Chadidscha (a.)
Chadidscha bint Chuwailid (a.)

Aussprache: chadidscha bin chuwailid
arabisch: خديجة بنت خويلد
persisch: خديجة دختر خويلد
englisch: Khadijah bint Khuwaylid

?? - 10.9.-1 v.d.H.
565 - 619 n.Chr.

Bild: Altosmanische Miniatur aus dem Siyer-i-Nebi (1595 n.Chr.) s.u..

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Chadidscha bint Chuwailid (a.) war die erste und bis zu ihrem Ableben einzige Ehefrau des Prophet Muhammad (s.).

Sie wird auch Chadidscha al-Kubra (die Große) genannt.

Chadidscha (a.) war eine wohlhabende Kauffrau in Mekka und Tochter von Chuwailid, dem Verteidiger des schwarzen Steins. Muhammad (s.) wurde zum Teilhaber bei ihren Handelsgeschäften. Sie ist die allererste Muslima und sie unterstützte Prophet Muhammad (s.) mit all ihren Möglichkeiten.

Chadidscha (a.) hatte mit Prophet Muhammad (s.) drei Kinder: Fatima (a.), sowie die im Säuglingsalter verstorbenen Qasim und Abdullah. Prophet Muhammad (s.) hing mit besonderer Liebe an Chadidscha (a.).

Chadidscha (a.) spielte eine herausragende Rolle in der Frühgeschichte des Islam, als er gerade in der Gesellschaft am Wachsen war. Sie war zusammen mit Abu Talib (a.) einer der großen Förderer des Islam und der Muslime. Zu der Zeit, als die Muslime in größter Bedrängnis im Tal von Abu Talib während des Boykotts durch die Bewohner Mekkas waren, der drei Jahre andauerte, hielt sie durch, aufgrund ihrer großen Opferbereitschaft. Ihre Durchhaltekraft, ihre Zähigkeit, Weisheit und ihr unerschütterlicher Glaube an ALLAH und Seinen Gesandten waren wichtige Stützen des Islam während der ersten zehn Jahre. Sie war es auch, die den vor Faszination zitternden Propheten Muhammad (s.) in eine Decke einwickelte, als dieser von der ersten Offenbarung zurückkam.

Manche Geschichtsschreiber haben ihr nicht die Würdigung gewährt, die sie verdient, um ihre Rolle und die herausragende Rolle ihrer Tochter Fatimas (a.) zu Gunsten anderer späterer Ehefrauen zu relativieren. Die wenigen Biographien, die es über sie gibt, sind aus verstreuten Quellen zusammengetragen worden, und selbst jene sind nicht immer frei von Fehlinterpretationen.

Chadidscha al-Kubra (a.) war die Tochter von Chuwailid ibn Asad und gehörte zu dem Stamm der Quraisch. Ihre Familie war nicht nur berühmt für ihren Reichtum, sondern auch für ihren vorbildhaften Charakter. Sie waren Hanifen. Chadidschas Mutter hieß Fatima bint Zaida.

Chadidscha (a.) wurde im Jahre 565 n.Chr. geboren und starb am 10. Ramadan (Monat) ein Jahr vor der Auswanderung im Jahre 619 n.Chr. Über das Chadidschas (a.) Alter gibt es Kontroversen unter Muslimen.

Chadidschas (a.) Mutter ist ca. 575 n.Chr. gestorben, und Chadidschas (a.) Vater Chuwailid starb um 585 n.Chr. Seine Kinder erbten seinen Reichtum und teilten ihn unter sich auf. Chadidscha (a.) besaß eine solche außergewöhnliche Intelligenz und Charakterstärke, dass sie die Gefahren des Reichtums überwand. Sie hatte viele Geschwister, aber sie allein hatte den Geschäftssinn ihres Vaters geerbt. Nach dem Tod ihres Vaters übernahm sie sein Geschäft und expandierte es schnell. Mit dem Gewinn, den sie daraus zog, half sie den Armen, den Witwen, Waisen, Kranken und Behinderten. Wenn es irgendwo arme Mädchen gab, dann sorgte Chadidscha (a.) dafür, dass sie verheiratet wurden, und schenkte ihnen eine Mitgift. Einer ihrer Onkel beriet sie in geschäftlichen Angelegenheiten, und auch andere ihrer Familienmitglieder halfen ihr beim Management. Dadurch, dass sie eine weise Auswahl ihrer Handelsagenten traf, die ihre Waren zur rechten Zeit kauften und verkauften und ihre Karawane sicher geleiteten, wurde sie bald die reichste Geschäftsfrau in Mekka. Immer, wenn eine Karawane der mekkanischen Handelsleute die Stadt verließ, war die Menge der Waren von Chadidscha so groß wie die der anderen Geschäftsleute der Quraisch zusammen. Deswegen verliehen ihr die Bürger Mekkas den Titel: "Prinzessin der Quraisch", oder "Prinzessin von Mekka".

Nur wenige Mekkaner gehörten vor der Verkündigung des Islam nicht dem Götzendienst an. Eine dieser wenigen war Chadidscha (a.). In diesem Zusammenhang gibt es einige widersprüchliche Angaben der Geschichtsschreiber. Manche behaupten, dass Chadidscha (a.) in ihrem Monotheismus von einem Verwandten namens Waraka ibn Naufal beeinflusst worden sein soll. Allerdings ist dessen Existenz zweifelhaft.

Chadidschas (a.) Charakter und ihr Verhalten waren derart vorbildlich, dass sogar ihre arabischen Landsleute, die bekannt waren für ihre Eitelkeit und ihren männlichen Chauvinismus, sie nicht nur "Prinzessin von Mekka" nannten, sondern auch "die Reine" [al-tahira], ein Titel, den auch ihre spätere Tochter Fatima (a.) innehaben sollte. Chadidscha (a.) gehörte zusammen mit Asia (a.), Maria (a.) und Fatima (a.) zu den vier gesegneten Frauen, die im Heiliger Quran erwähnt werden. Sie ist die wahre Mutter der Gläubigen (Heiliger Quran 33:6). Sie war es, die den Propheten Muhammad (s.) nach der ersten Offenbarung bedeckt hat (Heiliger Quran 74:56). Sie gehört zu den wenigen Quraisch, welche die bezüglich der gleichnamige Sure (106) beschriebenen Aufforderungen erfüllt. Überlieferungen [hadith] stellen das Vermögen Chahdidschas (a.), welches sie zum Schutz des Islam aufgeopfert hat, an die Seite von Dhul-Fiqar. Weitere Überlieferungen [hadith] verdeutlichen, dass die Aufforderung an die Heilige Maria (a.), sich mit den Niederwerfenden nieder zu werfen (Heiliger Quran 3:43) vor allem Chadidscha (a.) galt.

Was Chadidschas (a.) angebliche frühere Ehen anbelangt, so sind die Historiker verschiedener Ansicht. Manche sagen, dass sie vor ihrer Heirat mit Prophet Muhammad (s.) bereits zweimal verwitwet war, andere sagen nichts darüber bzw., dass sie nicht vorher verheiratet gewesen ist. Selbst wenn sie schon älter und zwei Ehen hinter sich gehabt hätte, hätte das ihre hohe Stellung bei ALLAH und dem Prophet Muhammad (s.) nicht gemindert. Aber es gibt berechtigte Zweifel daran, und manche Gelehrte äußerten auch den Verdacht, dass man die beiden früheren Ehen Chadidschas (a.) "erfunden" hat, um die These aufzustellen, dass eine spätere Frau des Propheten Muhammad (s.), die er als Jungfrau heiratete, seine "Lieblingsfrau" und einzige Jungfrau gewesen sei, was damals bei Arabern eine Auszeichnung war und vom Islam überwunden wurde, da der Islam Witwen und Geschiedene gleichermaßen würdigt.

Es gab viele reiche und einflussreiche Männer, die um Chadidschas (a.) Hand anhielten, aber sie lehnte sie alle ab, was auch Beweis dafür ist, dass sie zuvor nicht verheiratet gewesen ist. Ihre Weigerung, einen der Großen und Mächtigen der Mekkaner zu heiraten, gab Anlass zu viel Spekulation, welchen Mann sie denn nun wirklich heiraten würde.

Im Frühjahr des Jahres 595 n.Chr. versammelten die Mekkaner ihre Sommer-Karawane für die Reise nach Syrien. Auch Chadidscha (a.) hatte ihre Karawane bereit, aber sie hatte noch niemanden gefunden, der sie leiten würde. Abu Talib hörte davon und sah, das Muhammad (s.) für diese Arbeit qualifiziert war und schlug ihn vor. Wie die anderen Bürger Mekkas hatte auch Chadidscha (a.) von Muhammads (s.) Vertrauenswürdigkeit und Integrität erfahren. So willigte sie darin ein, Muhammad (s.) als ihren Karawanenführer einzusetzen. Sie schickte ihren Diener Maysara mit ihm mit, damit dieser die Bücher führen sollte. Maysara war überrascht von der Professionalität, mit der Muhammad (s.) die Handelsgeschäfte handhabte. Er bemerkte auch, dass Muhammad (s.) trotz aller Beschäftigung mit Kaufen, Verkaufen und Investieren noch Zeit fand, sich in die Einsamkeit zurückzuziehen. Er wunderte sich zwar darüber, aber unterbrach ihn nicht dabei. Muhammad (s.) machte Rekordgewinne, die selbst Chadidscha (a.) noch nicht gemacht hatte, seit sie den Handel ihres Vaters übernommen hatte. Jeder, der ihm begegnete, war beeindruckt von seiner einmaligen Ausstrahlung. Maysara erzählte Chadidscha (a.) alles über Muhammad (s.), nicht nur über seinen enormen Erfolg bei den Handelsgeschäften, sondern vor allem über seinen Charakter und seine Persönlichkeit. Er war voller Bewunderung für Muhammads (s.) Geschäftssinn, aber noch mehr für seine Weitsicht, seine fehlerfreie Urteilskraft, Höflichkeit und Großzügigkeit.

Es wurde berichtet, dass eine der engsten Freundinnen Chadidschas (a.) namens Nafisa bint Munya es war, die den Ehekontakt maßgeblich herstellte. Durch dieses Arrangement wurde die Ehe derart eingefädelt, dass praktisch Chadidscha (a.) den Heiratsantrag machte, und über ihre Mittelsleute dem vergleichsweise armen Muhammad (s.) die Brautgabe zukommen ließ, die er ihr dann aushändigen konnte, so dass weder sie noch Muhammad (s.) in der Öffentlichkeit das Gesicht verloren. Zwar war es damals noch üblich, die Brautgabe an den Vater der Braut zu übergeben, aber Chadidschas (a.) Vater war bereits verstorben (Heiliger Quran 93:8). Die Heirat erfolgte am 10. Rabi-ul-Awwal -26 v.d.H.

Als Chadidscha (a.) in Muhammads (s.) Haus eintrat, begann die glücklichste Zeit für sie, die 25 Jahre andauerte, bis zu ihrem Ableben. Vom ersten Tag ihrer Ehe an widmete sie sich ihrer neuen Aufgabe, ihren Mann glücklich zu machen. Ihre Ehe war auch mit Kindern gesegnet, sie bekamen zwei Söhne, Qasim und Abdullah, die allerdings beide noch im Kindesalter starben. Ihre Tochter Fatima (a.) überlebte das Kindesalter.

Manche Historiker behaupten, dass schon vor Chadidschas (a.) Heirat mit Muhammads (s.) drei Mädchen in ihrem Hause lebten, Zainab, Ruqaya und Umm Khulthum. Sie waren allerdings die Töchter ihrer verstorbenen Schwester. Deren Vater war schon früher gestorben, und so brachte Chadidscha (a.) sie in ihr Haus. Nachdem ihre beiden Söhne so früh gestorben waren, wurde sie auch durch Imam Ali (a.) getröstet, der in ihrem Haus groß wurde. Abu Talib kannte frühzeitig den hohen Wert des Propheten Muhammad (s.) und bat ihn daher, seinen jüngsten Sohn Ali (a.) zu sich zu nehmen. Als Ali (a.) ins Haus des Prophet Muhammad (s.) und Chadidschas (a.) kam, war er sechs Jahre alt. Muhammad und Chadidschas (a.) erzogen ihn und umgaben ihn mit ihrer Liebe.

Es gibt viele falsche Darstellungen der ersten Offenbarung bei denen unter anderem Chadidscha (a.) ihren Mann überzeugt haben soll. In der wahrhaften Darstellung ist sie von Anfang an die erste, die sofort von ihm überzeugt ist. Der durch und durch von der ersten Offenbarung faszinierte Prophet Muhammad (s.) erreicht das Haus in einem Zittern der Faszination und bittet Chadidscha (a.), ihn in eine Decke einzuhüllen (Heiliger Quran 74:1 ff.). Sie war es auch, die ihren Ehemann nach der ersten Offenbarung als erste Frau sah.

Ihre Annahme des Islam führte zur Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Aber Chadidscha (a.) schaffte es, sich umzustellen und das harte Leben der jungen muslimischen Gemeinde zu teilen, indem sie all ihren Reichtum den Armen und Waisen schenkte. Sie organisierte ihr ganzes Leben neu, um es der Persönlichkeit Muhammad (s.) zu widmen.

Später beten sie zusammen mit Ali (a.) das erste Gemeinschaftsritualgebet in der Geschichte des Islam hinter Prophet Muhammad (s.).

Chadidscha (a.) war die ideale Mutter der Gläubigen. Als die kleine Auswanderung der unterdrückten Muslime nach Abessinien stattfand, steht nichts in den historischen Quellen darüber, wer ihre Karawanen ausstattete und die Reise finanzierte, denn die Muslime selber waren zu arm dazu. Es ist fast mit Sicherheit anzunehmen, dass Chadidscha (a.) die Reise finanzierte, da sie allein die Mittel dazu besaß.

Im 10. Jahr nach der Verkündung des Islam, ein Jahr vor der Auswanderung, starb Chadidscha (a.) unter den Strapazen kurz nach der Befreiung aus dem Tal von Abu Talib. Sie wurde im Dschannat-ul-Mualla beigesetzt, nachdem sie im Umhang des Propheten Muhammad (s.) eingewickelt worden war. Über ihrem Grab wurde Chadidschas (a.) Schrein errichtet, der später zerstört werden sollte.

Die Liebe des Propheten Muhammad (s.) zu Chadidscha (a.) war nicht sterblich, sie dauerte auch nach ihrem Dahinscheiden fort und wurde sogar stärker. Keine seiner späteren Ehefrauen konnten Chadidschas (a.) Stelle einnehmen. Eines Tages kam eine alte Frau zu Prophet Muhammad (s.) mit einer Bitte. Er begrüßte sie herzlich, und war sehr besorgt aufgrund ihres Anliegens. Als sie gegangen war, fragte Aischa, die bei ihm war, wer diese Frau denn sei. Prophet Muhammad (s.) antwortete: "Als Chadidscha und ich in Mekka waren, kam diese Frau sie von Zeit zu Zeit besuchen." Zu Lebzeiten hatte Chadidscha (a.) zahlreichen Leuten Großzügigkeit erwiesen, und auch nach ihrem Ableben hörte der Prophet Muhammad (s.) nicht auf, ihnen weiterhin Wohltaten zukommen zu lassen. In diesem Zusammenhang berichtete Aischa: "Wann immer ein Schaf oder eine Ziege geschlachtet wurde, ordnete der Gesandte Allahs an, dass das Fleisch zu den Damen geschickt werden sollte, die mit Chadidscha befreundet gewesen waren. Eines Tages fragte ich ihn, warum er das tat, und er antwortete: "Ich liebe all diese Leute, die Chadidscha (a.) liebten."

Aischa wird folgendermaßen zitiert: "Wenn immer der Gesandte Allahs das Haus verließ, um irgendwohin zu gehen, gedachte er Chadidschas, er lobte und segnete sie." Das erregte Aischas Eifersucht auf die Frau, die längst verstorben war. Prophet Muhammad (s.) half immer den Armen und Kranken. Bei so einer Gelegenheit fragte ihn Aischa nach dem Grund dafür. Er antwortete: "Chadidscha hat mir gesagt, dass ich diese Leute mit Freundlichkeit und Liebe behandeln soll. Es war ihr letzter Wunsch." Als Aischa das hörte, geriet sie in Zorn und rief: "Chadidscha! Chadidscha! Es scheint, als ob es für dich keine andere Frau auf der Erde gibt als Chadidscha!" Prophet Muhammad (s.) hatte grenzenlose Geduld, aber nach Aischas Wutausbruch sprach er eine Weile nicht mehr mit ihr. Bei einer anderen Gelegenheit sagte Aischa: "O Gesandter Allahs! Warum sprichst du die ganze Zeit über diese alte Frau? Nach alldem hat Allah dir bessere Frauen als sie gegeben." Prophet Muhammad (s.) sagte: "Nein, Aischa! Allah gab mir nie eine bessere Frau als Chadidscha. Sie glaubte an mich in Zeiten, in denen die Leute mich verleugneten. Sie gab all ihr Hab und Gut für mich hin, als die Leute mich boykottierten. Und Allah gab mir nur durch Chadidscha Kinder."

Chadidscha (a.) lebte nach ihrem Ableben in den Herzen der Gläubigen weiter. Nach ihr ist in Deutschland unter anderem die Khadija-Moschee Berlin benannt. Obwohl es in türkischen Moscheen eher unüblich ist, eine Kalligraphie über Chadidscha anzubringen, gibt es in der modernen Marmara Ilahiyat Moschee eine solche Tafel.


Miniatur aus dem Siyer-i-Nebi (1595). Chadidscha (rechts) engagiert Prophet Muhammad (s.) (in der Mitte in grün) als Karawanenführer. Sie lässt ihm ein neues Gewand und einen Turban reichen.


Miniatur aus dem Siyer-i-Nebi (1595). Chadidschas Haus wird vorbereitet und gereinigt für den Besuch einer Delegation, die im Namen des Propheten Muhammad (s.) um ihre Hand anhalten wird.

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