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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Die Grabenschlacht war eine Schlacht im Monat
Schawwal 5
n.d.H. (627 n.Chr.) zur Verteidigung
Medinas, deren Name auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass zur Verteidigung der Stadt ein Graben [chandaq] ausgehoben
wurde.
Nach der Schlacht von
Uhud,
welche die Mekkaner als Sieg gegen die
Muslime feierten,
nutzten viele Feinde des
Islam
die Gelegenheit, einige Stämme auf der arabischen Halbinsel
aufzustacheln, um gemeinsam
Medina
anzugreifen. Der noch jungen muslimischen Gemeinde sollte der
Todesstoß versetzt werden. Nach
muslimischen
Überlieferungen gehörten auch die meisten
jüdischen Bewohner
Medinas zu denjenigen, die einen Angriff auf die eigene Stadt
befürworteten, um dem
Islam
ein Ende zu bereiten. Als
Prophet Muhammad (s.) eines Tages die
Juden
vom Stamm
Banu Nadhir aufsuchte, merkte er an ihrem Verhalten,
dass sie eine Verschwörung im Schilde führten, und
letztendlich wurde der
jüdischen Gemeinde ein Mordplan gegenüber
Prophet Muhammad (s.) nachgewiesen. Damit hatten sie gegen
ihren Vertrag mit den
Muslimen verstoßen.
Prophet Muhammad (s.) ließ dem betroffenen jüdischen Stamm
daraufhin die Nachricht überbringen, dass sie
Medina
innerhalb von zehn Tagen zu verlassen hätten. Der ebenfalls
medinensische
jüdische Stamm der
Banu Quraizha, der sich nicht an dem
Komplott beteiligt hatte sowie andere
Juden, waren nicht davon betroffen.
Die betroffenen
Juden
entschlossen sich dennoch, in
Medina
zu bleiben und verbarrikadierten sich in ihren Häusern. Erst
nach und nach waren sie bereit,
Medina zu verlassen. Ihr
gesamtes Hab und Gut durften sie mitnehmen, nur ihre Waffen
mussten sie den
Muslimen aushändigen. Die
Juden nahmen selbst ihre
Haustüren mit und zerstörten den Rest ihre Häuser nach dem
Verlassen.
Die Oberhäupter der
Banu Nadhir reisten nach Mekka und
vereinbarten mit den Stammesführern der
Quraisch einen gemeinsamen Angriff auf
Medina.
Die
Quraisch gewannen weitere Verbündete für diesen Plan.
Prophet Muhammad (s.) erfuhr über Kundschafter von dem
militärischen Bündnis und dem geplanten Angriff gegen die
Muslime. Er berief daraufhin eine
beratende Versammlung in
Medina ein, bei der das weitere
Vorgehen erörtert wurde. Dabei wurde, anders als bei
Uhud, trotz großer zahlenmäßigen
Übermacht der anrückenden Truppen, der Entschluss gefasst, in
Medina
zu bleiben und die Stadt von innen zu verteidigen.
Salman al-Farsi schlug vor um die Stadt herum einen
tiefen Graben auszuheben. Auf diese Weise sollte die Stadt vor
den Angriffen des Feindes geschützt werden. Zudem sollten
Wachtürme errichtet werden, von denen aus der Graben
verteidigt werden könnte. Dadurch sollte es dem Angreifer extrem
erschwert werden, den Graben zu überwinden. Alle stimmten
diesem Vorschlag zu. Sogleich wurde mit der Aushebung des
Grabens begonnen.
Prophet Muhammad (s.) machte den ersten Spatenstich und
arbeitete wie alle anderen mit, bis der Graben sechs
Tage vor der Ankunft der gegnerischen Armee fertig gestellt war!
Gemäß
Überlieferungen war eine Armee von über 10.000 Soldaten im
Anmarsch auf
Medina
u.a. angeführt von
Abu Sufyan.
Überrascht von dem Graben, standen sie hilflos davor und
fanden keine Möglichkeit, diesen zu überwinden. Daraufhin
belagerten sie die Stadt vier Wochen lang. Es war Winter und
ihre Vorräte gingen allmählich zu Ende, denn sie hatten nicht
damit gerechnet, dass ihr Kriegszug so lange dauern würde.
Eine bedeutsame Episode der Schlacht war der Zweikampf des
berühmtesten Kämpfers der Angreifer, des legendären
Amr ibn Abd-al-Wudd mit
Imam Ali (a.).
Die
Juden der
Banu Nadhir, die diesen Kriegszug angestiftet
hatten, schmiedeten einen neuen Plan. Sie stachelten den in
Medina
verbliebenen
jüdischen Stamm
Banu Quraizha auf, ihren Vertrag
mit den
Muslimen zu brechen und sie innerhalb
Medinas zu bekämpfen, dann wäre es leichter für das
riesige Heer, den Graben zu überwinden. Erst wollten die
Banu Quraizha an dem Vertrag festhalten, dann ließen sie sich aber
doch umstimmen und bereiteten sich auf die Unterstützung der
Belagerer vor. Der Angriff von innen sollte am darauf
folgenden Tag erfolgen. In der Nacht kam plötzlich ein
heftiger Sturm auf. Die Windböen rissen die Zelte der
Angreifer mit sich fort. Noch bevor der Morgen anbrach, zog
das Heer der Belagerer auf Befehl von
Abu Sufyan ab, der eine Niederlage fürchtete. Die
Banu Nadhir schlossen sich den
Quraisch an und ließen die
Banu Quraizha innerhalb
Medinas im Stich, ohne sie
rechtzeitig zu informieren.
Die
Banu Quraizha standen nun völlig alleine da und wurden
belagert. Im Gegensatz zu den
Banu Nadhir wurde ihnen
allerdings kein
Abzug mit all ihrem Besitz gewährt.
Während der gesamten Zeit führte
Prophet Muhammad (s.) seine Anhänger und betete drei Tage
lang um den Erfolg von einem Hügel aus, auf dem später die Masdschid-ul-Fath
(Moschee des Sieges) erbaut wurde.
Die weiteren Angaben in Geschichtsbüchern stehen teilweise
im Widerspruch zum sonstigen Verhalten des
Prophet Muhammad (s.) und werden zudem auch von keinen
jüdischen Aufzeichnungen bestätigt, so dass sie anzuzweifeln
sind: So soll nach Verhandlungen
Prophet Muhammad (s.) dem Vorschlag zugestimmt haben,
Sad ibn Muadh,
dem Oberhaupt des medinensischen Stammes der
Banu
Aus, der mit den
Juden
sehr gute und freundschaftliche Beziehungen pflegte, über das
Schicksal der
Banu Quraizha entscheiden zu lassen. Das aber widerspricht
der Politik
Prophet Muhammads (s.) in
Medina
niemals einen der beiden Stämme
Banu
Aus oder
Banu Chazradsch zu
bevorzugen. Daher wird von zahlreichen muslimischen Gelehrten
angenommen, dass diese Geschichte, wie auch die darauf
aufbauenden Folgen von den nach dem
Ableben des
Propheten Muhammads (s.) erfunden wurden, um eine
Überlegenheit der
Banu
Aus gegenüber den
Banu Chazradsch zu implizieren. So soll
Sad ibn Muadh die bewaffneten aufständischen Soldaten der
Banu Quraizha zum Tode verurteilt haben und in einer
Massenhinrichtung alle in einem Massengrab begraben haben,
obwohl es im
Islam
keine Kollektivstrafen gibt.
Dabei wird dann auch der Name
Imam Alis (a.) diskreditiert. Orientalisten der
Westlichen Welt nehmen diese Geschichte gern zum Anlass
eine Feindschaft zwischen
Juden
und
Muslimen herauszulesen, obwohl all jene Behauptungen
keinerlei geschichtliche Basis haben. Die gleichen
Orientalisten betrachten mit Erstaunen, dass
Prophet Muhammad (s.) dafür später
Safiya bint Huyay heiratete, die sowohl Nachkommin aus dem Stamm der
Banu Nadhir
als auch aus dem Stamm der
Banu
Quraizha war und eine glückliche Ehe mit ihr führte, was
kaum möglich gewesen wäre, hätte er ihren Herkunftsstamm
ungerecht behandelt.
Ein Teil der
Juden fand
jedenfalls Zuflucht in
Chaibar. Andere in
Medina
lebende
Juden waren nicht betroffen und konnten in Frieden in
der Stadt weiterleben. Einige von ihnen nahmen später den
Islam
an.
Im
Heiligen Qur'an sind die Ereignisse an verschiedenen
Stellen erwähnt (unter anderem 33:9ff.).
Das Gelände der
Schlacht in
Medina
war einstmals mit vielen kleinen Moscheen und Gebetsnischen
versehen, die jeweils an den Orten der berühmten
Persönlichkeiten errichtet wurden, die dort ihr Lager
aufgeschlagen hatten, darunter auch
Fatimas (a.) Nische bei der Grabenschlacht. Nach und nach
haben die
Wahhabiten einen Großteil der kleinen Andachtsstätten
vernichtet und durch eine überdimensionale große
Moschee ersetzt. Die verbliebenen Andachtsstätten sind in
einem benachbarten zumeist abgeriegelten Park dem Verfall
ausgesetzt.