Naqschibandi
  Naqschibandi-Orden

Aussprache: al-naqschibandiyya
arabisch:
النقشبندية
persisch:
englisch: Nakshibandi

Ab ca. 1350 n.Chr.

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Die Naqschbandi ist ein bekannter und weit verbreiteter Orden [tariqa] von Sufis, der im 14. Jh. in Zentralasien entstand und sich in den darauf folgenden Jahrhunderten weiter verbreitete. Der Gründer ist Bahauddin Naqschiband (1318–1389 n.Chr.) aus Buchara. Von ihm leitet der Orden seine Spirituelle Linie [silsila] über Amir Kulal (gestorben 1379 n.Chr.), Abdul Chaliq Ghudschduwani (??? - 1120), Yusuf Hamadhani (???-1140) und Abu Bakr (572-634 n.Chr) ab.

Bahauddin baut die Naqschbandi-Lehre mit ihren persischen Originalbezeichnungen auf folgenden Prinzipien auf:

  1. hush dar dam: Aufmerksamkeit beim Atmen
  2. nazar bar qadam: seine Schritte überwachen
  3. safar dar watan: innere mystische Reise
  4. chalwat dar andschuman: Einsamkeit in der Menge
  5. yad kard: Sammlung, Gedenken
  6. baz gard: seine Gedanken kontrollieren
  7. nigah dascht: seine Gedanken überwachen
  8. yad dascht: Konzentration auf Gott

Nach dem Ableben von Amir Kulal wird Bahauddin Naqschiband zu seinem Nachfolger. Die damaligen Derwische bilden den Kern der Gruppe, die später zur Naqschbandi-Orden wird.

Ein markanter Bestandteil der Naqschbandi-Riten ist die schweigende Lobpreisverlesung [dhikr]. Dieses ist der lauten Lobpreisverlesung entgegengesetzt, wie es bei anderen Orden üblich war. Die Naqschbandis führen die schweigende Lobpreisverlesung [dhikr] auf die Begebenheit des Propheten Muhammad (s.) zurück, als dieser auf der Flucht vor seinen mekkanischen Verfolgern in einer Höhle Zuflucht sucht. Die Naqschbandis nehmen an, dass dort Prophet Muhammad (s.) seinen Weggefährten Abu Bakr in die stille Lobpreisverlesung [dhikr] eingeführt habe, um sich nicht durch laute Stimmen zu verraten.

Eine weitere wichtige Eigenheit der Naqschbandi ist die Suhbat (türk. Sohbet). Dies ist eine intime Unterhaltung zwischen dem Scheich und seinem Derwisch, die auf höchster geistiger Ebene geführt wird. Die Naqschbandis sind selber davon überzeugt, dass ihr Weg mit der exakten Einhaltung der religiösen Pflichten sie zur "Vollkommenheit des Prophetentums" führen würde.

Bis heute spielen die Naqschbandi eine bedeutende Rolle im religiösen Leben im Nahen Osten. Nach Anatolien wurde der Orden [tariqa] durch Molla Ilahi (gestorben 1409 n.Chr.) gebracht, wo er noch in der heutigen Türkei besteht und Anhänger hat, trotz des im Jahr 1925 erlassenen Verbots durch Mustafa Kemal Atatürk, Derwisch-Zentren zu unterhalten.

Auch die Bildungsbewegungen der Nurcu Cemaati und der Süleymancılık haben ihre Wurzeln in der Naqschbandi. In Syrien steht der Großmufti des Landes, Ahmad Kaftaru (* 1912), an der Spitze eines eigenen Zweiges dieser Bruderschaft, mit einem großen internationalen Bildungszentrum in Damaskus.

In Deutschland und in den USA sind besonders die Anhänger des zypriotischen Scheich Muhammad Nazim Adil al-Qubrusi al-Haqqani (geb. 1922) bekannt. Er verfügt über einen größeren Zirkel deutscher Konvertiten zum Islam, die einen eigenen Verlag unterhalten und seine Schriften in deutscher Übersetzung herausbringen. Außerdem sind sie im Verein Haqqani Trust organisiert. In den USA ist er mit einer eigenen Stiftung , der Haqqani Foundation, vertreten, die verschiedene Niederlassungen, einen Verlag und ein eigenes Studienzentrum in Michigan unterhält.

Die Naqschibandi führen ihre Spirituelle Linie [silsila] auf folgendem Weg bis zu Prophet Muhammad (s.) zurück:

  1. Prophet Muhammad (s.) (Ableben 11 n.d.H. in Medina)
  2. Abu Bakr (13 n.d.H. in Medina)
  3. Salman al-Farsi (35 n.d.H. in Medina)
  4. Qasim ibn Muhammad ibn Abu Bakr (107 n.d.H. in Medina)
  5. Imam Sadiq (a.) (148 n.d.H. in Medina)
  6. Bayazid Bistami (261 n.d.H. in Bastam)
  7. Abul Hassan Churqaani (425 n.d.H. in Churqan)
  8. Abul Qasim Gorgani (??? n.d.H. in Dschadschan)
  9. Abu Ali Farmadi (477 n.d.H. in Maschhad)
  10. Yusuf Hamdani (535 n.d.H. in Turkistan)
  11. Abdul Chaliq Gadschadwani (575 n.d.H. in Buchara)
  12. Muhammad Arif Riogri (616 n.d.H. in Tadschikistan)
  13. Mehmood Indschir Faghnavi (715 n.d.H. in Buchara)
  14. Azizane Ali Raamitni (715 n.d.H. in Buchara)
  15. Muhammad Baba Samasi (755AH n.d.H. in Buchara)
  16. Sayyed Amir Kalal (772 n.d.H. in Buchara)
  17. Bahauddin Naqschiband (791 n.d.H. in Qasr-e-Aarifan bei Buchara)
  18. Alaa'uddin Attaar (??? n.d.H. in Dschafaaniyan (Mawralnahar))
  19. Ya'qoob Tscharchi (851 n.d.H. in Tscharch bei Buchara)
  20. Ebeydullah Ahraar (895 n.d.H. in Samarkand, Mawralnahar)
  21. Muhammad Zaahid (936 n.d.H. in Wachsch Malk Hasaar)
  22. Darwisch Muhammad (970 n.d.H. in Samarkand, Mawralnahar) 
  23. Muhammad Waaqif Akangi (1008 n.d.H. in Akang  bei Buchara)
  24. Baaqi Billaah (1012 n.d.H. in Delhi)
  25. Ahmad Sirhindi - Mudschaddid Alif Sani (1034 n.d.H. in Sarhand)
  26. Muhammad Masum Faruqi (1079 n.d.H. in Sarhand)
  27. Sayfuddin (1096 n.d.H. in Sarhand)
  28. Muhsin Dehlawi (? in Indien)
  29. Nur Muhammad Badyuni (1135 n.d.H. in Dehli)
  30. Mirza Mazhar Dschaan-I-Dschaanan (1195 n.d.H. in Chanqah Mazharia)
  31. Abdullah Schah (1240 n.d.H. in Chanqah Mazharia)
  32. Abu Said Ahmad (1250 n.d.H. in Taunq)
  33. Ahmad Said (1277 n.d.H. in Medina)
  34. Dawst Muhammad Qandhaari (1284 n.d.H. in Moosa Zai - Dera Ismail Chan, Pakistan)
  35. Muhammad Uthmaan Daamaani (1314 n.d.H. in Moosa Zai - Dera Ismail Chan, Pakistan)
  36. Siraadsch-ud-deen (1333 n.d.H. in Moosa Zai - Dera Ismail Chan, Pakistan)
  37. Chwadschah Gharib Nawaz Hadhrat Fazal Ali Schah Qureshi (1354 n.d.H. in Miskeenpur, Pakistan)
  38. Abdul Ghaffar (1384 n.d.H. in Larkana, Pakistan)
  39. Allah Bachsch (1404 n.d.H. in Allah Abad Scharif, Kandiaro, Sindh Pakistan)
  40. Muhammad Tahir Bachschi Naqshbandi (gegenwärtig in Allah Abad Sharif, Kandiaro, Sindh, Pakistan)

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