Kleidung und Importe
Was die Kleidung und die Dienerschaft anbetrifft, so tragen sowohl die Könige des Landes wie die Staatsmänner nach bescheidenem Brauch die ihnen von jeher gewohnte Kleidung. Auch die übrigen Bewohner der Stadt dürfen sich nach ihrem Stand und Ansehen kleiden. Verschwendern, die mit dem Tragen von Prunkgewändern und prächtigen Pelzen
ihre Grenzen überschreiten, gestattet man keine Übertreibungen Dazu kommt,
dass die Staatsminister privatlich und dienstlich als fest höchstens fünfzehn Diener haben, während die übrigen angesehenen Leute
der Stadt ihrem Stand entsprechend je drei bis fünf monatlich oder jährlich besoldete Bedienstete halten.
Mehr Diener, als erforderlich ist, werden nicht gehalten.
Von einigen wohl unterrichteten Leuten wird erzählt, dass sogar in England jemand, der aus Prunksucht mehr Bediente halten will, als sein Rang
zulässt, soweit er nicht zur Wahrung der Ordnung für jeden jährlich besoldeten Bedienten so und soviel Geld in die öffentliche Kasse zahlt, keine Erlaubnis dafür erhält. Das Bedientenvolk bestreitet mit seinem empfangenen Monatsgehalt auch seine täglichen Ausgaben, und mit dem jährlichen Gehalt
lässt es sich aus ziemlieh grobem Tuch Kleidung anfertigen, die es trägt.
Zwar Pelze und andere Schmucksachen, die ihre Neigung wohl zu tragen begehrt, erlaubt man ihnen nicht. Immerhin reicht das von ihren Herren erhaltene Geld zur Bestreitung ihrer Ausgaben und Beschaffung
ihrer Kleidung. Wenn sie in Dienstsachen nach auswärts gehen, so wird, damit nicht etwa Fälle von
Übergriffen und Erpressung gegenüber den Untertanen oder von Belästigung der Verwaltungsbeamten und Magistrate vorkommen, denjenigen von ihnen, die in Staatsdiensten beauftragt sind, bei ihrem Kommen
und Gehen ein hinreichender Betrag für ihren Lebensunterhalt und ihre Beförderung gegeben; ja wenn die Beauftragten auch mit ein, zwei sogar drei Mann gehen, so erkühnen sie sich nach Erledigung ihrer Dienste nicht, weder einen Heller noch ein Korn von
den Armen zu nehmen.
Die Bewohner ihrer Städte bestehen aus Staatsmännern,
Beamten, Militärs, Kaufleuten und Handwerkern. An jedermanns Kleidung und Äußerem
wird sein Rang und Grad, sowie die Art seines Berufes erkannt. Dadurch gibt es nicht viele Arbeitslose und Müßige. Aber wenn es auch welche gäbe, so würde man sie in den Fabriken, die man erbaut und geschaffen hat, auf leichte Weise gegen Tagelohn
beschäftigen. Für Arme, Gebrechliche und Kranke, sowie Arbeitsunfähige und Unselbständige, für welche niemand in Essen und Kleidung sorgt, hat man besondere
Stätten, wo man ihnen Wohnung und Unterkunft, wie auch Essen und Kleidung gibt. Dadurch sind Bummler, aufdringliche Hausierer und Bettler in der Stadt sehr selten.
Weil das Preußenland zu den kalten, nördlichen Ländern gehört, so wachsen dort nicht solche Dinge wie Baumwolle und Seide. Damit man nun außer dem, was man aus heißen Ländern zu beziehen
genötigt ist, wie Baumwolle, Seide, Kaffee, Zucker, nicht auch noch nötig hat, Dinge, die man im eigenen Lande beschaffen kann, aus fremden Ländern kommen zu lassen, und damit das eigene Geld im Lande bleibt, sind um Berlin und in weiterer
Umgebung für Tuch, Leinwand, Damast (kimcha), Atlas, Samt, Brokat, Taffet (sandal), Porzellan und andere derartige Waren und Sachen Fabriken angelegt, und mittels Geld hat man von anderen Orten Meister herangezogen.
So webt und fabriziert man diese für das Land nötigen Sachen, so
dass nichts aus dem Auslande eingeführt zu werden braucht. Wenn dennoch etwas eingeführt
wird und zwar offenkundig, so wird von den Einführenden 30 Prozent Zoll genommen Das Gut der Schmuggler jedoch wird, wenn es abgefangen wird, von Seiten der Behörde beschlagnahmt. So wird gemäß ihrer Landesordnung sehr wenig von außerhalb ins
Land eingeführt. Dazu hat man sich mit vielen Umständen immer wieder bemüht und bestrebt, die nicht im Lande vorhandenen Sachen selbst zu beschaffen.
Der Minister Hertzberg hat sogar mit Mühe und Eifer innerhalb einiger Jahre sehr viele Maulbeerbäume erworben; in Folge davon sieht man jetzt, wie sie von der jährlich für ihre Fabriken nötigen Menge Seide, für deren Zucht die Natur ihres Landes so ungeeignet ist, ein Viertel in Treibhäusern ziehen.