Auf fernen Meeren

Auf fernen Meeren

Tagebuchfragmente und Briefe

1924 n.Chr.

Pierre Loti

Inhaltsverzeichnis

An Bord des »Espadon«.

In See, Juli 1874.

An dem Abend, bevor der »Espadon« die Rückreise nach Frankreich antrat, gab es in Saint-Louis ein Abschiedsdéjeuner bei den Spahis.

An dieses Festmahl bewahre ich eine liebe Erinnerung, denn uns alle verband herzliche Freundschaft und das aufrichtige Bedauern, uns vielleicht auf Nimmerwiedersehen trennen zu müssen. Wir alle saßen, der große Affe des Spahi-Leutnants Bremont mit inbegriffen, auf einer hellen Terrasse.

Es war ein heißer Julimorgen, und der Himmel strahlte in einem selbst in Italien unbekannten Blau. Wir überschauten die Stadt: Viereckige Häuser, deren maurische Terrassen sich in ihrer strahlenden Weiße vom tiefen Himmelsblau abhoben, und da und dort einige unbewegliche Palmen, die ihre gelben Häupter in die Höhe reckten. Die Sonne stand im Zenit, die Hitze war unbeschreiblich.

Nach dem Déjeuner erbat Brémont von unserem Kapitän die Erlaubnis, ihm einen Spahi vorzustellen, der sich im letzten Moment entschlossen hatte, nach Frankreich zurückzukehren.

Dieser Spahi war kein anderer als J. Peyral (aus Le Roman d'un Spahi). Er trug einen Ausdruck des Wohlbefindens und ein Lächeln der Heiterkeit zur Schau, so daß ich ihn kaum wiedererkannte. –

In der letzten Nacht, die wir auf dem Fluß verbrachten, ging eine Sturmflut nieder, die den »Espadon« überschwemmte.

Am nächsten Morgen – es war Sonntag – begannen um 6 Uhr morgens bereits die Abschiedsbesuche an Bord. Da wir sehr bekannt waren, stellten sich alle Offiziere der Kolonie der Reihe nach ein. Mitten in dieses Tohuwabohu brachte Brémont seinen Schützling J. Peyral und legte ihn uns ans Herz.

Um neun Uhr morgens liefen wir bei herrlichstem Wetter aus. In großen Mengen standen die Schwarzen am Ufer, um uns vorbeiziehen zu sehen. Bald war Saint-Louis, das alte, unserem Blick entschwunden, und diesmal für immer ... Wir sahen nur mehr noch die ungeheuere Sahara, deren eintönige Flächen uns lange noch begleiten sollten. –

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