An Bord des »Petrel«.
Dakar, Februar 1874.
Mahomed Diop, der König von Dakar, ist soeben gestorben.
Lange Zeit schon war er ein Todgeweihter. Doch dieser sechs
Fuß hohe Greis hatte sich eine seltsame und sehr natürliche
Majestät zu bewahren gewußt, und selbst der Gouverneur hatte
große Rücksichten für seine Person.
Tatsache ist, daß er wirklich imposant wirkte, dieser
König, der einer alten schwarzen Mumie glich. Seine
eingeschrumpften Züge hatten noch viel von ihrer früheren
Regelmäßigkeit, und sein schon erloschener Blick war noch
immer eigensinnig und verschlossen. Wohl war er wie geschaffen
zum Haupt dieses öden Landes, in dem die Sonne alles ausdorrt,
als wollte sie allem ewige Dauer verleihen.
Mahomed Diop trug eine Art phrygischer Mütze und, gleich
den Weisen des Altertums, lange und weite Gewänder. Er war,
wohlverstanden, immer grau in grau gekleidet. An seinem Halse
hingen eine Menge sonderbarer Dinge: Hörner von Giraffen und
Gazellen, sonstige Teile verschiedener Tiere und mehrere
Ledersäckchen, die auf kleine Pergamentrollen geschriebene
Koran-Verse enthielten. All diese Amulette, denen Zeit und
Hitze ihren Stempel aufgedrückt hatten, schienen ebenso alt zu
sein als der alte Diop.
Die königliche Hütte bestand, gleich der sämtlicher
Untertanen, nur aus vier Balken, die von einer mächtigen
Strohkuppel überwölbt waren; Flaschenkürbisse schmückten dies
Ganze mit ihren gelben Blättern. Im Innern hing ein Überfluß
von Schilden, wild anmutenden Waffen und Fetischen an den
Strohwänden, wo hellblaue Eidechsen mit orangefarbenen Köpfen
vertrauensselig spazieren liefen.
Zu Beginn meines Weilens im Senegal erbat ich vom König die
Erlaubnis, sein Bild malen zu dürfen; er erteilte sie freudig
und saß mir, umgeben von seinen alten Favoritinnen und seinen
Enkelkindern.