Die Büßer
Die Büßer, die Reuigen [tauwabin]

Aussprache: at-tawwaabuun
arabisch:
التوّابون
persisch:
توّابون
englisch:
Tawwabin

Bild: Plakat zum Film Muchtarname

.Bücher zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.

Als "Die Büßer" bzw. "die Reuigen" [tauwabin] werden diejenigen bezeichnet, die wenige Monate nach Aschura unter Führung von Sulaiman ibn Surad einen Aufstand gegen die Umayyaden in Kufa durchgeführt haben, der nach sechs Jahren niedergeschlagen wurde.

Der Aufstand der Büßer (Tauwabin) gilt als der erste Aufstand von Anhängern der Ahl-ul-Bait (a.) nach dem Ereignis von Aschura. An diesem Aufstand beteiligten sich Muslime aus vielen Regionen unter Führung von Sulaiman ibn Surad, um die Armee der Umayyaden in der Schlacht von Ayn al-Warda zu besiegen.

Der Begriff der "Büßer" ist darauf zurückzuführen, dass es Sulaiman ibn Surad und weitere waren, die Imam Husain (a.) nach Kufa eingeladen und ihm die Treue geschworen hatten. Danach hatten sie ihn aber am Tag von Aschura in Kerbela in Stich gelassen und fühlten sich später mitverantwortlich für das Massaker. Sie bereuten und wollten die Ermordung Imam Husains (a.) und seiner Getreuen rächen. Nach zahlreichen geheimen Sitzungen kamen sie zu dem Schluss, dass der einzige Weg, um diese Schande abzuwaschen, darin bestand, sich im Kampf dem Gegner zu stellen und Märtyrer zu werden. Als Argument wurde diesbezüglich auch der Heilige Quran (2:54) genannt.

So sammelten sich einige Monate nach Aschura ungefähr einhundert Schiiten im Haus von Sulaiman ibn Surad, der als einer der prominentesten und frommsten Männer von Kufa galt. Er sprach zu seinen Mitkämpfern: "Wir haben der Familie des Prophet (Muhammad (s.)) geschworen, sie zu unterstützen, haben es aber nicht getan. Wir haben gewartet, bis das Ergebnis des Ereignisses zu sehen war, bis der Sohn des Propheten getötet wurde. Jetzt wird ALLAH nicht mit uns zufrieden sein, bis wir gegen Imam Husains (a.) Mörder kämpfen. Schärft eure Schwerter und sammelt eure Pferde und eure Kraft, bis ihr zum Sammeln gerufen werdet."

Nach dieser Rede haben andere bekannte Schiiten wie Musayyib ibn Nadschaba al-Fazarai, Rifa'a ibn Schaddad al-Badschali, Abdullah ibn Wal al-Taymi und Abdullah ibn Saad al-Azdi ihm die Unterstützung zugesagt. Schließlich wurde Sulaiman ibn Surad zum Anführer des Aufstandes gewählt. Aus den vorliegenden Dokumenten wird deutlich dass vor allem zwei Ziele verfolgt wurden: Rache an den Mördern von Imam Husain (a.) und Übergabe der Macht an die Ahl-ul-Bait (a.).

Die Büßer hielten im Jahr 61 n.d.H. (680-681 n.Chr.) heimlich wöchentliche Sitzungen über die Entwicklung ihres Aufstands ab, in denen sie sich organisierten. Sie sammelten heimlich Waffen in Kufa, um sich auf ihren Kampf vorzubereiten. Drei bis vier Jahre dauerten die Vorbereitungen. Im Jahr 64 n.d.H. sandte Sulaiman ibn Surad Briefe an Saad ibn Hudhayfa, dem Anführer der Schiiten in al-Madain und Muthanna ibn Makhrama al-Abdi, einem bekannten Schiiten in Basra, um sie zum Aufstand einzuladen. Die Schiiten von Basra und al-Mada'in versprachen ihre Unterstützung.

Historiker vermuten, dass der Ausbruch des Aufstands Anfang Rabi-ul-Awwal des Jahres 65 n.d.H. (Mitte Oktober 684 n.Chr) datiert werden kann. Eine Armee unter Führung von Sulaiman ibn Surad bestehend aus mehreren Tausend Männern marschierte auf einen Ort namens Nuchayla zu, während sie ihre Parole riefen. "Ya la-tharat al-Husayn" (Arabisch: یا لثارات الحسین, O, Rächer von al-Husayn). Allerdings war Sulaiman ibn Surad enttäuscht, als eine große Gruppe von Schiiten von Basra und al-Mada'in, ihr Versprechen brachen. Von 6000 Zusgen hielten nur 4000 ihr Versprechen ein und kamen nach Nuchayla.

Man sagt, dass Muchtar ibn Abu Ubaida Thaqafi die politischen und militärischen Fähigkeiten von Sulaiman ibn Surad angezweifelt hat. Infolgedessen begannen weitere Truppenteile die Armee zu verlassen. Am 5. Rabi-ul-Awwal (23. Oktober 684 n.Chr) zog die restliche Armee von Nuchayla in Richtung Damaskus. Als die Armee Kerbela erreichte, stiegen alle von ihren Pferden und besuchten die Begräbnisstätte von Imam Husain (a.). Dort beteten sie, dass ihr Aufstand angenommen werden und ihnen vergeben werden möge. Die Armee zog weiter nach Ayn al-Warda und wartete dort fünf Tage lang auf das Eintreffen der umayyadischen Armee aus Damaskus.

Bevor die Schlacht begann, sagte Sulaiman ibn Surad sinngemäß: "Falls ich getötet werde, wird der Anführer der Armee Musayyib ibn Nadschaba, nach ihm Abdullah ibn Saad ibn Nufayl, nach seinem Tod Abdullah ibn Wal und Rifaa ibn Schaddad.

Am 25. Dschumada al-Ula 65 n.d.H. (10. Januar 685) standen sich die beiden Armeen in einer erbitterten Schlacht gegenüber. Die syrische Armee wurde von 'Ibn Ziyad angeführt.

Nach vier Tagen der Schlacht wurden viele der Büßer getötet. Ihre Anführer wurden nacheinander getötet und die wenigen verbliebenen Soldaten wurden umzingelt. Sie hatten keine andere Wahl, als sich unter der Führung von Rifa'a ibn Schaddad al-Badschali zurückzuziehen. Auf dem Rückzug trafen sie Schiiten aus Basra und al-Mada'in, die nun doch gekommen waren, um ihnen zu helfen. Es war zu spät. Die Truppen zogen sich zurück

Als die besiegte Büßer-Armee Kufa erreichte, versprach Muchtar ibn Abu Ubaida Thaqafi, der inhaftiert war, Sulaiman ibn Surad und die anderen Märtyrer zu rächen, um das Martyrium von Imam Husains (a.) ebenfalls zu rächen.

Bei aller Niederlage verweisen die Historiker darauf, dass es die erste organisierte Aktion einer großen Zahl von Schiiten in der Geschichte war. Allerdings bliebt unklar, wie der amtierende Imam dazu stand.

Ein sehr umfangreicher Film über diese Bewegung wurde 2009 unter dem Titel Muchtarname in der Islamischen Republik Iran veröffentlicht.

Imam Chamene'i sagte bei seiner Botschaft zu Aschura im Jahr 2010 n.Chr.: "Eine Anzahl von Einwohnern der Stadt Kufa hat einige Monate nach dem Aschura-Ereignis unter der Bezeichnung "Tauwabin“ (die Reuigen) sich zum Aufstand erhoben und fand den Märtyrertod. Sie bekannten sich zu Imam Husain (a.) und - so Gott will - werden sie dafür von Ihm belohnt. Aber sie haben die Pflicht, rechtzeitig zu handeln, versäumt, weil sie den entscheidenden Augenblick und die Aschura-Frage nicht erkannt haben."

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