Dschinnah
Mohammad Ali Dschinnah (Jinnah)

Aussprache: dschinnah
arabisch: محمد علي جناح 
persisch: محمد‌علی جناح
englisch: Mohammed Ali Jinnah

25.12.1876 - 11.9.1948 n.Chr.

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Mohammad Ali Dschinnah gilt als Gründer Pakistans. Er wird in Pakistan als "Großer Führer" [quaid-e-Azam, قائد اعظم] und Baba-e-Qaum (dt. "Vater der Nation") geehrt. Sein Geburts- und sein Todestag sind nationale Feiertage in Pakistan.

Er wurde am 25.12.1876 n.Chr. als Mahomed Ali Dschinnahhbhai als ältestes von sieben Kinder (Ahmad Ali, Bunde Ali, Rahmat Ali, Maryam, Fatima und Schirien) des wohlhabenden Gujarati Händlers Dschinnahhbhai Poonja (1875–1901) in Wazir Mansion auf der Halbinsel Kathiawar, Karatschi, geboren, der aus der Provinz Sindh nach Kathiawar emigriert war. Sein Großvater war ursprünglich Hindu und gehörte der gleichen Kaste wie Mahatma Gandhi an, bevor er den Islam annahm und zu den Bohoras gehörte. Seine Familie gehörte den Ismaeliten an. Dschinnah durchlief die Schulzeit auf verschiedenen Schulen bis an die High School der christlichen Missionsgesellschaft in Karatschi. Die Sprache seiner Familie zu Hause war Gujarati, aber Mitglieder des Haushalts sprachen Kutchi, Sindhi und Englisch.

1887 ging er nach London, um für Grahams Shipping and Trading Company arbeiten. Er wurde in einer arrangierten Ehe mit einer entfernten Verwandten namens Emibai verheiratet, die aber kurz nach ihrer Abreise nach London starb. Auch seine Mutter starb etwa um diese Zeit. 1894 kündigte Dschinnah seinen Job, um Jura in Lincoln’s Inn zu studieren und schloss 1896 mit einem Examen als Barrister ab.

Zusammen mit anderen indischen Studenten beteiligte sich Dschinnah an Naorojis Wahlkampagne für einen Sitz im britischen House of Commons. Er entwickelte Ansichten eines überzeugten Parlamentariers und Verfassungspolitikers, der für die indische Selbstregierung eintrat und gleichzeitig die Arroganz britischer Offizieller und die Diskriminierung der Inder verschmähte. Er zog nach Bombay und wurde ein glänzender und erfolgreicher Rechtsanwalt.

Während eines Ferienaufenthalts im Mount-Everest-Hotel in Darjeeling lernte Dschinnahh 1917 als Einundvierzigjähriger die siebzehnjährige Tochter seines engen, persönlichen hindusitischen Freundes Sir Dinshaw Petit, Rattanbai Petit („Ruttie“) kennen, in die er sich verliebte. Petit war so wütend über diese sich anbahnende Liebe, dass die Freundschaft darüber zerbrach und er einen Gerichtsbeschluss erwirkte, der es Dschinnah untersagte, Ruttie wiederzusehen. Doch Ruttie erwiderte Dschinnah Gefühle offenbar und brannte mit ihrem achtzehnten Geburtstag durch, um 1918 den vierundzwanzig Jahre älteren Dschinnah zu heiraten. Dafür konvertierte nominell zum Islam und nahm den Namen „Maryam“ an, den sie aber nie benutzte. Das Paar lebte in Bombay und reiste häufig durch Indien und Europa. 1919 gebar sie Dschinnah ihr einziges gemeinsames Kind, Tochter Dina Wadia. Die auf besonders enge Kleidung bedachte Frau trennte sich 1928 von ihrem Mann und starb ein Jahr später an einer Überdosis Morphium, die sie gegen eine chronische Kolitis eingenommen habe.

Ursprünglich erhielt Dschinnah im Indischen Nationalkongress Anerkennung, da er die politische Einheit von Hindus und Muslimen propagierte im Widerstand gegen die britischen Besatzer. Differenzen mit Mahatma Gandhi sollen die Ursache sein, dass Dschinnah 1920 die Kongresspartei verließ und im gleichen Jahr die Präsidentschaft der Muslimliga übernahm. Hier schlug er einen Vierzehnpunkteplan zur Sicherung der politischen Rechte der Muslime in einem befreiten Indien vor. Desillusioniert durch die Uneinigkeit innerhalb der Liga ging Dschinnah für viele Jahre nach London. Verschiedene Politiker drangen auf ihn ein, 1934 nach Indien zurückzukehren und die Liga zu reorganisieren.

Nach einer Rückkehr übernahm Dschinnah das Ziel einer Gründung eines unabhängigen separaten Staates der Muslime . Kritiker werfen ihm vor, dass er unter dem Einfluss der Briten auf deren "teile-und-herrsche-Politik" hereingefallen ist und britische Ziele mit umgesetzt hat. Allerdings stammt die Idee eines separaten Pakistan u.a. auch von Muhammad Iqbal.

Bei Wahlen 1946 gewann die Liga die meisten Sitze der Muslime und Dschinnah begann eine Kampagne mit Streiks und Protesten, um Pakistan zu erreichen, was allerdings in allgemeine Gewalt überall in Indien umschlug. Versuche Mahatma Gandhis die Teilung zu verhindern schlugen fehl.

Von muslimischer Seite wurde ihm zudem vorgeworfen, kein praktizierender Muslim zu sein und somit keine geeignete Führungsfigur, da er u.a. öffentlich Alkohol konsumierte.

Nach der Unabhängigkeit wurde Dschinnah der erste Generalgouverneur Pakistans und Präsident seiner verfassungsgebenden Versammlung. Bei der Eröffnung der Versammlung am 11. August 1947 stellte er die Vision eines säkularen Staates voran: „Sie mögen irgendeiner religiösen Kaste oder einem Glauben angehören – dies hat nichts mit der Aufgabe des Staates zu tun. Im Laufe der Zeit werden Hindus aufhören, Hindus und Moslems aufhören Moslems zu sein, nicht im religiösen Sinne, weil dies das persönliche Bekenntnis jedes Individuums ist, sondern im politischen Sinne als Bürger des Staates“.

Als Folge der Feindseligkeiten zwischen Hindus und Muslimen stimmte Dschinnah mit den indischen Verantwortlichen überein, einen raschen und sicheren Bevölkerungsaustausch im Punjab und Bengalen zu organisieren. Er besuchte die Grenzregionen zusammen mit indischen Politikern, um die Leute zu beruhigen und Frieden herzustellen und organisierte riesige Flüchtlingslager. Trotz dieser Anstrengungen reichten die Schätzungen bezüglich des Blutzolls von ca. 200.000 bis zu 1 Million Menschen. Die geschätzte Zahl von Flüchtlingen in beiden Ländern erreichten 12-15 Millionen.

Als Dschinnah von Kaschmirs Anschluss an Indien informiert wurde, verdammte er den Anschluss als illegitim und befahl das Einrücken der pakistanischen Armee was der Auftakt zu einem von Briten hervorgerufenen Konflikt wurde, der bis heute anhält.

Dschinnah hatte aufgrund einer frühern Rippenfellentzündung häufige Bronchitisanfälle. Seit Juni 1946 kannte Dschinnah die Diagnose seines Arztes: Tuberkulose. Lediglich seine Schwester und eine kleine Zahl enger Vertrauter kannten dieses Geheimnis. Er starb am 11. September 1948 an einer Kombination von Tuberkulose und Lungenkrebs. Nach seiner Beisetzung folgte der Bau eines massiven Mausoleums – Mazar-e-Quaid – in Karatschi, um ihn zu ehren; bei besonderen Gelegenheiten werden dort offizielle und militärische Zeremonien abgehalten. Das Gebäude gehört zu den imposantesten Gebäuden in Karatschi.

Dschinnahs Tochter Dina Wadia blieb nach der Teilung in Indien, bevor sie letztlich nach New York City umsiedelte.

Der frühere „Quaid-e-Azam International Airport“ in Karatschi, heute als Jinnah International Airport bezeichnet, ist der geschäftigste in Pakistan. Eine der größten Straßen in der türkischen Hauptstadt Ankara, die Cinnah Caddesi, ist nach ihm benannt. In der Hauptstadt des Iran, Teheran, ist eine der wichtigsten Schnellstraßen nach ihm benannt, während die Regierung eine Briefmarke in Erinnerung an seinen einhundertsten Geburtstag herausgab.

In dem 1998 gedrehten Film „Jinnah“ wird er als junger Mann durch den britischen Schauspieler Richard Lintern dargestellt, während der ältere Dschinnah durch den britischen Schauspieler Christopher Lee verkörpert wird. In Richard Attenboroughs Film Gandhi wurde Dschinnah durch den Theaterschauspieler Alyque Padamsee gemimt, der ihm äußerlich allerdings wenig ähnelte.

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