Habib ibn Mudhahir
Schimr ben Dsul-Gauschan machte nun einen Angriff, bis er
mit der Lanze in das Zelt Huseins (L. das Zelt der Frauen)
stieß und ausrief: bringt mir Feuer, damit ich das Zelt der
Widerrechtlichen in Brand stecke; da wandten sich Huseins
Begleiter gegen ihn und trieben ihn fort davon und Husein
rief: wehe dir, Schimr! willst du die Frauen des Gottgesandten
im Feuer verbrenne? Schimr antwortete: Ja , und dich mit
ihnen, wenn ich kann. Husein hob seine Augen gen Himmel und
sprach : o Gott ! möge Schimr dem nicht entgehen, dass du ihn
am Tage der Auferstehung in der Hölle verbrennst! —
Aufgebracht rief Schimr : wehe dir ! greift sie an wie ein
Mann und macht sie nieder bis auf den letzten. Sie griffen an
, zerstreuten sich nach rechts und links und trieben sie vor
sich her, sie schössen nach ihnen mit Pfeilen, stießen mit
den Lanzen und hieben mit den Klingen, es gab Tote und
Verwundete , einige hielten Stand , andere flohen. Als Abu
Thumama Omar ben Abdallah el-Ceidawi sah, dass sie von allen
Seiten umringt waren , eilte er zu Husein und sagte : o Sohn
der Tochter des Gottgesandten! wir werden ohne Zweifel getötet, die Zeit des Gebetes ist da, bete mit uns, denn ich
glaube , es ist das letzte Gebet, welches wir halten,
vielleicht treten wir vor Gott grade in dem Augenblicke, wo
wir das Gesetz erfüllen. Er antwortete: Ja ! und rief dann
zum Gebet, und als er den Ruf beendet hatte; setzte er hinzu:
o Ibn Sa'd, hast du die Satzungen des Islam vergessen? willst
du nicht abstehen vom Kampfe, bis wir gebetet haben und auch
ihr gebetet habt und wir den Kampf wieder aufnehmen?
Er antwortete ihm nicht, dagegen rief el-Hucein ben Numeir
ihm zu: o Husein, bete nur so viel du willst. Gott wird dein
Gebet nicht annehmen. Da erwiderte ihm Habib ben Mudhahir,
der vor Husein stand : dass deine Mutter kinderlos werde wehe
dir! das Gebet des Sohnes des Gottgesandten sollte nicht
angenommen werden und das deine würde angenommen ? du Sohn der
Weinschenkerin (L. der Eseltreiberin). el-Hucein ben Numeir
wurde aufgebracht, als er seine Mutter erwähnte und forderte
ihn zum Zweikampfe heraus, indem er sagte:
Heran vor die Klinge , o Habib!
es stellt sich dir ein heldenmütiger, edler Löwe,
In seiner Hand ein scharfer Inder,
als wäre er wegen seines Glanzes frische Milch.
Dann rief er ihm zu: o Habib , komm zum Zweikampf auf die
Rennbahn des Krieges, wo Stich und Hieb sich reichlich finden.
Als Habib diese Worte hörte, grüsste er Husein, nahm von ihm
Abschied und sprach : o mein Gebieter ! ich hoffe , dass mein
Gebet erst im Paradiese zu Ende sein wird, ich werde deinem
Vater, deinem Großvater, deinem Bruder und deiner Mutter von
dir einen Gruß sagen. Hierauf wandte er sich zum Zweikampfe
an el-Hucein und hub an und sprach:
Ich bin Habib und mein Vater ist Mudhahir,
der Ritter im Kampf und ein mächtiger Löwe,
in meiner Rechten ein schneidiger Stahl.
Ihr seid reicher an Zahl und größer,
doch wir haben mehr Ausdauer im Kriege als ihr
und sind auch in allen Stücken mächtiger.
Gott ist überlegener im Streite und siegreicher
als ihr und ihr seid Leute, die nicht ausdauern.
Da sie den Enkel des Propheten zu Hülfe riefen,
ihr schlechtestes Volk unter den Menschen, waren sie schon
Ketzer.
Gleich nach Beendigung dieser Verse machte er einen Angriff
auf el-Hucein und führte nach ihm einen Hieb, welcher seinem
Pferde den Nasenknorpel spaltete; das Pferd machte einen
Sprung und warf ihn von seinem Rücken auf die Erde. Habib
dachte von oben einen zweiten Hieb gegen ihn zu führen, indes
seine Leute verteidigten und befreiten ihn; er machte aber
einen Angriff auf einen Mann von den Banu Carim, schlug ihn
mitten über den Kopf und tötete ihn, und er hörte nicht auf
gegen sie anzurennen, bis er mehrere von ihnen niedergestreckt
hatte, dann drangen sie in größerer Zahl auf ihn ein. Er
wurde vor Huseins Augen getötet und Gott eilte mit seiner
Seele ins Paradies.