Buchari in seinem Sahih-Werk, Band 3,
Seite 100, und Muslim in seinem Sahih-Werk, Band 1, Seite 97,
berichten durch eine Erzählerkette, die bei Abu Huraira endet,
ein langes Hadith, das unter anderem Folgendes enthält:
Allah wird die Menschen der
früheren und der späteren Generationen am Tage des Gerichts
auf einer einzigen Plattform versammeln, wo der Rufer sie
hören kann, wo das Auge sie sehen kann, wo die Sonne ihnen
nahe ist, und daher werden die Menschen von unerträglichem
Schmerz und Gram bedrängt. Sie sagen dann zu sich: „Seht ihr
nicht, was eure Plage ist? Warum schauen wir uns nicht nach
jemand um, der vor dem Herrgott als Fürbitter auftritt?“ Dann
werden einige zu den anderen sagen: „Ihr solltet an Adam
herantreten!“ Und sie treten an Adam heran und flehen ihn an:
„Du bist der Vater der Menschheit. Allah schuf dich mit Seiner
Hand, flößte dir von Seinem Geiste ein und befahl den Engeln,
und sie warfen sich vor dir nieder. Sei Fürbitter für uns beim
Herrgott. Siehst du nicht, in welcher Plage wir sind? Siehst
du nicht, was uns zugestoßen ist?“ Adam wird dann sagen:
„Heute ist mein Herrgott in Zorn entbrannt, wie noch nie zuvor
und wie noch nie danach. Er verbot mir eine gewisse Frucht,
aber ich gehorchte Ihm nicht. Dies ist der Tag, wo man nur an
sich selber denken kann, nur an sich selbst. Geht zu jemand
anderem. Geht zu Noah.“ Sie treten danach an Noah heran und
sagen zu ihm: „Oh Noah, du bist der erste Gesandte Gottes für
die Menschen der Erde, und Allah nannte dich einen dankbaren
Diener. Sei Fürbitter für uns bei deinem Herrgott. Siehst du
die Plage, in der wir stecken?“ Dann wird Noah sagen: „Heute
ist mein Herrgott in Wut entbrannt, wie noch nie zuvor und wie
noch nie danach. Ich hatte eine Erlaubnis für ein Gebet, und
ich betet gegen mein Volk. Dies ist der Tag für das eigene
selbst, nur für das eigene selbst. Geht zu jemand anderem.
Geht zu Abraham.“ Die Menschen treten dann zu Abraham heran
und sagen: „Oh Abraham, du bist der Prophet Allahs und Sein
Freund unter den Menschen der Erde; sei Fürbitter für uns bei
deinem Herrgott. Siehst du nicht, wohin wir geraten sind?“
Abraham wird zu ihnen sagen: „Heute ist mein Herrgott in Wut
entbrannt, wie noch nie zuvor und wie noch nie später. Ich
selber habe dreimal gelogen. Heute ist der Tag für das eigene
Selbst. Geht zu jemand anderem. Geht zu Moses!“ Daraufhin
werden sie zu Moses gehen. Die Menschen treten an Moses heran
und sagen: „Oh Moses, du bist der Gesandte Allahs, Der dich
vor den Menschen auszeichnete mit Seiner Botschaft und mit dem
direkten Gespräch mit dir. Sei Fürbitter für uns bei deinem
Herrgott. Siehst du nicht, in welch traurigen Lage wir
stecken?“ Moses wird dann sagen: „Heute ist mein Herrgott in
Wut entbrannt, wie noch nie zuvor und wie noch nie nachher.
Aus Mordlust tötete ich einen quicklebendigen Menschen, und
dazu hatte ich keinen Befehl (von Gott). Dies ist der Tag für
das eigene Selbst. Geht zu jemand anderem. Geht zu Jesus!“ Sie
werden dann zu Jesus gehen und zu ihm sagen: „Oh Jesus, du
bist der Gesandte Allahs und Sein Wort, das Er in Maryam
legte, und du bist Sein Geist. Du sprachst zu den Leuten,
während du noch ein Baby in der Wiege warst. Sei Fürbitter für
uns bei deinem Herrgott. Siehst du nicht, in welch traurigen
Lage wir stecken?“ Jesus wird (für sich selbst) keine Sünde
erwähnen. Aber er wird ebenfalls sagen: „Dies ist der Tag für
das eigene Selbst, und nur für das eigene Selbst. Geht zu
jemand anderem. Geht zu Muhammad.“ Sie werden dann zu Muhammad
hintreten und zu ihm sagen: „Oh Muhammad, du bist der
Gottesgesandte und der letzte Prophet. Allah hat dir all deine
Sünden vergeben, vergangene und gegenwärtige. Sei Fürbitter
für uns vor deinem Herrgott. Siehst du nicht in welch
trauriger Lage wir stecken?“
Abu Huraira erzählt nun weiter, dass der
Heilige Prophet Muhammad (s.) sagen wird:
„Ich bin gerührt, und da ich unter
Gottes Thron bin, werde ich mich vor meinem Herrgott
niederwerfen, und daraufhin wird mir Allah Seine Wohltaten und
Seine schöne Behandlung gewähren, wie Er sie vor mir keinem
gewährt hat. Dann wird zu mir gesagt werden: „Oh Muhammad,
hebe dein Haupt, dir wird gegeben, was immer du verlangst und
fürbittest, deine Fürbitte wird angenommen werden.“ Ich werde
mein Haupt heben und sagen: „Meine Ummah, oh Herrgott, meine
Ummah, oh mein Herrgott!“ Es wird mir dann gesagt: „Oh
Muhammad, lass von deiner Ummah eintreten, für die es keine
Abrechnung gibt, durch das Tor Aiman (Sicherheit) von den
Toren des Paradieses, und sie werden gemeinsam mit anderen
Leuten hineingehen, die durch andere Tore eintreten.“
Bemerkungen
Dieses Hadith Abu Hurairas enthält
direkte Beschuldigungen gegen die üblicherweise hohe Position
großer Propheten, denn gemäß den Worten und der praktischen
Darlegung des Heiligen Propheten Muhammad (s.) genießen die
Propheten, insbesondere die hochrangigen, großen Propheten,
eine sehr hohe Position, und die Welt kennt sehr gut ihr
großes Ansehen in den Augen der Menschen. Ihre Großartigkeit
flößt den Massen ehrfürchtigen Respekt ein, und ihre Dienste
für die Menschheit werden von allen anerkannt. Zahlreiche
Verse im Heiligen Qur´an und unzählige Worte des heiligen
Propheten Muhammad (s.) preisen die leuchtenden Meriten und
Auszeichnungen dieser Propheten, und sie zeigen deren hohe
Eigenschaften des Verstandes und des Herzens und ihren
tadellosen Charakter in Lebensweise und Lehrauftrag.
Aber dieses Hadith Abu Hurairas schneidet
an der eigentlichen Wurzel all dieser Meriten und leuchtender
Auszeichnungen dieser Propheten; dieses Hadith ist sicherlich
im Widerspruch zu den Aussprüchen des heiligen Propheten
Muhammad (s.), und im Widerspruch zu seiner Sunnah. Adams
Position ist weit darüber, eine Sünde zu begehen, die ihm den
Zorn Gottes einbringen würde. Die verbotene Frucht sollte nur
die Askese anheben. Noah war weit darüber, gegen irgendjemand
zu beten; selbst für die Gottesfeinde suchte er das Wohlwollen
Gottes. Abraham war weit entfernt vom Laster der Lüge und von
jedem bösen Wort oder Tat, womit Allahs Zorn erregt werden
könnte. Gott verhüte, dass Moses einen Menschen getötet hätte,
wodurch er Gott erzürnt hätte, sondern er tötete nur einen
Mann, der vor Gott ungeschützt und aufgrund seiner Taten in
den Augen kluger Leute wertlos war. Und im allgemeinen sind
die Propheten insgesamt in einer hohen Position, um Gott
vorzuwerfen, Er sei in Wut entbrannt wie nie zuvor.
Weiterhin behauptet dieses Hadith, die
Menschen könnten am Tage des Gerichts einander konsultieren
und (danach) handeln. Aber gemäß des Heiligen Qur´an sind die
Menschen wie berauscht, wiewohl sie nicht berauscht sind, und
jedermann rennt weg von Bruder, Mutter, Vater, Frau und
Kindern, da jeder mit seinen eigenen Angelegenheiten
beschäftigt sein wird. Und wie können die Menschen an jenem
Gerichtstage an die Propheten herantreten, denn diese sitzen
alle auf erhöhten Thronen, und die gemeine Menge kann sich
ihnen nicht nähern.
Überdies, der Verstand möchte Abu Huraira
eine große Frage stellen. Sind diese Leute von der Gemeinde (Ummah)
des heiligen Propheten Muhammad (s.), oder gehören sie zu
anderen Propheten? Wenn sie zur Gemeinde des heiligen
Propheten Muhammad (s.) gehörten, wer dirigierte sie, sich an
andere Propheten der Reihe nach zu wenden? Sind sie von der
Gemeinde eines anderen Propheten, hätte sie dieser Prophet
nicht abgewiesen, wie in dieser Hadith Abu Hurairas gezeigt
wird.