Naharawan
  Nahrawan

Aussprache: nahrawaan
arabisch:
نهروان
persisch:
نهروان
englisch: Nahrawan

9. Safar 40 n.d.H.
658 n.Chr

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Der Ort Nahrawan steht für eine Schlacht zwischen den Truppen Imam Alis (a.) und den Chawaridsch, die den amtierenden vierten Kalif und ersten Imam angriffen. Es war die direkte Folge der Schlacht von Siffin.

Die Truppen von Muawiya hatten in der Schlacht von Siffin durch die List von Amr ibn Aas Schriftstücke mit Versen aus dem Heiligen Quran auf ihre Speere gespießt und somit eine Waffenstillstand erzwungen. Beide Seiten sollten einen Vermittler benennen, und diese beiden Vermittler sollten eine Lösung ausarbeiten. Muawiya ernannte Amr ibn Aas. Imam Ali (a.) wollte Malik al-Aschtar als seinen Vertreter nominieren, aber seine Anhänger rebellierten, weil sie fürchteten, dass Malik al-Aschtar in seiner uneingeschränkten Treue zu Imam Ali (a.) keinen Kompromiss eingehen würde und sie inzwischen nicht mehr kämpfen wollten. Sie zwangen Imam Ali (a.) dazu Abu Musa al-Aschari als seinen Vertreter zu benennen. Imam Ali (a.) machte das Volk auf die Konsequenzen dieses Missgriffs aufmerksam, und dass es selbst die Folgen zu tragen hätte.

Auf Vorschlag Amr ibn Aas kamen beide Vertreter zu dem Schluss sowohl Muawiya als auch Imam Ali (a.) als Kalif abzusetzen. Amr ibn Aas schlug in einer wohldurchdachten List vor, dass jeder Vertreter die Absetzung seines eigenen Kalifen bekannt geben sollte und ließ Abu Musa den Vortritt. Abu Musa trat vor die Leute und sagte: "Hiermit stelle ich fest, dass Ali ibn Talib von Kalifat abgesetzt wurde!" Darauf hin trat Amr ibn Aas auf und verkündete: "Hiermit stelle ich fest, dass Muawiya Kalif sein wird".

Nach diesem Ereignis wandten sich ausgerechnet diejenigen auf Seiten Imam Alis (a.) einmal mehr gegen ihn, die ihm vorher Abu Musa aufgezwungen hatten und bildeten die Chawaridsch.

Auf dem Rückweg nach Kufa von der Schlacht von Siffin am 13. Safar 37 n.d.H. ritt jene Gruppe bestehend aus rund 12.000 Mann abseits der verbliebenen Anhänger Imam Alis (a.). Der Rückritt nach Kufa erfolgte am 13. Safar 37 n.d.H.. Die Chawaridsch, die Imam Ali (a.) den Waffenstillstand mit Muawiya aufgezwungen hatten, bezeichneten genau jenen Waffenstillstand nun als Sünde.

Als die Truppen sich Kufa näherten, schlugen die Chawaridsch ihre Zelte in einem Ort Namens Hurara auf. Sie fingen an Thesen untereinander zu verbreiten, dass alle Muslime gleich seien und daher niemand regieren dürfe, weder Imam Ali (a.) noch Muawiya, denn es gäbe keine Regierungsgewalt außer diejenige ALLAHs und teilten das auch beiden mit.

Imam Ali (a.) sandte Sasaa ibn Sauhan und Ziad ibn Nadhr Harisi zusammen mit Ibn Abbasi zu ihnen und anschließend ging er (a.) selbst zu ihnen, um seine Position zu erläutern. Er (a.) wies darauf hin, dass die Abweichler selbst schuld seien, denn sie hatten verhindert, dass Malik al-Aschtar den Durchbruch zu Muawiya erzielt. Er wies darauf hin, dass sie ihm danach Abu Musa al-Aschari als Vermittler aufgezwungen hatten. Die Chawaridsch gaben zu Fehler begangen zu haben, würden jetzt aber davon abkehren und forderten Imam Ali (a.) auf, ebenfalls abzukehren. Der aber erläuterte, dass nicht die Herrschaft sondern die Wahrhaftigkeit das entscheidende Merkmal einer islamischen Führung ist.

Die Chawaridsch akzeptierten die Worte Imam Alis (a.) nicht und entschieden sich zur Revolte. Sie gründeten ein Hauptquartier in Nahrawan, ca. 15 km südlich des damaligen Bagdad. Auch aus Basra erhielten sie Verstärkung. Sie erklärten Imam Ali (a.) als vom Glauben abgefallen.

Als Imam Ali (a.) erfuhr, dass die Chawaridsch den Gouverneur von Nahrawan namens Abdullah ibn Chabbab ibn al-Arat und seine Frau und Kind ermordet hatten, sandte er Harith ibn Murrah al-Abdi als seinen Vertreter, um die Lage zu prüfen. Als auch dieser ermordet wurde, setzte Imam Ali (a.) seine verbliebenen Truppen in Richtung Nahrawan in Bewegung. In Nahrawan angekommen forderte Imam Ali (a.) die Auslieferung der Mörder. Die Chawaridsch weigerten sich und behaupteten, alle gemeinsam verantwortlich zu sein.

Einige auf Seiten Imam Alis (a.) hatten Bedenken gegen die Chawaridsch zu kämpfen, waren sie doch Waffengefährten in Siffin gewesen. Schließlich sandte Imam Ali (a.) Abu Ayyub Ansari mit einer Botschaft, der jedem, der das Schlachtfeld verlässt, Amnestie anbot. Eine Gruppe von rund 500 Männern um Farwah ibn Naufal al-Aschdschai verließ daraufhin das Schlachtfeld und verließ die Chawaridsch. Weitere Gruppen folgten, einige schlossen sich sogar Imam Ali (a.) an. Es verblieben 1800 Mann unter der Führung von Abdullah ibn Wahb al-Rasibi, die um jeden Preis Krieg gegen Imam Ali (a.) führen wollten.

Die Warnung Imam Alis (a.) an die Leute von Nahrawan ist in der 36. Ansprache in Nahdschul-Balagha dokumentiert.

"Ich bin ein Warner für euch, auf dass ihr nicht zu Boden gestreckt werdet am Laufe dieses Flusses und in den Niederungen dieser Tiefebenen und ihr keine Beweise von eurem Herrn noch eine klare Ermächtigung habt. Ihr kamt aus euren Häusern gestürzt und dann fing euch das (göttliche) Schicksal. Ich hatte euch von diesem Schiedsgericht abhalten wollen, doch ihr habt euch mir verweigert in der Art von Gehorsamsverweigerung und Gegnern, bis ich meine Gedanken nach eurem Geschmack änderte. Ihr seid Zeitgenossen bar jeglichen Verstandes, von törichtem Urteilsvermögen. Ich habe euch - mögt ihr keinen Vater haben (d.h.: wehe über euch) - nichts Schlechtes über euch gebracht, noch wollte ich euch Schaden zufügen."

Weitere Reden im Anschluss der Schlacht sind ebenfalls in Nahdschul-Balagha zusammengetragen worden.

Die Chawaridsch griffen Imam Alis (a.) Truppen an wurden aber vernichtend geschlagen und alle fielen bis auf neun Personen. Diese neun flohen, um danach Hass gegen Imam Ali (a.) zu verbreiten. Von Imam Alis (a.) Truppen fielen lediglich acht Personen.

Die Schlacht von Nahrawan ereignete sich am 9. Safar 40 n.d.H.. Es waren jene überlebenden Chawaridsch, die Mörder lossandten, um sowohl Muawiya ibn Abu Sufyan und Amr ibn Aas als auch Imam Alis (a.) zu ermorden. Während erstere scheiterten, gelang es Ibn Muldschim Imam Ali (a.) zu töten.

Nach anderen Überlieferungen könnte das Ereignis auch am 14. Dhul-Qada 40 n.d.H. stattgefunden haben, weil es mit dem Nouruz zusammen gefallen sein soll.

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