Tataren-Denkmal
Tatarengrab von Kleinbeucha

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Das Tatarengrab von Kleinbeucha ist ein historisches muslimisches Grab in Sachsen im Dorf Kleinbeuche bei der Ortschaft Bad Lausick.

Es befindet sich bei der Einfahrt nach Kleinbeucha im Bornaer Land von Beuche kommend oberhalb der Straße "am Kirschberg", von wo es ausgeschildert ist. Das Grab befindet sich auf einer kleinen Anhöhe auf einem Privatfeld und gehört gemäß Grabinschrift einem Offizier namens "Jussuf, Sohn des Mustafa". Er wurde 1813 n.Chr. begraben. Obwohl er keine Angehörigen in der Nähe hatte, wurde das Grab durch die sächsischen Bürger viele Jahrzehnte gepflegt. Es wird angenommen, dass Jussuf ein Tatare aus Polen-Litauen war. Das Grab zeugt von den Napoleonischen Kriegen, als Muslime an der Seite der Preußen gekämpft haben. Die Ausrichtung des Grabes in Gebetsrichtung [qibla] deutet darauf hin, dass der Verstorbene von einem Muslim beigesetzt wurde.

Genaue Kenntnisse über jenen Jussuf liegen nicht vor. In den Erzählungen der lokalen Heimatforscher ist dieser Jussuf zuweilen als Baschkire und zuweilen als Russe, Türke oder Tatar dargestellt. Auf den ursprünglichen Originalgrabsteinen soll gestanden haben: „1813 roku Wachscheff – Jusuph, der Sohn des Mustafa, der Gutmütige und Tapfere“ und „Nichts ist gut außer Gott und Muhammed dem Propheten Gottes“.

Das Verwenden der Inschrift „roku“ für die Jahresangabe wird als Indiz dafür gedeutet, dass es sich um einen Lipka-Tataren aus Polen-Litauen gehandelt hat oder zumindest von diesen beigesetzt wurde. Tatarische Reiter aus Polen-Litauen haben sowohl in der Napoleonischen Armee gedient als auch in den Armeen der Alliierten gekämpft. Als gesichert gilt, dass die Eskadron der Lipka-Tataren unter Hauptmann Sultan Ulan und Leutnant Hassan Aleb-Imam an den Schlachten von Großgörschen, Bautzen, Dresden und Leipzig teilnahmen und nach Beendigung des Krieges in die Dienste Alexanders I. traten. Aber auch in der sächsischen Armee dienten polnische Tataren und auch in der preußischen Armee. Um das Jahr 1800 sollen einige tausend Muslime für Preußen gekämpft haben, unter anderem für General von Günther. Es ist allerdings nicht bekannt, in welcher Einheit der Offizier Jussuf diente. Gemäß der Schautafel handelt es sich bei dem "Jussuf" um einen Offizier der russischen Armee, die 1813 in Beuche erschien. Die Anführer der Truppe wurden als Gast auf dem Rittergut Beucha wilkommen geheißen. Besagter Jussuf erkrankte am Lazarettfieber. Ein Diener blieb bei hm und pflegte ihn bis zu seinem Ableben.

Zwei alte Steintafeln, die in Form eines Sattels angeordnet sind, sind nicht mehr lesbar. In 2001 wurde ein neuer Grabstein erstellt mit der Aufschrift "Jussuf der Großmütige, Sohn des Mustafa" sowie eine Gedenktafel in Stahl mit Informationen zur Geschichte des Grabes sowie eine Gedenkplakette am ehemaligen Siechenhaus des Ortes, wo der Tatarenoffizier gestorben ist. Die Bewohner der Ortschaft haben den Respekt zu dem Grab stets als Tradition gewahrt. Bereits Anfang des 19. Jh. hat z.B. der Lehrer Christian Gottlieb Winkler seine Schüler motiviert, das Grab zu respektieren und durch freiwillige Pflegearbeiten zu erhalten. Im Regionalen Sprachgebrauch ist die Aussage „bei Jussuf“ inzwischen fest verankert. Später sollen noch Angehörige aus Russland gekommen sein, um das Grab zu besuchen und zu pflegen.

Links zum Thema

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