Kamohoevener
  Elsa Sophia von Kamphoevener

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14.6.1878 - 27.7.1963

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Elsa Sophia von Kamphoevener war eine in ihrer Zeit sehr bekannte deutsche Schriftstellerin und Märchenerzählerin mit starkem Bezug zum Orient.

Sie ist am 14. Juni 1878 in Hameln  als Elsa Sophia Kamphövener geboren. Ab 1883 lebte sie aber in Istanbul, wo ihr Vater Louis Kamphövener als Major tätig war. Er stieg 1895 sogar zum Muschir (Marschall) der Osmanen mit dem Titel Pascha auf und hatte die Aufgabe, die Armee der Osmanen zu reorganisieren.

Elsa Sophia wurde vor allem von ihrer Mutter Anna (1857–1932) erzogen. Ihr Umfeld bestand aber aus Menschen mit muslimischer Kultur, wozu auch die Hausbediensteten gehörten. Es wird angenommen, dass sie in diesem Umfeld in Berührung mit orientalischen Märchen kam. Mit zwölf Jahren wurde sie nach Deutschland geschickt, um auf einer Schule in Hildesheim, die deutsche Schulausbildung zu erhalten. Mit fast 16 Jahren kam sie zurück nach Istanbul. Hier bekam sie Kontakt zu einer Tochter von Abdülhamid II.. Auch war ihr Türkisch inzwischen entwickelt. In dem Bazaren soll sie den damals sehr beleibten Erzählungen der Händler gelauscht haben.

Im Jahr 1900 erhielt der Vater, und damit die Familie den Adelsstand. Im selben Jahr heiratete Elsa Sophia mit 22 Jahren in Istanbul den Privatdozenten für Bergbau Adolph von Elterlein, der durch Vermittlung ihres Vaters ebenfalls nach Istanbul kam und für Osmanen arbeitete. 1901 wurde ihr Sohn Uttmann von Elterlein (gest. 1945) geboren.

1906 verließ sie ihren Ehemann, floh nach Deutschland und ließ auch ihr Kind die Türkei. Die genauen Gründe sind nicht bekannt, aber es sollte ein Abschied für immer sein. Sie kehrte nie wieder in die Türkei zurück. Kurz darauf wurde die Scheidung ausgesprochen.

1908 heiratete sie den Arzt Ernst Marquardsen und zog nach Bad Kissingen, da ihr zweiter Ehemann hier ein Sanatorium betrieb. Mir ihrem neuen Nachnamen Else Marquardsen-Kamphövener publizierte sie zwischen 1915 und 1939 zahlreiche Artikel in Zeitschriften, 18 Romane, ein Sachbuch und eine Komödie. 1919 gründete sie ihren eigenen Verlag und 1920 eine Zeitschrift. 1921 starb ihr Ehemann, worauf sie den Verlag wieder aufgab. 1925 heiratete sie zum dritten Mal. Ihr Ehemann Alfred Balte war ebenfalls Schriftsteller. Die Ehe dauerte nur ein Jahr und wurde wieder geschieden. 1927 heiratete sie den Bad Meinberger Kurdirektor Franz Kaub in vierter Ehe. Die Ehe hielt immerhin bis 1933, wonach sie sich auf eigenem Wunsch von ihrem Mann trennte. Die Scheidung wurde allerdings erst 1939 ausgesprochen.

1933 trat sie in Berlin in die NSDAP ein, wurde aber nach zwei Monaten wieder aus der „Reichskartei“ gestrichen. Die Gründe hierfür sind nicht bekannt. Ihre erneute Bewerbung 1935 wurde abgelehnt. Im August wurde sie Mitgleid im „Reichsverband deutscher Schriftsteller“. Sie arbeitete während des Zweiten Weltkriegs die Zeitschrift "Fürs Haus", für "Wir und die Welt" und als Lektorin bei der Filmgesellschaft Europa und ab 1937 bei Tobis.

1942 meldete sie sich als Freiwillige an die Front, um die Soldaten mit der Erzählung von orientalischen Märchen zu unterstützen. Damals trat sie als „Kamerad Märchen“ auf. Da ihr Berliner Wohnhaus Ende 1944 durch die Flächenbombardements völlig zerstört wurde und sie ihren gesamten Besitz verlor, floh sie im März 1945 nach Süddeutschland und trat hier als „Baronin von Kamphoevener“ auf. Doch erst 1951 wurde sie vom Süddeutschen Rundfunk als Märchenerzählerin eingestellt. Sie galt als die deutsche Märchenerzählerin für Märchen aus dem Orient schlechthin. n

Neben ihren Erzählungen, die in immer mehr Rundfunkanstalten ausgestrahlt. Einige Radioaufnahmen wurden auf die damals neuen Sprechplatten gestanzt. 2004 wurden posthum annähernd alle erhaltenen Radiosendungen digitalisiert auf 10 Audio-CDs veröffentlicht. Aus urheberrechtlichen Gründen wurde sie verboten. Erst 2008 wurden die erhaltenen Rundfunkaufnahmen aus den 1950er Jahren erstmals vollständig auf MP3-CDs veröffentlicht.

1952 zog Elsa Sophia von Kamphoevener zu ihrer Freundin Ilse Wilbrandt (1897–1978) nach Marquartstein, wo sie am 27. Juli 1963 starb. Sie wurde im kirchlichen Teil des Marquartsteiner Friedhofs beigesetzt. Der örtliche Lions-Club hat die Grabpflege übernommen. Über ihr eigenes Leben hat sie später selbst Märchen verbreitet.

Die Quelle ihrer Märchen ist umstritten. Nach manchen Wissenschaftlern entstammen sie zum größten Teil einer Sammlung von türkischen Volksmärchen, die Ignácz Kúnos zunächst auf Türkisch und Ungarisch, dann 1907 in Leipzig in deutscher Übersetzung herausgegeben hatte. Dennoch waren ihre Erzählungen prägend für eine ganze Nachkriegsgeneration und beeinflusste die Vorstellung im deutschsprachigen Raum über den Orient und den Islam.

Zu ihren frühen orientalischen Schriften gehören:

bulletDer Smaragd des Scheich: Erzählung aus dem Erwachen der Türkei. München u. Berlin 1916
bulletDas Wesen des Osmanen: Ein Berater für Orientfahrer. München 1916
bulletVom Schweigen des Morgenlandes. Aufsatz in Fred Avenarius (Hrsg.): Deutscher Wille des Kulturwarts. 1. Septemberheft, München 1918
bulletBülbül el Hazar: Die Liebesrythmen der tausend Nächte und der einen Nacht. Übertragung nach Mardrus, München 1920
bulletTöchter der Tyrannei: Wahrheit u. Dichtung vom Hofe der Khalifen. Roman, München 1920
bulletDie Todeshochzeit der Azzisa Sultan. Roman, München 1922
bulletAn heiligen Ufern. Archiv für Kultur u. Forschung im Orient. Hrsg. v. E. Marquardsen-Kamphövener. H. 4/5, München 1922
bulletDie Schwelle zwischen Orient und Okzident
bulletDer Islam und seine Begründer
bulletAn Nachtfeuern der Karawan-Serail. Märchen und Geschichten alttürkischer Nomaden. Christian Wegner, Hamburg 1956/57
bulletAli, der Meisterdieb. Eine Geschichte alttürkischer Nomaden. Insel (IB 656), Wiesbaden 1957
bulletDer weiße Scheich. Überreuter, Heidelberg/Wien 1957
bulletDie Pferde des weißen Scheichs. Überreuter, Heidelberg/Wien 1958
bulletAm alten Brunnen des Bedesten. Von Allahs Tieren. Wegner, Hamburg 1958
bulletDamals im Reiche der Osmanen. Ein Märchen der Wirklichkeit aus der Türkei des Sultan Abdul Hamid. Mohn, Gütersloh 1959
bulletAnatolische Hirtenerzählungen. Wegner, Hamburg 1960
bulletIslamische Christuslegenden. Arche, Zürich 1963

Nach ihrem Ableben erschienen zudem:

bulletMohammed. Die Legende des Islams. Arche, Zürich 1968
bulletDer Zedernbaum. Märchen und Geschichten aus der alten Türkei. Mit alten türkischen Miniaturen und Ornamenten. Wegner, Hamburg 1968

Am meisten ist sie allerdings durch ihre Hörbücher bekannt.

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