Auf fernen Meeren

Auf fernen Meeren

Tagebuchfragmente und Briefe

1924 n.Chr.

Pierre Loti

Inhaltsverzeichnis

An Bord des »Espadon«

Dakar, 20. Juni 1874

Mein erster Weg in Dakar war ein Besuch bei der alten Mulattin Marie-Félicité, bei der wir, während der Zeit auf dem »Petrel« eine Wohnung gemietet hatten.

Nun hatte sie das große Haus wieder in Besitz genommen und sich mit all ihren Negerinnen und all ihren Fetzen darin eingerichtet. Doch teilte sie mir mit, daß sie den Gartenpavillon für mich reserviert hätte. Dieser Pavillon hatte ungefähr die Größe einer Schiffskabine. Und er enthielt neben einem sehr reinlichen Feldbett ein schmales Negerlager aus Bambusmatten, für Ruhestunden gedacht. Ich fand auch den Flußpferdschädel und die Giraffenhaut wieder, die ich einst aus Podor hierher gebracht hatte.

Dieser letzte in Dakar verbrachte Monat war eine der verstörtesten Epochen meines Lebens. Die, die ich liebe, ist nach Frankreich zurückgekehrt, und mein Herz ist erfüllt von Liebe, Gewissensbissen und Widersprüchen.

Mein Schiffsdienst nimmt mich wenig in Anspruch, und ich verbringe die Zeit, indem ich all unsere früheren Spaziergänge wiederhole und auf sandigen Pfaden die rauhe Wildnis des Cap-Verd durchwandere.

Am Abend durchstreife ich die dunklen Dörfer und trage, den Indern gleich, einen langen weißen Burnus.

Juni ist's. Die Zeit der großen Gewitter naht, die Atmosphäre füllt sich mit den Düften des tropischen Frühlings und überall an den Stechapfelsträuchern öffnen sich breite weiße Blütenkelche.

Mein Pavillon steht inmitten von Lorbeerbäumen und den blühenden Akazien der Tropen. Und ihre Düfte wiegen mich nachts in schweren Schlaf mit seltsamen Träumen.

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