Der Tod des Husein ...

Der Tod des Husein ben Ali und die Rache

Ein historischer Roman aus dem Arabischen

Ferdinand Wüstenfeld

zum Inhaltsverzeichnis

Husein spricht zu den Feinden

Husein verbrachte die Nacht wie gewöhnlich und am anderen Morgen sah er die feindlichen Truppen sich ihm nähern und langsam an ihn herankommen ; er verlangte nach seinem Kamele, ließ es anschirren und rief dann, so laut er konnte: ihr Leute, hört genau zu!

Das Volk horchte auf, er lobte Gott, pries ihn und gedachte des Propheten, dann fuhr er fort: ihr lieben Leute, lasst mich euch mit meiner Abstammung bekannt machen und seht, wer ich bin, dann kommt zur Besinnung und fragt euch selbst, ob es euch erlaubt ist mich zu töten. Bin ich nicht ein Sohn der Tochter eures Propheten und seines Nachfolgers, des ersten der Gläubigen, welcher an Gott und die durch seinen Gesandten gebrachte Lehre glaubte? ist nicht Hamza, der erste der Blutzeugen, mein Oheim und Ga'far, der im Paradiese Flügel bekommen hat, mein Oheim? Ihr habt erfahren, was der Prophet über mich und meinen leiblichen Bruder Hasan gesagt hat : diese beiden sind die Herren der jüngeren Bewohner des Paradieses. Auch hat er gesagt: Ich lasse unter euch zwei kostbare Dinge zurück , das Buch Gottes und die Angehörigen der Familie meines Hauses. Wir sind , bei Gott! seine Angehörigen und die Familie seines Hauses; wenn ihr mich für wahrhaft haltet in dem was ich sage, so ist es recht, und wenn ihr mich für einen Lügner haltet, so fragt 'Gabir ben Abdallah el-Ancari, Abu Sa'id el-Chudri, Sahl ben Sa'd el-Sa'idi, Zeid ben Arcam und Anas ben Malik, denn sie werden euch bestätigen, dass sie diese Worte von meinem Großvater dem Gottgesandten gehört haben. Habt ihr nun hiernach noch einen Grund, mein Blut zu vergießen?

Da sprach zu ihm Schimr ben Dsul-Gauschan: Du verehrst Gott auf eine Weise. Ihm erwiderte Habib ben Mudhahir: Ich glaube, dass du Gott auf siebzig Weisen verehrst, und behaupte, dass du nicht weist, was du sagst, Gott hat dir das Herz verschlossen. — Dann rief Husein: wehe dir Schabath ben Rib'i und dir Kathir ben Schihab und euch anderen, habt ihr mir nicht geschrieben, dass ich zu euch kommen solle, wir wollten gleiche Rechte und Pflichten haben ? Sie antwortete : das haben wir nicht getan. — Er sprach: Gelobt sei Gott! wenn ich euch unbequem bin, so erlaubt, dass ich euch verlasse und mich in ein Land begebe, wo ich sicher bin. Nun erwiderte ihm Keis ben Asch'ath: unterwirf dich dem Befehle des Emir Obeidallah ben Zijad, dann wirst du alles haben, was du wünschest. — Bei Gott! entgegnete Husein, ich werde weder wie ein Untergebener Gnadengeschenke annehmen , noch wie ein Sklave mir alles ruhig gefallen lassen. Dann wandte er sich an die Menge und sprach: Ihr Verehrer Gottes! Ich flüchte mich zu meinem Herrn und eurem Herrn vor jedem Großtuer, der weder an den Tag des Gerichtes, noch an den großen Gott, seinen erhabenen Gesandten und die frommen Heiligen glaubt. Dann zwang er sein Camel sich niederzulegen, er stieg ab, ließ ihm durch 'Ocba ben Sam'an die Fußsehnen durchschneiden und setzte sich auf die Erde. Jetzt gingen die Leute gegen ihn vor, da kam Zuheir ben el-Kein zu Pferde in voller Rüstung herbei und rief: Ihr Leute von Kufa! bei der Rücksicht, die ein Muslim dem anderen schuldig ist, ich will euch einen Rath geben, wir sind jetzt Brüder und haben eine Religion, möge nicht zwischen uns und euch das Schwert entscheiden, ihr verdient es, dass wir euch ermahnen, wir und ihr sind ein Volk ; Gott hat uns und euch in Versuchung geführt, um zu sehen, was wir und ihr tun werdet; ich fordre euch auf, ihm beizustehen und die Tyrannen, welche Muslim und Hani getötet haben, im Stich zu lassen. —

Als sie diese Anrede des Zuheir ben el-Kein hörten, sagten sie: bei Gott! wir gehen nicht von hier, entweder wir töten deinen Herrn und seine Begleiter, oder er muss Jazid ben Mu'awija huldigen. — Zuheir erwiderte: Verehrer Gottes, bedenket, dass Husein auf die Hilfe mehr Recht hat, als der Sohn der Sumeija, wenn ihr ihm also nicht helft, so begebe ich mich vor euch unter Gottes Schutz, wenn ihr ihn tötet, ihm möget ihr die Entscheidung zwischen ihm und Jazid überlassen, denn er wird euch nur gnädig sein, wenn ihr Husein nicht tötet. — Da schoss Schimr ben Dsul- Gauschan mit einem Pfeile nach ihm und sagte : Schweig und entferne dich von uns, du machst schon die Herzen der meisten von uns durch dein Gerede geneigt. — Zuheir entgegnete: du Sohn des, der sich auf die Fersen pisst, du bist nichts weiter als ein Tier, ich glaube, du weißt noch nicht zwei Verse aus dem Buche Gottes auswendig, sei versichert, dass du am Tage der Auferstehung stumm sein wirst und dich die schmerzhafteste Strafe erwartet. — Ich werde dich und deinen Herrn toten I — «Wehe dir! glaubst du mich durch den Tod einschüchtern zu können"? der Tod mit Husein ist mir lieber, als das Leben mit euch.« — Dann wandte er sich an die Leute und sagte: Versammelte Männer, lasst euch nicht durch die Reden dieses und seines gleichen betören, denn die Vermittlung Muhammeds wird keinem zu Teil, der das Blut seines Nachkommen vergießt und die tötet, die ihm helfen und ihn und seine Frauen beschützen. — Jetzt kam einer von seinen Kameraden zu ihm und sprach: Husein lässt dir sagen, zu ihm zu kommen, du habest genug geredet und ermahnt; da kehrte er zu Husein zurück.

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de