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Der
so genannte Friedensvertrag
Imam Hasan (a) mit
Muawiya ibn Abu Sufyan war ein Waffenstillstandsabkommen,
das einerseits den Muslimen die Augen öffnen sollte vom
wahren Charakter des
Kalifats von
Muawiya ibn Abu Sufyan und andererseits die unverschämten
Angriffe auf die
Ahl-ul-Bait (a.) verhindern sollte. Der Vertrag soll am
26.
Rabi-ul-Awwal 41
n.d.H. (30.7.661 n.Chr.) geschlossen worden sein.
Bedauerlicherweise
wird dieser Teil der
islamischen Geschichte oft ausgeklammert, so dass wichtige
Schlüsse daraus unbeachtet bleiben.
Der Friedensvertrag
Imam Hasans (a.) wird aus der Sicht der Anhänger der
Ahl-ul-Bait (a.) als gleichwertig fehlerfreie Handlung
eines
Imams der
Zwölf Imame angesehen, wie das
Martyrium.
Es war nicht
Imam Hasan (a.) der den Vertrag abschließen wollte,
sondern er wurde ihm vielmehr aufgezwungen, vergleichbar der
Tatsache, wie
Imam Ali (a.) einstmals vielen seiner eigenen Anhänger
Abu Musa al-Aschari als Vertreter aufgezwungen wurde. Die
inneren und äußeren Umstände der islamischen Länder waren so,
dass der Vertrag
Imam Hasan (a.) als unvermeidliche
Notwendigkeit aufgezwungen wurde. Hätte ein anderer
Imam
als
Imam Hasan (a.) sich dieser Situation gegenübergesehen, so
hätte auch er keinen anderen Ausweg gehabt.
Nachdem
Muawiya ibn Abu Sufyan bereits durch schwere Kriege gegen
Imam Ali (a.) die
Muslime geschwächt hatte, bestand
Muawiya ibn Abu Sufyan auch nach der Ermordung
Imam Alis (a.) weiterhin auf dem
Kalifat
und wollte es auf keinen Fall an Imam Hasan (a.) abtreten. Er
wollte seine unrechtmäßige Herrschaft mit weiterem
Blutvergießen von
Muslimen aufrecht erhalten. Gleichzeitig bestand eine
große Bedrohung von außen.
Byzanz
hatte nach mehreren Angriffen auf die
Muslime
zwar einigen Schaden erlitten. Aber die Byzantiner warteten auf eine
Gelegenheit, den aufstrebenden
Islam
zu besiegen. Die
byzantinischen Herrscher sahen bei der Nachricht vom
Aufmarsch der Truppen zwischen
Imam Hasan (a.) und
Muawiya ibn Abu Sufyan endlich die günstige Gelegenheit,
ihren lange gehegten Wunsch zu verwirklichen, und
mobilisierten ihre Truppen. Hätte
Imam Hasan (a.) den Krieg gegen
Muawiya ibn Abu Sufyan fortgeführt und in die Länge
gezogen, so hätten die Feinde des
Islam
ihm einen derartigen Schlag versetzt und ihn so in seinen
Fundamenten erschüttert, das sich der
Islam
davon nicht mehr hätte erholen können. Erst durch den
Waffenstillstand waren hinreichend muslimische Truppen frei,
dem nächsten Angriff
Byzanz
standzuhalten.
Aber auch im Inneren war die Situation sehr verworren.
Durch die
Schlacht von Siffin, in der Imam Hasan (a.) mutig an der
Seite seines Vaters
Imam Ali (a.) gekämpft hatte, und die Folgen des Kampfes
waren viele
Muslime verwirrt und orientierungslos. In vielen
Moscheen wurden die
Ahl-ul-Bait (a.) geschmäht und beschimpft im missbrauchten
Namen des
Islam.
Als
Muawiya ibn Abu Sufyan nach Abschluss des Vertrages nach
Kufa
kam, verlangte er von
Imam Hasan (a.), er solle auf die
Kanzel
[mimbar] steigen und sein "Abdanken" erklären.
Imam Hasan (a.) bestieg die
Kanzel
[mimbar], und dann sprach er von dem, was seine Familie,
die
Ahl-ul-Bait (a.), getan und den Diensten, die sie im Namen
des
Islam geleistet hatten. Und er sagte, dass
Muawiyas Führung nicht rechtmäßig sei und in das Verderben
führen werde. Er ermahnte alle und drohte denen, die der
Herrschaft der
Umayyaden zugestimmt hatten.
Imam Hasan (a.) wusste sehr gut, dass die Leute von
Kufa
nicht zuverlässig und treu waren. Zwar hatten sie ihm
scheinbar Treue geschworen, dass sie kämpfen würden, wenn der
Imam sich für Krieg entschied, und dass sie, wenn er sich zum
Frieden entschlösse, ihm ebenso folgen würden. Heimlich aber
sympathisierten sie, beeindruckt von dessen Reichtum und
Prachtentfaltung, mit
Muawiya.
Imam Hasan (a.) wusste, dass die Leute von
Kufa
heimlich mit
Muawiya Verbindung aufgenommen hatten, ihm ihre
Unterstützung zusicherten und dass sie Imam Hasan (a.) sogar
ergreifen und
Muawiya übergeben würden, wenn dieser es wollte. Und er
wusste auch, dass einer seiner Heerführer, Bestechungsgeld von
Muawiya angenommen hatte und in der Nacht mit 8000
Soldaten zu ihm übergelaufen war.
In einem historischen Bericht heißt es dazu: "Nach dem
Märtyrertum Imam Alis (a.) schwor das Volk
Imam Hasan (a.) den Treueid.
Imam Hasan (a.) setzte ein Heer von 12000 Soldaten in
Marsch, um unter dem Befehl von
Ubaydullah ibn Abbas gegen
Muawiya zu kämpfen.
Ubaydullah war verpflichtet, sich vor
Kampfhandlungen mit
Qais ibn Saad zu beraten.
Ubaydullah
marschierte, aber als
Muawiya die Nachricht vom Dahinscheiden
Imam Alis (a.) erhielt, kam er in 18 Tagen nach Musal, und am Ende
standen seine Truppen denen von
Imam Hasan (a.) gegenüber.
(Tarich Yakubi Band. II. S. 204., Nadschaf)
Muawiya schickte Bestechungsgeld an
Qais, entweder, um ihn
auf seine Seite zu bringen oder
Imam Hasan (a.) zum Aufgeben
zu zwingen.
Qais, ein kühner und frommer Mann, weigerte sich,
das Geld anzunehmen.
Muawiya schickte genau den gleichen
Betrag an
Ubaydullah ibn Abbas, und dieser wechselte die
Fronten und stieß mit seinen 8000 Soldaten zu
Muawiya. Aber
Qais kämpfte standhaft, und schließlich
schickte
Muawiya seine Späher in
Imam Hasans (a.) Lager, um wieder die Gerüchte
auszustreuen, dass Qais mit
Muawiya heimlich verhandelt habe, während man den Truppen
von
Qais erzählte, der
Imam Hasan (a.) habe mit
Muawiya einen Waffenstillstand ausgehandelt. Auf diese
Weise wurden die Truppen
Imam Hasans (a.) auseinander getrieben, und so geschah es,
dass
Muawiya, mit einer List, einige bekannte und angesehene
Männer, denen das Volk vertraute, aussandte, um mit
Imam Hasan (a.) zusammenzutreffen. Sie hatten den Befehl,
sobald sie zu dieser Zusammenkunft angemeldet wären, das
Gerücht auszustreuen, dass
Imam Hasan (a.) mit
Muawiya die einzelnen Punkte des Vertrages ausgehandelt
habe.
Daraufhin stürmten die eigenen Truppen
Imam Hasans (a.) ohne nach den tatsächlichen Fakten zu
fragen sein Zelt und plünderten, was ihnen in die Hände fiel.
Imam Hasan (a.) bestieg sein Streitross und ritt nach Sabat. Ein Mann namens
Dscharrah ibn Sinan lauerte im Gebüsch
für ein Attentat auf
Imam Hasan (a.) und brachte ihm mit dem Dolch eine
klaffende Wunde bei. Diese Wunde schwächte den Imam
lebensgefährlich und man brachte ihn krank nach
Medina.
Das Volk ließ ihn im Stich,
Muawiya kam in den
Irak
und entschied die Situation für sich. Die Verletzung
Imam Hasans (a.) verschlimmerte sich, und in dieser
Situation blieb nur noch die Möglichkeit zum Vertrag. Darum
bewegte sich
Imam Hasan (a.) verletzt auf die
Kanzel
[mimbar], lobte
ALLAH,
segnete den
Prophet Muhammad (s.) und sagte:
"O mein Volk, Gott segnete euch mit der Leitung durch
den Besten von uns (dem Propheten) und bewahrte euch durch den
Zweiten (Imam Ali (a.)) unter uns vor Blutvergießen. Ich
schloss einen Vertrag mit Muawiya und übergab ihm die
sichtbare Macht und Herrschaft." (Tarich
Tabari, Bend VII. S. 2). Eine
detailliertere Darstellung der Umstände findet sich u.a. im
Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad].
Seinen Anhänger erklärte der
Imam Hasan (a.) die Dringlichkeit des Vertrages so:
"Ich schwöre bei Allah, hätte das Volk treu zu mir gestanden
und mich unterstützt, so hätte der Himmel Glück und Segen
kommen lassen wie Regen, und die Erde hätte ihre Gaben
verschwenderisch an sie ausgeteilt, - und Muawiya hätte nicht
so gierig nach dem Kalifat verlangt. Der Prophet des Islam
musste von Mekka Abschied nehmen und seine Anhänger suchten
Zuflucht in einer Höhle. Hätte man ihn unterstützt, nie hätte
er Mekka verlassen und sich in die Höhle geflüchtet. Von der
Zeit an (nach dem Propheten (s.)) ist die islamische Nation
anderen gefolgt und hat uns verlassen, uns blieb nur der
Vertrag als Pflicht." (Bihaar-ul-Anwar.
Band XXXXIV, S. 23)
Der Inhalt des Vertrages wird nur in den wenigsten
islamischen Geschichtsbüchern detailliert wiedergegeben, da es
an den Fundamenten mancher Missentwicklungen kratzt. Die
Enthüllung der Details jenes Friedensvertrags enthüllt das
wahre Gesicht
Muawiyas ibn Abu Sufyan und lässt die Frage offen, warum
manche
Muslime jemals
Muawiya und seine Hofschreiber, wie z.B.
Abu Huraira Glauben schenken konnten. Durch den Vertrag
wurde das Blut der
Muslime gerettet und die Gefahr für den
Islam
abgewehrt. Das wahre Gesicht
Muawiyas wurde allen für alle Zeiten sichtbar.
Der wesentliche Teil des Vertragsdokumentes lautete
folgendermaßen: