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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Palästina wird auch "Heiliges Land" genannt und liegt an der
südöstlichen Küste des Mittelmeeres. Durch das zentral
gelegene
Jerusalem hat Palästina eine besondere religiöse Bedeutung
für alle drei
monotheistischen
Religionen. Die Jahrzehnte andauernde Besatzungspolitik
gegenüber palästinensischen
Christen und
Muslimen wirkt auf die Region als beständiger Unruheherd.
Der
Name Palästina wird auf das Volk der Philister zurückgeführt,
die ab ca. 1175 v. Chr. an der Mittelmeerküste des Landes
Kanaan siedelten. Nach ihnen benannten assyrische Texte des 8.
Jh. v. Chr. die Region. In der größten Zeit der
Herrschaft durch
Muslime war Palästina eine Region der Provinz
Schaam.
Im Laufe der Geschichte hat Palästina viele Herrscher
gesehen, darunter auch
Alexander den Großen.
Die
islamische Herrschaft begann im Jahr 638 n.Chr., als
Jerusalem von einer Armee in der Zeit des zweiten
Kalifen
Umar ibn Chattab erobert wurde. 691 n.Chr. errichten
Muslime
auf dem Berg, der als Tempelberg bezeichnet wird, den
Felsendom. Der
Islam
wurde der Bevölkerung nicht aufgezwungen. Erst im Laufe der
Zeit konvertierten einige einheimische Stämme zum
Islam.
Nach geschichtlichen Angaben war nach ca. 100 Jahren eine
Mehrheit der ehemals
christlichen teilweise auch
jüdischen Bevölkerung zum
Islam
konvertiert.
Die Region profitierte mit ihrer höchsten Dichte an
Grabstätten von
Propheten
und damit der enormen Anziehungskraft für Pilger zunächst auch
vom Handel des Reiches und der Nähe zur Hauptstadt der
Umayyaden in
Damaskus. Nachdem die
Abbasiden im Jahr 762 n.Chr. die Hauptstadt nach
Bagdad
verlagert hatten, nahm die wirtschaftliche Bedeutung Palästinas teilweise ab.
Die religiöse Bedeutung aber blieb, so dass das Gebiet
wiederholt Schauplatz von Kämpfen wurde von
Seldschuken,
Fatimiden und europäischen Kreuzfahrern. Palästina
profitierte auch von den Errungenschaften der
muslimischen
Welt, als diese ihr goldenes Zeitalter der Wissenschaft,
Kunst, Philosophie und Literatur erlebte. Erst unter den
Mamluken brach die Weiterentwicklung Palästinas ab. Die
Osmanen besiegten die Mamelucken 1516 und beherrschten
Palästina mit kurzen Unterbrechungen 400 Jahre lang. Den
Christen und
Juden
wurde als Angehörige einer
Buchreligion ein großes Maß an Autonomie zugebilligt.
Viele deutsche Dichter und Denker widmeten Teile ihrer
Schriften Palästina. Sehr bekannt ist dabei die Ringparabel
von Lessing.
Nach wissenschaftlichen Angaben werden für die Zeit 1881,
die als
Beginn der jüdischen Einwanderung gewertet wird, ca. 460.000 Einwohner in
Palästina angegeben. 400.000 davon waren
Muslime, bis zu 20.000
Juden,
(was allerdings mit einer späteren geringeren Angabe nicht
übereinstimmt) und 40.000 unterschiedliche
Christen.
Im Jahre 1897 berief Theodor Herzl den ersten
Zionistenkongress in Basel ein und legte damit einen wichtigen
Grundstein für die spätere Gründung eines "Judenstaates" in
Palästina, wie er es in seinem gleichnamigen Buch nannte.
Nach Angaben der "Jewish Colonization Association" für das
Jahr 1903 lebten im Jahre 1898 ca. 5200 Juden in Palästina in
landwirtschaftlichen Mustersiedlungen (Siehe
auch "Altneuland", 1904 Heft 11, Seite 339).
In der Balfour-Deklaration 1917 wurde das Wohlwollen der
britischen Regierung für eine jüdische Heimstatt in Palästina
erklärt. Bereits vorher wurde 1916 im geheimen Sykes-Picot-Abkommen
mit Frankreich und dem zaristischen Russland eine Vereinbarung
über die Aufteilung des
Osmanischen Reichs getroffen, welche die Bolschewiken 1918
veröffentlichten. In einer Korrespondenz zwischen Husain ibn
Ali aus dem damaligen
Hidschaz (heutiges
Saudi-Arabien) und dem britischen Hochkommissars in
Ägypten Henry McMahon, wurde bereits 1915/1916 den
Arabern die Selbstständigkeit versprochen, sollten sie
Großbritannien im Kampf gegen die
Osmanen unterstützten. Viele
Araber
halfen den Kolonialmächten und kämpften an ihrer Seite gegen
ihre
muslimischen Glaubensgeschwister. Und so kam es nicht nur zur
Zerschlagung des
Osmanischen Reichs sondern auch einer Aufteilung des
damals zusammenhängenden Gebietes auf dem Reißbrett.
Nach Zerschlagung des
Osmanischen Reichs besetzte Großbritannien und Frankreich
die von ihnen im Sykes-Picot-Abkommen ausgehandelten Gebiete:
Frankreich den
Libanon und
Syrien;
Großbritannien Palästina (was damals auch
Jordanien beinhaltete) und den
Irak.
Nach dem Motto "teile und herrsche" wurden später die
eigenen noch zusammenhängenden Mandatsgebiete in mehrere
kleinere Nationalstaaten aufgeteilt. Frankreich teilte sein
Gebiet in
Libanon und
Syrien,
Großbritannien seine Gebiete in Palästina, Transjordanien (das
spätere
Jordanien) und
Irak.
Auf allen Seiten all jener Grenzen lebten Blutsverwandte und
Glaubensgeschwister mit gleicher Sprache und gleicher Kultur!
Anfang 1922 übertrug der Völkerbund
auf der Friedenskonferenz von Paris Großbritannien das Mandat
für Palästina für das Gebiet, das heute gemeinsam von Israel
und
Jordanien eingenommen wird. Zu den Mandatsbedingungen
gehörte, dass die Briten die Verwirklichung der Balfour-Deklaration ermöglichen sollen, in der sie am 2.
November 1917 die "Gründung einer nationalen Heimstätte für
das jüdische Volk" versprochen hatten, ein bis dahin
einmaliger Vorgang in der jüngeren Weltgeschichte: Mitten in
einem fremden Gebiet, bzw. einem Gebiet, in dem eine
Religionsgruppe in der Minderheit war, sollte ein Staat für
jene Gruppe entstehen. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen,
dass all jene Pläne lange vor dem zweiten Weltkrieg und vor
dem Holocaust bestanden!
Im Juni 1922, noch vor Inkrafttreten des Mandats, teilte
Winston Churchill das Mandatsgebiet in Palästina westlich des
Jordan, wo die jüdische Heimstätte errichtet werden sollte,
und Transjordanien östlich des Jordan, auf dessen Gebiet ein
autonomes arabisches Emirat eingerichtet wurde. Die offizielle
Verabschiedung des Mandats durch den Völkerbund geschah am 24.
Juli 1922. Die genaue Ausgestaltung der Grenzen wurde dabei
der Mandatsmacht Großbritannien überlassen.
Das nicht eingehaltene Versprechen der arabischen
Unabhängigkeit richtet den bisher anti-osmanischen arabischen
Nationalismus gegen die Mandatsmächte. Die durch die
Mandatsmächte erfolgreich vorangetriebene Gespaltenheit der
Araber aber führte dazu, dass
keine Einheitsfront gegen die neuen Kolonialherren aufgebaut
werden konnte.
Die Ziele der jüdischen Bevölkerungsminderheit waren eine
Forcierung der Einwanderung, ein möglichst großer
"Judenstaat", wie es Herzl genannt hatte, und zunächst eine
Beibehaltung des britischen Mandats. Zwischen 1924 und 1932 kam es zu
einer weiteren Immigrationswelle, gefolgt von einer weiteren
Welle von 1933 bis 1939,
wodurch die jüdische Bevölkerung in Palästina wuchs.
Im Jahre 1937 legte die britische Peel-Kommission einen so
genannte Teilungsplan vor, der sich nach außen an der neuen
künstlich geschaffenen prozentualen Bevölkerungsverteilung
orientieren sollte aber in der Realität das fruchtbare Galiläa
und wirtschaftlich wie strategisch wichtige Küstenstreifen als
jüdischen Teil vorsahen, während der arabische Teil vor allem
die Wüstenregionen umfassten. Eine Spaltung ihres Landes wurde
von den
Arabern grundsätzlich abgelehnt. Die jüdische Seite zeigt
sich gespalten. Eine Gruppe um Golda Meir, lehnte den
Vorschlag ab und wollte ein größeres Gebiet, eine andere
Gruppe um David Ben Gurion sah in diesem Kleinststaat die
Basis für eine spätere Expansion. Zitat: "...nachdem wir
eine große Macht aufgebaut haben, werden wir die Teilung des
Landes beseitigen und über ganz Erez Israel expandieren"
(Brief an seinen Sohn); "das Ja zur
Teilung verpflichtet uns nicht zum Verzicht auf Transjordanien"
(Ben Gurion, Memoiren Bd. 4, S. 151).
Die Teilung des Landes wurde von der Woodhead-Kommission, die
1939 das MacDonald-Weißbuch veröffentlichte zumindest
offiziell wieder verworfen. Mit dieser taktischen Wendung
versuchte Großbritannien die
Araber,
die bereits mehrfach auf britische Taktiken hereingefallen
waren, als Bündnispartner im 2. Weltkrieg zu gewinnen. Jenes
Weißbuch wurde von den im Lande lebenden
Juden abgelehnt, da
es die Auflösung militanter Organisationen verlangte, dieses
Ziel aber nie effektiv verfolgte. Jene Organisationen wurden
von
Juden als Selbstverteidigungseinheiten verstanden, von
ihren Gegnern hingegen als Terrororganisation verurteilt, wie
die Hagana.
Dass jene scheinbare Wendung lediglich temporärer und
taktischer Art war, konnte man unter anderem daran erkennen, dass im 2.
Weltkrieg schließlich 27.500 jüdische Soldaten aus Palästina
in der britischen Armee kämpften. Diese bildeten später einen
wichtigen Teil der zu gründenden israelischen Armee. Männer
wie Mosche Dajan oder Jitzchak Rabin kämpften an der Seite
Großbritanniens.
Ben Gurion versuchte damals die Einwanderung, die von den
Briten "offiziell" als illegal erklärt wurde, zu verstärken.
Die
Araber hofften auf einen Sieg Deutschlands, weil sie darin
die Befreiung von der britischen Besatzung sahen. In diesem
Zusammenhang wird oft die Rolle des
Amin Al-Husaini erwähnt.
Nach dem zweiten Weltkrieg wollten die Briten nicht die
alleinige Schuld an der widerrechtlichen Besatzung und der
Gründung eines Staates auf fremden Boden gekoppelt an
gewaltsamer Enteignung und
Vertreibung der ursprünglichen Einwohner auf sich nehmen und
beabsichtigten daher das Mandat
den USA zu übertragen. In der Folge wurde das Anglo-American Committee of Inquiry gegründet, das vorschlug,
zumindest 100.000
Juden die Einreise zu ermöglichen, das
Mandat 10 weitere Jahre fortzusetzen und Verhandlungen
zwischen Palästinensern und
Juden
zu beginnen. Das Komitee tagte an mehreren Orten und hörte
viele Zeugen, zu denen auch Albert Einstein gehörte. Abermals
machten die Briten in der Öffentlichkeit die Entwaffnung von
Terrorgruppen wie der Hagana zur Voraussetzung, was abermals
abgelehnt wurde. In der Folge kam es zu einem bewaffneten
Aufstand der drei größten jüdischen Terrorgruppen Hagana,
Irgun und Lechi gegen militärische Ziele der Briten, die nach
und nach zu deren Rückzug führte. Der spätere israelische
Ministerpräsident Schamir wurde damals steckbrieflich als
Terrorist - wenn auch halbherzig - gesucht. Die Leitung der
Terroroperationen unterstand Golda Meir. Die Hagana versuchte
zudem mit vielerlei Mitteln die Einwanderung zu verstärken. In den
Jahren 1945 und 1946 häuften sich die Terroranschläge
jüdischer Untergrundbewegungen auf britische Einrichtungen in
Palästina wie auch auf arabische Einrichtungen. Leute wie Jitzchak Rabin, wurden verhaftet. Als Antwort darauf planten
die drei großen Terrororganisationen einen Anschlag auf den
Südflügel des King David Hotel in Jerusalem, in dem sich das
Hauptquartier Großbritanniens befand; bei dem Anschlag wurden
91 Menschen ermordet, darunter auch arabisches Personal des
Hotels.
Wie sehr das britische Mandat von taktischen Interessen
getrieben war, konnten die
Araber
erkennen, als Briten später unerwartet Verbündete der bei der
Gründung des Staates Israel wurden.
Der Teilungsplan und damit die Gründung Israels wurden in
der Folge zügig umgesetzt und die Teilung führte im Verlauf
von Jahrzehnten zu einer beständigen Expansion Israels, wie es
Ben Gurion vorhergesagt hatte. Diese Expansion war begeleitet
von Mord und Vertreibung der ursprünglichen
muslimischen wie auch
christlichen einheimischen Bevölkerung. So kam es am 9.
April 1948 zu einem Massaker in dem palästinensischen Dorf
Deir Jassin. Der Ort wurde von Truppen des Irgun Menachem
Begins angegriffen. Weitaus mehr als 100 Palästinenser
(die Angaben sind sehr unterschiedlich, und gehen bis zu 300), darunter Kinder,
Frauen und Greise, wurden ermordet. Die Aktion erfüllte ihren
Zweck, Panik unter der arabischen Bevölkerung auszulösen, um
die Vertreibung zu erleichtern. Ähnliche völkerrechtswidrige
Aktionen anderer Länder wurden Jahrzehnte später als
"die ethnische Säuberung Palästinas" bezeichnet.
Am 14. Mai 1948 kam es zur Staatsgründung des heutigen
Israel, das bis heute die Gründung eines unabhängigen und
lebensfähigen Staates Palästina mit vielerlei Mitteln verhindert,
nicht zuletzt durch die andauernde völkerrechtwidrige
Besiedlung der besetzten Gebiete. Das zum größten Teil von
Muslimen bewohnte
Palästina wurde im Zuge
der ethnische Säuberung Palästinas entvölkert und es kam
zur
Zionistische Vernichtungen palästinensischer Ortschaften.
Während für die Mehrheit der in der UN organisierten
Staaten
die Staatsgrenze Israels in den Grenzen von 1967 verlaufen
sollte, akzeptiert Israel diese Regelung nicht und besiedelt
die besetzten Gebiete unaufhörlich. Millionen von Flüchtlingen
nichtjüdischen Glaubens können nicht in ihre Heimat Palästina
zurück, während nach wie vor Menschen jüdischen Glaubens aus
aller Welt problemlos einwandern können, auch in Siedlungen in
den besetzten Gebieten.
Manche jüdische Geistliche und Teile der zionistischen
Bewegung beanspruchen das biblische Land "Erez Israel" als
unveräußerliches Recht des
jüdischen Volkes, wobei in der Ansicht mancher
Außenstehender nicht die
Religion des
Judentums, sondern ein völkisches Denken im Vordergrund
steht. Da jenes beanspruchte Gebiet bis zum
Euphrat reicht, erhalten die von vielen
Muslimen
als moderne Kolonialkriege betrachteten Konflikte um den
Irak
zusätzliche Brisanz.
Manche
muslimische Gelehrte sehen in der aktuellen Situation die
Prophezeiung einer
Ayat
aus dem Heiligen
Qur'an
erfüllt.
"Und Wir hatten den Kindern Israels in der Schrift
klargelegt: "Siehe, ihr werdet gewisslich zweimal im Land
Verderben anstiften, und ihr werdet gewisslich unmäßig
hoffärtig und herrisch werden." (Heiliger
Qur'an 17:4)
Hierbei wird die aktuelle Situation als "zweites Mal"
angesehen.
So ist der Konflikt um Palästina mehr als jeder
andere Konflikt, neben strategischen, wirtschaftlichen und
politischen Interessen auch auch von
religiösen Interessen auf allen beteiligten Seiten geprägt,
zumal auch die Heiligsten Stätten aller drei
monotheistischen
Religionen im historischen Palästina liegen, wie unter
anderem
Jerusalem,
Bethlehem,
Hebron
und zahlreiche weitere Orte.
Zur Befreiung Palästinas wurde der jährliche
Internationaler Tag von Quds (Quds-Tag) ausgerufen. Das
erste deutschsprachige Lied über
Palästina von einer
muslimischen Gruppe ist
Palästina, Palästina (Lied).