb er durch und brachte ihm eine nicht unbedeutende Wunde bei; der Freigelassene Muslim sprang zwischen beide, Hânî schlug nach ihm und schnitt ihm das halbe Gesicht weg, Ibn Zijâd rief seine Leute zu Hilfe und Hânî hieb auf sie ein, bis er dreizehn von ihnen getötet hatte, wobei er sprach: und wenn ich meinen Fuss auf ein kleines Kind aus der Familie Muhammeds setzte, so würde ich ihn nicht aufheben, bis er abgehauen würde; sein Schwert traf so sicher, dass er jeden, gegen den er es erhob, niederstreckte. Da die Angreifer sich mehrten, schlug er unaufhörlich dazwischen, bis sein Schwert brach, nachdem er die meisten derselben verwundet hatte. Nun machten sie auf ihn einen gemeinschaftlichen Angriff und nahmen ihn endlich gefangen, banden ihm die Hände auf den Rücken und führten ihn vor Ihn Zijâd, der einen eisernen Stab in der Hand hatte, womit er ihn über die Stirn schlug und ihm eine klaffende Wunde beibrachte; dann sagte er: schleppt ihn in ein Haus und schließt die Tür zu.

Alsbald verbreitete sich unter seinen Angehörigen das Gerücht, dass er getötet sei und (sein oben genannter Schwiegervater) Amr ben el-Ha'g'gâ'g kam herbei mit 4000 Reitern vom Stamme Madshi'g, angetan mit geringelten Panzern, 'Aditische Helme auf den Köpfen, Indische Schwerdter in den Händen und Tibetische Schilde, sie schwangen die Chattischen Lanzen, bis sie sich am Thore des Emirats-Schlosses aufstellten. Amr ben el-Ha'g'gâ'g rief dann: du Sohn des unehelichen! hast du unseren Häuptling getötet? bei Gott, ich werde es dir heute noch vergelten. [B Als Ihn Zijâd den Lärm hörte, fragte er: was ist das für ein Geschrei ? Man sagte ihm : es sind die Madshig, welche bewaffnet gekommen sind wegen ihres Oberhauptes Hâni ben Orwa, Er wandte sich an seinen Kammerherrn und gab ihm den Auftrag, hinauszugehen und sie zu beruhigen. Er ging oben auf das Schloss und rief ihnen zu: nur Ruhe, ihr Madshi'g, Hânî ist am Leben und nicht tot. Sie glaubten ihm nicht und] sie schrieen: Ihn Zijâd! hast du unseren Häuptling getötet? о Hânî ! wenn du noch lebst, so rede zu uns ; deine Leute und deine Angehörigen sind gekommen um deine Feinde zu töten, und sie werden keinen derselben übrig lassen, der den Erdboden betritt. Als Ibn Zijâd dies hörte, ließ er den Cadhi Schureih rufen und befahl ihm zu den Leuten zu gehen und ihnen zu sagen, dass ihr Oberhaupt am Leben und nicht tot sei, der Emir halte ihn nur zurück um ihn über etwas zu fragen, was er zu unternehmen beabsichtige. Schureih tat dies und setzte hinzu : er befindet sich vollkommen wohl und ist ungefährdet. Wenn er nicht tot ist, erwiderte Amr ben el-Ha'g'gâ'g, so sei Gott gelobt; und er zog mit seinen Leuten wieder ab.

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de