.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Prof. Abdoldjavad Falaturi war ein bedeutender
islamischer Gelehrter im
deutschsprachigen Raum und Vermittler zwischen
Islam und Abendland.
Prof. Falaturi wurde
am 19.Januar 1926 in
Isfahan geboren. Er durchlief nach seiner Schulzeit im
Iran
verschiedene Studiengänge: Mehrere Jahre studierte er traditionell-islamisch an mehreren
islamischen Hochschulen. Er schloss sie in
Maschhad mit dem Grad eines
Rechtsgelehrten [mudschtahid].
Seine philosophischen und theologischen Studien beendete er
mit der Lehrerlaubnis für verschiedene islamische
Philosophierichtungen. 1954 kam er nach Deutschland, wo er
1962 in Philosophie über Kant promovierte. Am 13. Februar 1961
war er bei der
Grundsteinlegung der Imam Ali Moschee dabei. Von 1974 bis
zu seiner Emeritierung 1991 lehrte er an der Universität Köln
Islamwissenschaften.
Viele seiner damaligen
Schriften werden von der Islamischen Akademie in Hamburg
aufbewahrt. Eines seiner Ziele war es, Meinungsunterschiede
zwischen Sunniten und
Schiiten in Deutschland zu überwinden und die überwiegenden Gemeinsamkeiten
beider Richtungen wissenschaftlich zu dokumentieren. Dies spiegelte sich auch in
seinem Bemühen um einen deutschsprachigen Dachverband der
Muslime wieder, er war Gründungsmitglied des Zentralrats der
Muslime in Deutschland (ZMD).
Er war bei den ersten
Anfängen der bundesweiten islamischen Begegnung im Jahre 1986 dabei, aus der später der
"Islamische Arbeitskreis in Deutschland" entstand. Seine Aktivität als
Gründungsmitglied dieses Gremiums und des später daraus entstandenen ZMD blieb
ungebrochen, stets stand er dem ZMD mit Rat und Tat zur Seite. Falaturis Verdienste um den
Gesamtislam kommen nicht zuletzt dadurch zum Ausdruck, dass ihn die
Al-Azhar-Universität zum Mitglied des "Obersten Rates für die
Angelegenheiten der Islamischen Welt" ernannte.
Als Kenner auch abendländisch-wissenschaftlicher Methoden förderte Falaturi durch
seine rechts-, wirtschafts-, und politikwissenschaftlichen, philosophischen und
religionsdialogischen Arbeiten das Gespräch des
Islam mit der übrigen Welt, insbesondere
durch die 1978 von ihm mitgegründete "Islamische Wissenschaftliche Akademie" in
Köln, dessen Direktor er war. Um der Überforderung und Entfremdung der
Musline
in der Westliche Welt,
zunächst vor allem in Deutschland, entgegenzuwirken und gegenseitige Vorurteile und
Missverständnisse abzubauen, wurde das Kölner Schulbuchanalyseprojekt gegründet, das
seit 1981 alle in Deutschland zugelassenen Schulbücher aller Fächer auf ihr Islambild
hin untersuchte. 1988 wurde das nationale Projekt zum internationalen Forschungsprojekt
"Islam in Textbooks" erweitert. Falaturis wissenschaftliches Hauptziel bestand
darin, den Islam in einer zeitgemäßen Form darzustellen und die Hindernisse, die seiner
zeitgemäßen Darstellung im Wege stehen, wissenschaftlich aufzuarbeiten.
Er verstarb
30. Dezember 1996 in Berlin an den Folgen eines Herzinfarkts, den er am
23.Oktober 1996 in Berlin bei einem Dialogseminar erlitten hatte. Prof. Abdoldjavad Falaturi wurde in seiner
Geburtsstadt Isfahan beigesetzt.
In einem Apell schrieb Prof. Falaturi in seinem Buch "Der
Islam im Dialog": "Zweifelsfrei bildet das Streben nach
Gerechtigkeit und Frieden und in diesem Sinne die Bewahrung
und der Schutz der Rechte der Menschen den Kern der Botschaft
der drei Religionen Judentum, Christentum und Islam. Dieser
Wert bleibt unberührt, selbst dann, wenn er immer wieder von
Anhängern jeder dieser Religionen verletzt wurde. Es ist die
Aufgabe der heutigen Generation von verantwortungsbewussten
Juden, Christen und Muslimen, sich gegenseitig im Sinn der
Verwirklichung der Verantwortung für den Frieden in Europa und
in der Welt zu bestärken, statt die Verletzung dieser
Kardinalwerte zum Anlass für neue Streitigkeiten zu nehmen.
Ansätze für diese gemeinsame Verantwortung gibt es zahlreich
in den Schriften der Religionen. Es gibt keinen Frieden in der
Welt, ohne den bewussten Einsatz der Anhänger der großen
Religionen für den Weltfrieden."