.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Das Unschlüssigkeitsersuchen, die Istichara, ist eine
Tradition der
Muslime durch eine
Art
Bittgebet und daran
gekoppelte Riten einen Hinweis auf die Entscheidungsfindung
bei Unschlüssigkeit zu erhalten. Der Ritus ist insbesondere
unter
Schiiten im
Iran,
Indien und
Pakistan
bekannt.
Die Istichara gilt als eine Art Notlösung, wenn alle
vernünftigen Wege der Entscheidungsfindung wie Nachdenken,
Beratung mit Experten zum Thema, Rateinholung von Vertrauten
und Ähnliches bei der Entscheidungsfindung einer bedeutsamen
Frage nicht hinreichend waren und immer noch Unschlüssigkeit
vorliegt. Dabei liegt zumeist die Wahl zwischen zwei möglichen
Entscheidungen vor, die aus Sicht des
Gläubigen [mumin]
sehr unterschiedliche Auswirkungen haben. Beim
Unschlüssigkeitsersuchen handelt
es sich um eine freiwillige Handlung.
Es wird unterschieden zwischen verschiedenen Arten der Istichara, die sowohl aufeinander aufbauend praktiziert werden
können, als auch unabhängig voneinander:
1. Istichara als
Bittgebet:
Die eigentliche Bedeutung der Istichara ist „das Beste von
Allah erflehen". Der
Gläubige [mumin]
wendet sich in Form eines
Bittgebets an seinen
Schöpfer
[chaliq] mit der Bitte, ihm entweder die Entscheidung
abzunehmen oder so klare Hinweise zu geben, dass er die
richtige Entscheidung fällen möge. Die Istichara in Form des
Bittgebets ist immer, überall und ohne Hilfsmittel
möglich.
2. Die Istichara des Herzens: Die Form der
Herzbeschau gilt als
mystische
Form der Überwindung von Unschlüssigkeit. Nachdem der
Gläubige [mumin]
seine Fragestellung bzw. Bitte seinen
Schöpfer
[chaliq] vorgetragen hat, schaut er tief in sein eigenes
Herz, um darin die Antwort zu erkennen. Dazu sagte z.B.
Imam Sadiq (a.): "Vollziehe nach deinem
Ritualgebet die
Niederwerfung [sadschda] und sage 100 Mal
[allahumma
khirli/أللهم خرلي].
Wend dich dann als
Mittler an uns (Ahl-ul-Bait
(a.), grüße uns
und nehme uns als deine
Fürsprecher. Schaue danach in dein
Herz und handle nach dem, was in deinem Herzen überwiegt."
(Amali
Tusi, Volume 1 page 281 Wasa il ash Shia, Volume 8 Page 74
Hadith 10114)
3. Istichara mit Hilfe des
Heiligen Qur'an: Diese Form gilt als die am häufigsten
mit dem Begriff in Verbindung gebrachte Form, obwohl die oben
genannten Formen viel häufiger angewandt werden. Dabei wird
der Heilige Qur'an mit einem
bestimmten Ritus zu Rate gezogen. Gemäß einer
Überlieferung von
Imam Sadiq (a.) sagt der um Rat
suchende:
„Im Namen Allahs, dem Erbarmer, dem Gnädigen. Sofern Du
etwas in Deinem Plan und Deiner Bestimmung, welche Du für die
Shia der Ahl-ul-Bayt mit der schnellen Rückkehr Deiner
Beschützer und Vertreter über Deinen Geschöpfen vorgesehen
hast, so zeige uns einen Vers im heiligen Quran, welcher uns zu
dem führen wird."
ن كان في قضا ئك وقدرك أن نمن على شيعة آل محمد بفرج و ليك
وحجتك على خلقك فأخرج إلينا اية من كتابك نستدل بها على ذالك
Danach öffnet er den
Heilige
Qur'an, danach geht er sechs Seiten nach vorn und schaut
auf der siebten Seite in den ersten sechs Zeilen nach der
Antwort auf seine Frage. (vgl.
Bihar-ul-Anwar,
Band 91 , Seite 246)
4. Istichara mit Hilfe des
Lobpreisungskranzes [tasbih]:
Diese vergleichsweise unbekannte Form geht auf eine
Überlieferung des
Imam Mahdi (a.) zurück der sagte:
"Der Lobpreisungskranz soll in die Hand genommen werden, Grüße
und Segenswünsche sollen für den
Prophet und seine
Ahl-ul-Bait (a.)
dreimal gesprochen werden. Dann greife (zufällig) eine Perle aus der
Kette und zähle sie im zweier Schritt ab. Bleibt am Ende nur
eine Perle übrig so soll man die befragte Tat ausführen.
Bleiben zwei so soll man es nicht ausführen!"
(Bihar al Anwar Band 91, Seite 250 Hadith 4)
5. Die Istichara mit Hilfe von "Papieren": Eine
weitere Methode wird heutzutage sehr selten praktiziert und ist
eher auf
Gelehrte beschränkt. Sie wird mit sechs Stücken Papier durchführt und
ist lediglich unter
Gelehrten auch als Dhat al-Riqa
bekannt. Es werden sechs Zettelchen vorbereitet. Auf drei von ihnen
wird geschrieben: "Im Namen Gottes des Allbarmers des
Barmherzigen. Die Güte kommt von Allah, dem Weisen, der es für
[Name des Betroffnen] erfüllen
wird." Und auf den anderen drei Zettelchen wird das gleiche
geschrieben nur mit "… der es nicht erfüllen wird".
Danach werden sie unter dem Gebetsteppich gelegt. Anschließend
werden zwei
Gebetsabschnitte [raka] gebetet und es werden
Bittgebete gesprochen.
Daraufhin werden die sechs Zettelchen geschüttelt und
man wählt drei heraus. Steht auf den Dreien, dass man es tun
wird, dann soll man das geplante Vorhaben umsetzen, wenn die
Antwort negativ ist, dann nicht. Hat man gemischte Antworten, so
werden insgesamt fünf Zettel entnommen und die Mehrheitsantwort zählt
dann. (vgl. Bihar al Anwar, Volume 88, page 230 Hadith 5 , Al Kafi,
Volume 3 page 470.)
Derartige Methoden können letztendlich nur als bedingte
Hilfsmittel dienen.