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Die Sternwarte von Samarkand, auch bekannt als
Observatorium des
Ulugh Bek oder Gurchani Zidsch (Gurkhani Zij), Sternwarte
von Gurchani, war eines der bedeutendsten und modernsten
Observatorien seiner Zeit, welches in den Jahren 1424–1428
unweit von
Samarkand, auf Anordnung von
Ulugh Bek auf dem Hügel Kuchak
errichtet wurde. Teile des Observatoriums sind noch erhalten
oder Restauriert.
Ulugh Bek ließ es während seiner Herrschaft über
Samarkand errichten und war selbst auch wissenschaftlich
im Observatorium tätig. Als Vorbild beim Bau diente die
Sternwarte von Maragha.
Auch ohne Fernrohr und Teleskop war es den hier tätigen
Wissenschaftlern gelungen, Messungen und wissenschaftlich
fundierte Untersuchungen durchzuführen und Sternpositionen
anzufertigen, die nicht nur bis in die Neuzeit von großem
Wert waren, sondern unter Einsatz heutiger Technik auch
weitestgehend bestätigt werden konnten. Die Wissenschaftler Al-Kaschi, Qadi Zada und
Ulugh Bek selbst berechneten das siderische Jahr zu 365
Tagen, 6 Stunden, 10 Minuten und 8 Sekunden (mit einem Fehler
von 58 Sekunden verglichen mit dem heutigen Wert). Des
Weiteren wurde zwischen 1420 und 1437 der Sternenkatalog
Zidschi-Sultani mit den Positionsangaben von 1018 bzw. 992
Sternen erstellt.
Ulugh Bek baute auf der Arbeit von
Muhammad ibn Musa al-Chwarizmi (gest. ca. 850 n.Chr.) und
Ptolemäus (ca. 160 n.Chr.) auf.
Unmittelbar nach der gewaltsamen Vertreibung und Tötung von
Ulugh Bek wurde die Sternwarte von den für Wissenschaft
ignoranten Aufständischen zerstört, jedoch konnte der
Astronom Ali al-Quschdschi (gest. 1474) mit den
Sternentafeln nach
Täbriz entkommen. Später lehrte er an der
Madrasa an der
Hagia Sophia in
Istanbul. Von dort gelangten die Tafeln nach Westeuropa.
In
Istanbul nahm Taqi al-Din um 1575 Ulug Beks Observatorium
als Vorbild für die Sternwarte des osmanischen Sultans
Murat
III.. Die Ideen dürften von
Ali Kuschtschi mitgenommen worden sein, der Leiter der
Sternwarte von Samarkand war und später zu den
Osmanen wechselte.
Das Gelände des Observatoriums wurde 1908 von russischen
Archäologen entdeckt und ausgegraben. Anhand von Chroniken aus
dem 17. Jh. n.Chr. gelang es dem russischen Archäologen Vjatkin, die
Ruinen der Sternwarte zu finden. Im Jahre 1948 hatte eine
wissenschaftliche Expedition des Instituts für Geschichte und
Archäologie der Akademie der Wissenschaften der UdSSR eine
detaillierte Untersuchung der Ruine des Observatoriums
durchgeführt.
Das Observatorium hatte die Form eines Zylinders, war 30,4
m hoch und hatte drei Stockwerke. Der Durchmesser des
Zylinders war 46,40 m. Die Sternwarte lag etwa 3,5 km
nordöstlich vom Registan. Vjatkin hat hier Teile eines
gewaltigen, in einen Felsen getriebenen Sextanten gefunden.
Bei der Errichtung der Sternwarte erwies sich die Aufgabe,
die eigentliche Messstelle erdbebensicher und damit
unverrückbar zu machen, augenscheinlich als das größte
Problem. Daher wurde in den gewachsenen Stein des Hügels eine
etwa 2,5 m breite Vertiefung geschlagen, diese mit
Ziegelsteinen ausgekleidet und in der so entstandenen Rinne
das Segment eines Sextanten - unterteilt in Winkelgrade und
Minuten – fixiert. Das über dem Sextanten angeordnete Gebäude
war überkuppelt, rund und hatte bei einem Durchmesser von
etwa 40 m drei Stockwerke mit zahlreichen Haupt- und
Nebenräumen. Daneben gab es noch kleinere Instrumente wie eine Armillarsphäre.
Heute gibt es nur noch einen nach historischen Vorbildern nachgebauten Eingang in von einer Empore der rekonstruierte
Sextant besichtigt werden kann. Gegenüber diesem Eingang
befindet sich heute ein kleines zweigeschossiges Museum, in
dem eine interessante Sammlung von astronomischen Geräten und
Instrumenten sowie weitere Exponate ausgelegt sind.
Das "Ulugh Bek Astronomical Institute of the Uzbek Academy
of Sciences" und die Staatsuniversität Samarkand unterhalten
seit 2006 ein Lehrobservatorium in
Samarkand.
Ein Modell der von ihm aufgebauten Sternwarte steht im
Istanbuler Museum für Geschichte der Wissenschaft und Technik
im Islam (siehe unten).
