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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Mohammad Ali Dschinnah gilt als Gründer
Pakistans. Er wird in Pakistan als "Großer Führer" [quaid-e-Azam,
قائد اعظم] und Baba-e-Qaum (dt. "Vater der Nation") geehrt.
Sein Geburts- und sein Todestag sind nationale Feiertage in
Pakistan.
Er wurde am 25.12.1876 n.Chr. als Mahomed Ali
Dschinnahhbhai als ältestes von sieben Kinder (Ahmad Ali,
Bunde Ali, Rahmat Ali, Maryam, Fatima und Schirien) des
wohlhabenden Gujarati Händlers Dschinnahhbhai Poonja
(1875–1901) in Wazir Mansion auf der Halbinsel Kathiawar,
Karatschi, geboren, der aus der Provinz Sindh nach Kathiawar
emigriert war. Sein Großvater war ursprünglich Hindu und
gehörte der gleichen Kaste wie
Mahatma Gandhi an, bevor er den
Islam
annahm und zu den
Bohoras gehörte. Seine Familie gehörte den
Ismaeliten an. Dschinnah durchlief die Schulzeit auf
verschiedenen Schulen bis an die High School der christlichen
Missionsgesellschaft in Karatschi. Die Sprache seiner Familie
zu Hause war Gujarati, aber Mitglieder des Haushalts sprachen
Kutchi, Sindhi und Englisch.
1887 ging er nach London, um für Grahams Shipping and
Trading Company arbeiten. Er wurde in einer arrangierten Ehe
mit einer entfernten Verwandten namens Emibai verheiratet, die
aber kurz nach ihrer Abreise nach London starb. Auch seine
Mutter starb etwa um diese Zeit. 1894 kündigte Dschinnah
seinen Job, um Jura in Lincoln’s Inn zu studieren und schloss
1896 mit einem Examen als Barrister ab.
Zusammen mit anderen indischen Studenten beteiligte sich
Dschinnah an Naorojis Wahlkampagne für einen Sitz im
britischen House of Commons. Er entwickelte Ansichten eines
überzeugten Parlamentariers und Verfassungspolitikers, der für
die indische Selbstregierung eintrat und gleichzeitig die
Arroganz britischer Offizieller und die Diskriminierung der
Inder verschmähte. Er zog nach Bombay und wurde ein glänzender
und erfolgreicher Rechtsanwalt.
Während eines Ferienaufenthalts im Mount-Everest-Hotel in
Darjeeling lernte Dschinnahh 1917 als Einundvierzigjähriger
die siebzehnjährige Tochter seines engen, persönlichen
hindusitischen Freundes Sir Dinshaw Petit, Rattanbai Petit („Ruttie“)
kennen, in die er sich verliebte. Petit war so wütend über
diese sich anbahnende Liebe, dass die Freundschaft darüber
zerbrach und er einen Gerichtsbeschluss erwirkte, der es
Dschinnah untersagte, Ruttie wiederzusehen. Doch Ruttie
erwiderte Dschinnah Gefühle offenbar und brannte mit ihrem
achtzehnten Geburtstag durch, um 1918 den vierundzwanzig Jahre
älteren Dschinnah zu heiraten. Dafür konvertierte nominell zum
Islam und nahm den Namen „Maryam“ an, den sie aber nie
benutzte. Das Paar lebte in Bombay und reiste häufig durch
Indien und Europa. 1919 gebar sie Dschinnah ihr einziges
gemeinsames Kind, Tochter Dina Wadia. Die auf besonders enge
Kleidung bedachte Frau trennte sich 1928 von ihrem Mann und
starb ein Jahr später an einer Überdosis Morphium, die sie
gegen eine chronische Kolitis eingenommen habe.
Ursprünglich erhielt Dschinnah im Indischen
Nationalkongress Anerkennung, da er die politische Einheit von
Hindus und
Muslimen propagierte im Widerstand gegen die britischen
Besatzer. Differenzen mit
Mahatma Gandhi sollen die Ursache sein, dass Dschinnah
1920 die Kongresspartei verließ und im gleichen Jahr die
Präsidentschaft der Muslimliga übernahm. Hier schlug er einen
Vierzehnpunkteplan zur Sicherung der politischen Rechte der
Muslime in einem befreiten
Indien
vor. Desillusioniert durch die Uneinigkeit innerhalb der Liga
ging Dschinnah für viele Jahre nach London. Verschiedene
Politiker drangen auf ihn ein, 1934 nach Indien zurückzukehren
und die Liga zu reorganisieren.
Nach einer Rückkehr übernahm Dschinnah das Ziel einer
Gründung eines unabhängigen separaten Staates der
Muslime . Kritiker werfen ihm vor, dass er unter dem
Einfluss der Briten auf deren "teile-und-herrsche-Politik"
hereingefallen ist und britische Ziele mit umgesetzt hat.
Allerdings stammt die Idee eines separaten Pakistan u.a. auch
von
Muhammad Iqbal.
Bei Wahlen 1946 gewann die Liga die meisten Sitze der
Muslime und Dschinnah begann eine Kampagne mit Streiks und
Protesten, um Pakistan zu erreichen, was allerdings in
allgemeine Gewalt überall in Indien umschlug. Versuche
Mahatma Gandhis die Teilung zu verhindern schlugen fehl.
Von
muslimischer Seite wurde ihm zudem vorgeworfen, kein
praktizierender
Muslim
zu sein und somit keine geeignete Führungsfigur, da er u.a.
öffentlich Alkohol konsumierte.
Nach der Unabhängigkeit wurde Dschinnah der erste
Generalgouverneur Pakistans und Präsident seiner
verfassungsgebenden Versammlung. Bei der Eröffnung der
Versammlung am 11. August 1947 stellte er die Vision eines
säkularen Staates voran: „Sie mögen irgendeiner religiösen
Kaste oder einem Glauben angehören – dies hat nichts mit der
Aufgabe des Staates zu tun. Im Laufe der Zeit werden Hindus
aufhören, Hindus und Moslems aufhören Moslems zu sein, nicht
im religiösen Sinne, weil dies das persönliche Bekenntnis
jedes Individuums ist, sondern im politischen Sinne als Bürger
des Staates“.
Als Folge der Feindseligkeiten zwischen Hindus und
Muslimen stimmte Dschinnah mit den indischen
Verantwortlichen überein, einen raschen und sicheren
Bevölkerungsaustausch im Punjab und Bengalen zu organisieren.
Er besuchte die Grenzregionen zusammen mit indischen
Politikern, um die Leute zu beruhigen und Frieden herzustellen
und organisierte riesige Flüchtlingslager. Trotz dieser
Anstrengungen reichten die Schätzungen bezüglich des Blutzolls
von ca. 200.000 bis zu 1 Million Menschen. Die geschätzte Zahl
von Flüchtlingen in beiden Ländern erreichten 12-15 Millionen.
Als Dschinnah von Kaschmirs Anschluss an Indien informiert
wurde, verdammte er den Anschluss als illegitim und befahl das
Einrücken der pakistanischen Armee was der Auftakt zu einem
von Briten hervorgerufenen Konflikt wurde, der bis heute
anhält.
Dschinnah hatte aufgrund einer frühern Rippenfellentzündung
häufige Bronchitisanfälle. Seit Juni 1946 kannte Dschinnah die
Diagnose seines Arztes: Tuberkulose. Lediglich seine Schwester
und eine kleine Zahl enger Vertrauter kannten dieses
Geheimnis. Er starb am 11. September 1948 an einer Kombination
von Tuberkulose und Lungenkrebs. Nach seiner Beisetzung folgte
der Bau eines massiven Mausoleums – Mazar-e-Quaid – in
Karatschi, um ihn zu ehren; bei besonderen Gelegenheiten
werden dort offizielle und militärische Zeremonien abgehalten.
Das Gebäude gehört zu den imposantesten Gebäuden in Karatschi.
Dschinnahs Tochter Dina Wadia blieb nach der Teilung in
Indien, bevor sie letztlich nach New York City umsiedelte.
Der frühere „Quaid-e-Azam International Airport“ in
Karatschi, heute als Jinnah International Airport bezeichnet,
ist der geschäftigste in Pakistan. Eine der größten Straßen in
der türkischen Hauptstadt Ankara, die Cinnah Caddesi, ist nach
ihm benannt. In der Hauptstadt des Iran, Teheran, ist eine der
wichtigsten Schnellstraßen nach ihm benannt, während die
Regierung eine Briefmarke in Erinnerung an seinen
einhundertsten Geburtstag herausgab.
In dem 1998 gedrehten Film „Jinnah“ wird er als junger Mann
durch den britischen Schauspieler Richard Lintern dargestellt,
während der ältere Dschinnah durch den britischen Schauspieler
Christopher Lee verkörpert wird. In Richard Attenboroughs Film
Gandhi wurde Dschinnah durch den Theaterschauspieler Alyque
Padamsee gemimt, der ihm äußerlich allerdings wenig ähnelte.