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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Das Ghasel oder die Ghasele (auch Gasal, Ghazal) ist eine Form
des
Gedichts, die ca. im 8. Jh. n.Chr. im
islamischen
Raum entstand. Seit dem 19. Jh. wird es auch als Reimschema in
der deutschsprachigen Lyrik verwendet. Als Vorläufer wird oft
die
Kasside angegeben.
Ein Ghasel bestand
ursprünglich aus einer Folge von zweizeiligen Versen, deren
zweiter Vers immer den im ersten Vers angewandten Reim. In der
ursprünglichen Form des Ghasel trägt jedes dieser Verspaare
eine eigene Bezeichnung und hat eine spezielle, streng
festgelegte Funktion. Später wurde der Begriff in der
persischen Lyrik seit etwa dem 13. Jahrhundert für eine
Gedichtform mit Paarreimen der ersten beiden Halbverse und
durchgehendem Reim aller ganzen Verse verwendet, so wie es
dann auch ins Deutsche übernommen wurde. Aus dem Persischen
wurde die Gedichtform in den folgenden Jahrhunderten ins
Türkische, ins Kurdische, Paschtu, Urdu, zahlreiche andere
Sprachen übernommen.
Der Arabische Begriff "ghasala" hat den Wortstamm
mit der Bedeutung "Garn" und beschreibt das spinnen, umwerben,
umgarnen. Orientalisten die den Gottesbezug der sinnbildlichen
Sprache der Gedichte großer Meister wie z.B.
Dschalaleddin Rumi,
Saadi
oder
Muhammad Schams ad-Din (Hafiz) nicht verstanden,
interpretierten eine gewisse Erotik in die Gedichte, obwohl
der
mystische Liebesgehalt der Gedichte auf
Gott
bezogen war.
Friedrich Rückert verwendet das Ghasel zunächst in seinen
freien Übertragungen arabischer Dichtkunst, wobei er
anfänglich teilweise indirekt aus dem Englischen übersetzte.
In einem Ghasel reflektiert Rückert über den Ghasel selbst und
versucht eine Brücke zwischen Turbanträger und Christen zu
schlagen:
Das Ghasel
Es wandte meine Kunst sich zum Ghasele,
Damit sie allen Formen sich vermähle.
Ergötzlich ist solch bunte Reimerei,
Ob auch des Lebens markiger Kern ihr fehle;
Die Wandrung selbst bereichert schon den Geist,
Ob er auch nirgends plündre oder stehle.
Hier lernt, wie tönender Musik zulieb
Die Sprache sich in mancher Krümmung quäle
Und, von des Gleichklangs strenger Schrift beherrscht,
Seltsame Bilder halb gezwungen wähle.
Des Künstlers Kunst und Fassung leihet oft
Den Wert dem minder kostbaren Juwele.
Euch fleh ich an, o Richter, richtet mild,
Weil ich ja selbst die Schwächen nicht verhehle,
Und unter dieses bunten Turbans Schmuck
Verkennet nicht die echte Christenseele.
Parallel zu der Dichtkunst entstand eine
bildliche Kunst, in der versucht wurde die
mystischen Sinnbilder darzustellen.
Für weitere Beispiele siehe
Liste der veröffentlichten Gedichte zum Islam.
Da der Begriff auch im Deutschen verwendet wird, ist er ein
Arabisches Lehnwort im Deutschen.