Abdülaziz I.
Abdülaziz I.

Aussprache: abdül asis
arabisch:
عبد العزيز الأو
persisch:
englisch: Abdu'l-Aziz

9.2.1830 - 4.6.1876 n.Chr.

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Abdülaziz ist am 9. Februar 1830 geboren und starb am 4. Juni 1876. Von 25. Juni 1861 bis zu seinem Ableben war er der 32. Sultan der Osmanen.

Er erhielt die für einen Thronfolger übliche Eliteerziehung und lebte als Thronerbe in der traditionellen Zurückgezogenheit. Als er seinem Bruder Abdülmecit I. 1861 auf den Thron folgte, regten sich große Hoffnungen. Er galt als sparsam und mäßig. Er erklärte, sich mit einer Frau begnügen zu wollen, lenkte durch die Bestätigung der Reformen des "Hatt-i Şerif von Gülhane sowie des "Hatt-i Hümayun" seines Bruders. Letztendlich blieben aber seine Reformen oberflächlich und sein Heerwesen verschlang große Teile des Staatskapitals. Durch verschiedene Anleihen, die er aufnahm finanzierte er neben der Armee auch seine Neigungen zu kostspieligen Reisen und Jagdvergnügungen. Die ersten "jungtürkischen" Regungen untergruben die innerislamische Einheit im Staatswesen, die auch durch Aufstände im Balkan untergraben wurde.

Abdülaziz ernannte 1871 Mahmud Nedim Pascha zum Großwesir und betrieb den Plan, anstatt seines Neffen Murad, den die alte Thronfolgeordnung bestimmt hatte, seinen Sohn Yusuf Izzedin zum Erben des Reichs ernennen zu lassen. Um dies vorzubereiten, hatte er schon 1865 dem Vizekönig von Ägypten durch besondere Zuwendungen auf seine Seite gebracht. Mit Russland verhandelte er über einen Staatsstreich mit russischer Hilfe, um die alte Thronfolgeordnung umzustürzen. Geblendet von dem Verlangen, seinen Sohn auf den Thron zu bringen, ließ er sich 1875 vom russischen Botschafter Ignatiew verleiten, den Staatsbankrott zu erklären.

Das war unter anderem auf seinen sehr umstrittenen Umgang mit dem Staatshauhalt zurückzuführen. So unterstützte er unter anderem im Jahr 1972 den Bau des Richard-Wagner-Festspielhauses mit 900 Talern. Es wurde darauf zurückgeführt, dass er ein Liebhaber der schönen Künste gewesen sei.

Der Verlust an Autorität und Kontrolle über die Provinzen führte 1875 zu Aufständen in Bosnien, der Herzegowina und Bulgarien. Am 11. Mai 1876 kam es zu einem von islamischen Geistlichen geleiteten Aufstand in Istanbul gegen Mahmud Nedim und damit indirekt auch gegen den Sultan. Abdülaziz entließ Nedim zwar, aber es half nicht, seine Autorität wieder herzustellen. In der Nacht vom 29. zum 30. Mai 1876 von den neuen Würdenträgern Husseyin Avni, Midhat, Mehmed Rüschdi, Suleyman zur Abdankung gezwungen und am 4. Juni 1876 auf deren Befehl im Palast Tscheragan ermordet. Man gab vor, er habe sich mit einer Schere selbst die Pulsader aufgeschnitten. 1881 aber wurden die noch lebenden Paschas Midhat, Nuri und Mahmud wegen der Ermordung Abdülaziz unter Abdülhamid II. zum Tod verurteilt, jedoch nicht hingerichtet. Doch Midhat und Avni Pascha wurden einige Tage nach der Ermordung des Sultans, wiederum vom Schwager Abdülaziz: Prinz Hasan-Bey Barakay, dem Bruder seiner vierten Gattin Nesrin Kadinefendi ermordet. Prinz Barakay versuchte durch die Ermordung der Paschas den Tod seiner Schwester zu rächen, die ebenfalls Opfer jener Paschas geworden sein soll.

Sein Grab liegt in einem Schrein in der Nähe des großen Bazars "Kapali Carsi" in Istanbul zusammen mit Mahmut II. und Abdülhamid II. (Bild von 2006).

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